Zwölfuhrläuten Wipfeld in Unterfranken
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen. Der Satz von August Bebel ist auch den rund 1100 Wipfeldern bewusst, wenn sie in diesem Jahr ihr 1100-Jahre–Jubiläum feiern. Und der kleine Weinort an der Mainschleife zwischen Schweinfurt und Würzburg ist wahrhaft reich an sichtbaren Spuren der Vergangenheit.
Ein außergewöhnlicher Ortskern mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern, eingebettet in teils uralte Rebhänge - dazu jede Menge "großer Söhne" wie etwa der Erzhumanist Conrad Celtis oder der Aufklärer Eulogius Schneider. Und natürlich - auf einem Hügel über dem Dorf - die Pfarrkirche. Johannes dem Täufer geweiht steht sie mit ihrem mächtigen Julius-Echter-Turm an der Stelle der ursprünglichen Wehrkirche. Das Langhaus mit den wertvollen Deckenstuckaturen in Veroneser Grün, der Hochaltar mit den überlebensgroßen Heiligenfiguren und die beiden Seitenaltäre stammen aus dem späten 18. Jahrhundert.
Ausstattung nach Art der Beuroner Schule
Mit dem Ortsteil St. Ludwig ist Wipfeld durch einen Fährbetrieb verbunden. Fünf Schwefelheilquellen waren dort bis 1901 die Grundlage für einen Kurbetrieb. Anschließend kamen Benediktiner und errichteten die Klosterkirche zur Heiligen Familie im neoromanischen Stil mit der Ausstattung nach Art der Beuroner Schule. Seit 1963 ist das sehenswerte Gotteshaus der spirituelle Mittelpunkt der Schwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus. Sie betreiben in St. Ludwig eine heilpädagogische Jugendhilfeeinrichtung für Mädchen und junge Frauen, das Antonia-Werr-Zentrum.
Die vier Glocken der "Heiligen Familie" von 1950 stammen von der Gießerei Hamm in Regensburg. Ihre vier Schwestern in Wipfeld sind genauso alt und wurden bei Albert Junker in Brilon aus zinnfreier Bronze gegossen.