Zwölfuhrläuten Herchsheim in Unterfranken
400 Jahre ist es her, dass in der evangelischen Georgskirche von Herchsheim eine Kanzel aufgestellt wurde, wie es sie nur noch einmal in ganz Unterfranken gibt, in der Nachbargemeinde Giebelstadt.
Die Familie von Zobel, die dort ihren Stammsitz hatte, führte 1601 in beiden Dörfern die Reformation ein und beide Kanzeln zeugen auf gleiche Weise von der Bedeutung des Wortes in der evangelischen Glaubenslehre.
Bildprogramm der Kanzel
Der Bad Windsheimer Bildschnitzer Georg Brenck der Ältere versah dafür nicht nur den Herchsheimer Kanzelkorb mit den gängigen Abbildungen der vier Evangelisten in farbig gefasstem Schnitzwerk, sondern gestaltete die Tragsäule als nahezu lebensgroße Darstellung von Moses mit den Gesetzestafeln in der Hand. Den neu reformierten Herchsheimern sollte vor Augen stehen: die von Gott geoffenbarten Worte sind das Fundament des Glaubens.
Werke der späten Renaissance in Franken
Die Moses-Kanzel ist ebenso Zeugnis der späten Renaissance in Franken wie der beeindruckende Hochaltar aus gleicher Werkstatt. Hier steht das Kreuz als Symbol der Erlösung im Zentrum, darunter ist das letzte Abendmahl dargestellt.
Steinerne Kunstwerke sind die Grabmäler der Familie von Zobel, die in Wände und Boden des gotischen Kirchleins eingelassen sind. Die Dorfherren wurden 1696 wieder katholisch. Herchsheim dagegen behauptet sich bis heute selbstbewusst als evangelisches Dorf mitten im katholisch geprägten Ochsenfurter Gau – auch wenn 60 der 160 Einwohner katholisch sind. Aber auch sie beteiligen sich am Kirchendienst. Und gemeinschaftlich wird heute auch St. Georg als Kirchenpatron gefeiert.
Drei Glocken, die 1953 neu beschafft wurden, läuten dazu aus dem trutzigen Turm.