Zwölfuhrläuten Gemünden am Main in Unterfranken
Wanderer und Radler horchen auf, wenn es um Gemünden geht. Für beide Gruppen ist der knapp 10.000 Einwohner große staatlich anerkannte Erholungsort wichtiger Knotenpunkt ihrer Natur-Leidenschaft. Viele Fernnetzwege führen von hier in angrenzende Mittelgebirge oder laufen mitten durch die Dreiflüssestadt. Hier fließt die Sinn in die fränkische Saale und diese dann in den Main.
Gemünden wurde erstmals 1243 in einem Vertragswerk erwähnt. Vermutet wird, daß die Fischersiedlung aber schon früher von den Grafen von Rieneck zur Stadt erhoben wurde. Jahrhundertelang haben Juden, Katholiken und Protestanten in Gemünden in bester Harmonie zusammengelebt.
Zerstörung im Krieg
Die Synagoge wurde von NS-Schergen 1938 beim Pogrom zerstört, im März/April 1945 legten alliierte Fliegerbomben und Bodengeschütze zwei Drittel der Stadt in Schutt und Asche. Auch die ehemals gotische Pfarrkirche St. Peter und Paul wurde bis auf die Grundmauern zerstört.
Schon 1316 stand mitten in der heutigen Fußgängerzone eine kleine Petruskirche, 1341 wurde die Pfarrei gegründet. 1488 errichtete man auf den Altmauern einen gotischen Nachfolgerbau. Das heutige Langhaus sowie der Turm mit dem achtseitigen Spitzhelm wurden 1948 bis 1950 rekonstruiert.
Nachkriegs-Glockenquartett im Turm
Der Wiederaufbau als zweischiffige Hallenkirche fiel betont schlicht aus. Das Mittelschiff trägt ein Satteldach, das Seitenschiff ein Pultdach. Im Inneren zeigen zwei barocke Lindenholzfiguren die Kirchenpatrone Petrus und Paulus, das monumentale Epitaph von 1601 verweist auf Simon Hügel. Auch die holzgeschnitzte Muttergottes hat das Kriegsinferno überstanden.
1956/57 wurde der Kirchturm rekonstruiert und aufgestockt, dort verrichtet ein Nachkriegs-Glockenquartett seinen Dienst. Die bronzene Meßglocke aus dem 14. Jahrhundert zählt zu den ältesten Bayerns und ziert seit einigen Jahren stumm den Chorraum von St. Peter und Paul.