Zwölfuhrläuten Weibersbrunn in Unterfranken
Weibersbrunn, ein ehemaliges Glashüttendorf im Herzen des Hochspessart, liegt im südöstlichen Landkreis Aschaffenburg - und verkehrstechnisch keine zwei Kilometer entfernt von der Autobahn A3. Menschen haben in der Gegend schon von alters her gesiedelt, doch die heute rund 2.000 Einwohner zählende Gemeinde Weibersbrunn wurde erst 1706 mit dem Bau einer Glashütte durch die Kurmainzische Spiegelmanufaktur gegründet.
Zum Kirchgang mussten die Katholiken des neuen Dorfes Jahrzehnte ins sechs Kilometer entfernte Rothenbuch marschieren. Auf die Dauer war dies sehr beschwerlich und zeitraubend. Erst 1754 genehmigte der Mainzer Kurfürst von Ostheim den Glasmachern den Bau einer kleinen Kapelle.
Kirche mit Spenden finanziert
Durch den florierenden Glashandel wuchs Weibersbrunn recht schnell, wurde 1764 sogar urkundlich bestätigte Pfarrei. Dann, 100 Jahre später, das Dilemma: viele Gläubige am Ort, doch die Glasproduktion wurde eingestellt, woher also Geld für den Bau einer größeren Kirche nehmen? St. Johannes Nepomuk wurde mit einer landesweiten Spendensammlung ermöglicht, das Gotteshaus in der Dorfmitte errichtet und 1864 feierlich eingeweiht.
Kunstwerke der böhmischen Schule
Der unverputzte Saalbau mit Satteldach und spitzem Westturm sticht optisch sofort durch sein Sandsteinquadermauerwerk ins Auge. Mitte der 1960er Jahre bauten die Weibersbrunner einen größeren Chorraum für mehr Gläubige an, was mit einem Teilabriss einherging.
Im Innenraum fallen zwei Objekte böhmischer Schule auf: zum einen die historische Kreuzigungsgruppe aus dem 16. Jahrhundert, eine Muttergottes mit Kind wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Böhmen in den Spessart verbracht.
Im Glockenstuhl von St. Johannes Nepomuk verrichtet ein Glockenquartett seinen Dienst. Die jüngste davon ist dem Heiligen Kilian geweiht und ergänzt seit dem Jahr 2014 die harmonische Klangleiter ihrer drei älteren Schwestern.