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Zwölfuhrläuten Rüdenau in Unterfranken

Rüdenau ist mit knapp 750 Einwohnern die kleinste eigenständige Gemeinde im Landkreis Miltenberg, gehört politisch zur Verwaltungsgemeinschaft Kleinheubach. Besonders stolz sind die Rüdenauer auf ihr Gotteshaus, es ist der Hl. Ottilia geweiht, Schutzpatronin aller Augenleidenden.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 29.01.2023 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Rüdenau in Unterfranken

Ottilia wurde blind geboren, erlangte der Legende nach aber durch die Taufe ihr Augenlicht und wurde später Äbtissin. Ihre gotische Darstellung aus Holz in der denkmalgeschützten Kirche zeigt sie typischerweise mit Buch und Augenpaar.

Frühgotische Vorgängerin

Die Bauzeit der Urkirche in Rüdenau wird um 1200 vermutet. Schriftliche Dokumente, ein in die nördliche Außenwand eingemauertes  Sandsteinportal sowie ein in der Chorostwand sichtbarer Gewölbeschlussstein weisen auf einen frühgotischen Kirchenbau um 1250 hin. Den Bau des Kirchenschiffs im Jahr 1497 belegt der Grundstein mit spätgotischen Minuskeln. 1711 ersetzte man den baufällig gewordenen Chor durch den jetzigen. Die Erhebung zur Pfarrkirche im Jahr 1821 nutzten die Gläubigen, um das alte Kirchenschiff zu verlängern und zu erhöhen, es entstand das heutige Langhaus mit dem Kirchturm als Dachreiter.

Barocke Umgestaltung

Der Innenraum wurde barock umgestaltet. Von der alten Innenausstattung existieren noch ein gotischer Kruzifixus aus Holz sowie jeweils aus der Spätgotik eine Holz-Pieta und eine Darstellung der Hl. Barbara. Der Opferstock aus Sandstein stammt ebenfalls aus jener Zeit. Bei Renovierungsarbeiten Anfang der 1980er Jahre entdeckte und restaurierte man Reste von Rötelton-Malerei aus dem Ende des 15. Jahrhunderts an der nördlichen Innenwand des Kirchenschiffs.

Im eisernen Glockenstuhl von St. Ottilia verrichten auch heute drei Glocken ihren Dienst; dabei ist eine, in Tonart B gestimmt, selbstverständlich der Kirchenpatronin geweiht.  


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