Zwölfuhrläuten Rappershausen in Unterfranken
Groß ist Rappershausen mit aktuell rund 200 Einwohnern nicht, doch der heutige Ortsteil der Gemeinde Hendungen im Landkreis Rhön-Grabfeld atmet Geschichte. Schon 1158 wird die Ansiedlung "Raperthusen" erstmals durch Kaiser Friedrich I. bekundet.
Sie liegt an einem der höchsten Punkte im Grabfeld, von hier aus lässt sich weit über die Region blicken. Noch heute steht am Ortsrand als Relikt des Kalten Krieges ein BRD-Wachturm, von dem aus in die kaum 1000 Meter entfernte DDR gespäht wurde.
Taufengel statt Becken
Ein ganz anderer Turm prägt schon viel länger das Ortsbild von Rappershausen, es ist der Chor- und Glockenturm der Evangelischen Kirche. Dessen untere Geschosse sind mittelalterlichen Ursprungs. Als an ihn das mit Satteldach bedeckte Langhaus nach Westen angebaut wird, erhält der Turm ein schieferverkleidetes Geschoss, das Uhrwerk und Glockenstuhl aufnimmt, alles bedeckt von einer geschwungenen Haube.
Bei der Innenausstattung der Kirche stechen vor allem drei Dinge ins Auge: ein nach dem Dreißigjährigen Krieg im Protestantismus verbreiteter Taufengel, der das übliche Taufbecken ersetzt. Die Kanzel wurde 1698 aufgestellt, sie wird dem einheimischen Schnitzer Peter Würll zugeschrieben. Der Kanzelfuß ist als grün gefasste Palme, Sinnbild des Lebens, ausgeführt; um deren Stamm windet sich das Spruchband "Viresco ad Vitam". Der Altar schließlich mutet katholisch an, stammt in der Tat auch aus der aufgelösten Kartäuserkirche von Ilmbach bei Kitzingen und steht erst seit 1972 am jetzigen Platz.
Glocke von 1716
Im mächtig gedrungenen Turm verrichten auch heute drei Glocken ihren Dienst. Die älteste, Jahrgang 1716, sollte im Zweiten Weltkrieg für Kriegszwecke eingeschmolzen werden, konnte aber 1950 beschädigt aus Hamburg heimgeholt werden. Die beiden anderen Glocken wurden 1950 in Erding gegossen, eine davon trägt die Inschrift "Herr gib uns deinen Frieden".