Zwölfuhrläuten Kitzingen in Unterfranken
Die Evangelische Stadtkirche Kitzingen steht am Mainufer, an dem Platz der Altstadt, den über tausend Jahre lang das im Mittelalter bedeutende Benediktinerinnen- und später das Ursulinenkloster einnahmen.
Gründerin und erste Äbtissin soll Hadeloga gewesen sein. In der Überlieferung wird sie als Tochter Karl Martells oder Karls des Großen bezeichnet, tatsächlich aber stammte sie wohl aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der Mattonen. Im Jahr 745 weihte der heilige Bonifatius das Kloster und schickte seine Vertraute Thekla in die fränkische Stadt.
Schauerliche Bluttat
Die Kitzinger unterstützten im Bauernkrieg die Aufständischen, plünderten 1525 das Kloster und brachen die Abteikirche "bis auf das gemeur" ab. Dafür ließ Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach nach der Niederlage der fränkischen Bauern 58 Kitzinger Bürger blenden und aus der Stadt jagen, weil sie vor den Unruhen gesagt hätten, sie wollten "keinen Markgrafen mehr sehen". Das Ereignis gilt bis heute als schauerlichste Bluttat des Bauernkriegs.
Die Benediktinerinnen-Abtei wurde 1544 aufgehoben, Ursulinen bezogen das Kloster und blieben bis zur Säkularisation.
Größtes evangelisches Gotteshaus
Die jetzige barocke von Antonio Petrini gebaute Stadtkirche bekam 1699 seine Weihe und ging 1817 an die protestantische Kirchengemeinde über. Mehrmals renoviert und umgestaltet - vor allem nach der Kriegszerstörung 1945 - beeindruckt das größte evangelische Gotteshaus in Unterfranken durch seine prächtige Westfassade, den 65 Meter hohen Barockturm und den weiten, hellen Saalraum im Inneren.
Das fünfstimmige Geläut wird angeführt von der über sechs Tonnen schweren Vaterunserglocke, in fis °, der tontiefsten Glocke Mainfrankens.