Zwölfuhrläuten Steinach bei Bad Bocklet in Unterfranken
Im Jahre 1516 gehörte Tilmann Riemenschneider längst zur High Society von Würzburg. Er war ja nicht nur der berühmte und vielbeschäftigte Holzbildhauer- und Schnitzer, nein – Riemenschneider war wohlhabend, besaß Häuser und Weinberge und saß längst im Rat der Stadt, als er ein Kruzifix schuf, das die Kunstwelt als eines seiner schönsten Werke bezeichnet.
Es hängt – seit dem Jahr 1903 unübersehbar - im Chor der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Katharina in Steinach.
Riemenschneider-Kreuz auf dem Dachboden entdeckt
Zuvor stand oder lag das alte Kreuz aus Lindenholz mit dem ausgezehrten Christuskörper unbeachtet am Dachboden der Kirche, bis der damalige Ortspfarrer auf die lobenswerte Idee kam, es gründlich reinigen zu lassen. Der Restaurator in Aschaffenburg entfernte Schmutz und dicke Farbschichten und entdeckte beim Ablaugen im Rücken des Corpus einen Bleiwürfel. Er enthielt Reliquien und eine Pergamenturkunde, auf der Tilman Riemenschneider handschriftlich festgehalten hat, dass er der Schöpfer des Werkes ist. Somit ist das Steinacher Kreuz das einzige Werk des Bildhauers, für das die Urheberschaft durch den Künstler selbst belegt ist.
Königlich-bayerische Staatsraubzüge
Im 19. und 20. Jahrhundert ging in Steinach viel alter Kirchenschmuck verloren, so zum Beispiel Kanzel, Hochaltar und Seitenaltäre. Das gotische Sakramentshäuschen der Herren von Bibra befindet sich seit 1872 im Bayerischen Nationalmuseum München. Allein das Riemenschneider-Kreuz überstand, wie es in Steinach heißt, die "königlich-bayerischen Staatsraubzüge" in Franken. Offenbar haben auch die Beamten seinen Wert nicht erkannt.
Heuer nun feiert Steinach seinen genau 500 Jahre alten, garantiert echten Riemenschneider. Dazu läuten seit 2003 drei garantiert echte Bronzeglocken aus der Gießerei Perner in Passau.