Zwölfuhrläuten Rieden in Unterfranken
Ein nicht allzu hoher, quadratischer, gelb-gestrichener Turm über spätromanischem Rumpf, darauf der "echtersche" Spitzhelm, ein schiefergedecktes Langhaus mit wenigen Spitzbodenfenstern - das ist, unverkennbar fränkisch, die Pfarrkirche von Rieden.
Sie ist der Heiligen Odilia aus dem Elsass geweiht, wahlweise auch Ottilie oder Ottilia genannt. Der Name geht zurück auf die blind geborene Schutzpatronin des Augenlichts, die, so die Legende, nach ihrer Taufe im Alter von zwölf Jahren plötzlich wieder sehen konnte und später ein Kloster gründete.
Fränkische Siedlung mit Privilegien
Rieden feiert in diesen Tagen sein 875-jähriges Bestehen. Das Dorf wurde nachweislich zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde an das Würzburger Schottenkloster vom Jahr 1142 erwähnt.
Möglicherweise, so vermuten Historiker, wurde diese fränkische Siedlung gezielt angelegt und mit Privilegien versehen. An dem fast quadratischen Platz vor der Kirche befanden sich wichtige Einrichtungen wie Rathaus, Gaststätte und Schmiede. Ein gewölbter, unterirdischer Gang soll noch heute vom Kirchturm zum Rathaus verlaufen. Die ganze Siedlung, das ist nachgewiesen, war einmal mit Hecken und Zäunen abgegrenzt. Es gab auch einmal zwei Tore.
Auszeichnung für Sanierung
Viel bestaunt in Rieden ist ein wunderschöner Fachwerkbau aus der Zeit der Renaissance. Er war einmal das Rathaus und wurde im Rahmen der Dorferneuerung von Grund auf saniert. Nach anfänglichen Bedenken in der Bevölkerung wegen der hohen Kosten erfreut sich das Alte Rathaus mit seiner historischen Hochzeitsstube gerade bei Brautpaaren großer Beliebtheit. Es wird vom rührigen Heimat-und Kulturverein betreut, der sich besonders darüber freut, dass das Projekt 2011 mit dem Staatspreis "Dorferneuerung und Baukultur" ausgezeichnet wurde.