BR Heimat


62

2012 Glocken läuten die Weihnacht ein

In den mäandernden Strom der Zeiten – dass schon wieder Weihnachten kommt, zeigt wie reißend er ist – verankern wir gerne so etwas wie Flussmarken - sinnige Jahreszahlen, die ein wenig Übersicht in die Historie bringen sollen. Wie das Jahr 529 n. Chr.

Von: Georg Impler

Stand: 24.12.2012 | Archiv

2012: Glocken läuten die Weihnacht ein

Besagtes Jahr gilt als Endpunkt der Antike. Denn 529 nach Christus hat Kaiser Justinian die Platonische Akademie in Athen geschlossen und Benedikt von Nursia Montecassino gegründet. Symbolischer geht es kaum. Die heidnische Philosophie tritt zurück und die Regula Benedicti schickt sich an, das christliche Abendland zu formen. Das europäische Mönchstum beginnt, in einer von den Völkerwanderungswirren verwüsteten Welt Gesetz, Zeit und Recht wieder einzurichten.

Beten und arbeiten

Im Kloster Benediktbeuern wurden die "Carmina Burana" gefunden

Schlag und Klang der Glocken haben das Ihre dazu beigetragen, denn durch ihr "Signum dare", ihr "Zeichen geben", ordneten sie den Tages- und Jahreslauf, und damit das Leben der Menschen. Wo die Mönche den Glauben verbreiteten, brachten sie Landwirtschaft und Gartenkultur mit, Alphabetisierung und Krankenpflege, Baukunst und Medizin. Wenn dem antiken Philosophen harte Arbeit verachtenswert schien, so wurde sie den Benediktinern zur Würde und dem Gebet an die Seite gestellt - "ora et labora".
Das Kloster ließ keine Sklaverei zu, aber auch keinen Müßiggang. Unschätzbar, was die Klöster mit Ihren Skriptorien und Bibliotheken, ihren Gärten, Küchen und Apotheken, den Künsten und Gewerken, als Speicher des Wissen und als Horte der Bildung für Europas Kultur geleistet haben.

Stätten der Bildung und Orte der Zuflucht

Kloster Maria Einsiedeln in der Schweiz

Die großen Stifte und Abteien der Alpen zeigen nicht selten schon durch ihre Lage an ehedem ausgesetzten und unwirtlichen Orten, wo sie ihre Aufgabe sahen: Wegbereiter zu werden im Dienst des Glaubens und der Kultur, aber auch Zufluchtsort der Bedrohten und Beladenen. Doch entfalteten sie auch politische und wirtschaftliche Macht, geboten über Seelen- und Seelenheil oder zogen als Wallfahrtsstätten Hundertausende an. So konnten prächtige Kirchen und Klosterschlösser erbaut, höfischer Glanz und Prunk entfaltet werden.
Das Kloster Maria Einsiedeln, im Kanton Schwyz ist dafür ein Beispiel. Die Wallfahrtskirche mit der spätgotischen, schwarzen Madonna besuchen heute noch jährlich fast eine Million Pilger.

Klangvolle Namen

Für das Weihnachtsläuten 2012 hat Georg Impler berühmte Stifte und Abteien der Alpen besucht. All diesen Stätten ist nicht nur eine lange, teils über 1.200-jährige Geschichte eigen, sie verfügen auch über mächtige und klangschöne Glocken.

Berühmte Stifte und Abteien der Alpen

Marienberg

Das Benediktinerkloster im oberen Vinschgau liegt in 1.340 Meter Höhe und ist das höchstgelegene Benediktinerkloster Europas. Es wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Romanische Fresken aus dieser Zeit, die einen byzantinischen Einfluss erkennen lassen, konnten 1980 in der Krypta freigelegt werden.
Aus dem 12. Jahrhundert stammt auch das romanische Rundbogenportal der Klosterkirche. Besonders wertvoll ist im Tympanon die Steinplastik der "Schönen Madonna" aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Ihre heutige barocke Erscheinung verdankt die Klosterkirche Abt Jakob Grafinger, der sie in den Jahren um 1645 als barocke, dreischiffige Pfeilerbasilika umgestalten ließ.
Die Benediktinerabtei galt über Jahrhunderte als geistiges Zentrum des Oberen Vinschgau.

St. Peter

696 gegründet, ist das Benediktinerkloster St. Peter in Salzburg das älteste Kloster nördlich der Alpen. Bereits um 720 ist eine Kirche überliefert.
Das Kloster entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum für Bildung und Kultur, im Mittelalter besaß St. Peter eine berühmte Schreibschule.
Die heutige Klosterkirche stammt ursprünglich aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Der Bau der hochromanischen Abteikirche besteht im Grunde noch. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert wurden die Wände mit Malereien geschmück. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wichen die romanischen Apsiden dem heutigen rechteckigen Chorabschluss. Ihre völlige Innenumgestaltung erfuhr die Klosterkirche in den Jahren um 1770. Sie wurde komplett im Stil des Rokoko umgeändert und baulich leicht verändert.

Benediktbeuern

725 wurde das Kloster Benediktbeuern gegründet, 739 weihte der Hl. Bonifatius die Kirche. Karl der Große schenkte dem Kloster die Armreliquie des Hl. Benedikt und machte es zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.
Besondere Bedeutung erlangte die Bibliothek: 1250 befanden sich dort rund 250 Handschriften, darunter die berühmten "Carmina Burana".
1699 entstand die barocke Klosteranlage unter Mitwirkung bedeutender Künstler wie Georg Asam, Johann Baptist Zimmermann oder Ignaz Günther.
Nach der Säkularisation 1803 fiel das Kloster in weltlich-privaten Besitz. Der berühmte Forscher Joseph von Fraunhofer hatte hier seine Werkstatt und entwickelte ab 1808 optisches Glas. 1819 wurde das Kloster dem Staat zugeschlagen.
1930 erwarb die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos die Anlage und wandelte sie in eine Lehr- und Bildungseinrichtung um.

Neustift

1140 wurde das Kloster Neustift bei Brixen als Augustiner Chorherrenstift gegründet. Propst Konrad von Rodank ließ nach einem schweren Brand im Jahr 1190 eine dreischiffige Kirche errichten, 1198 wurde sie geweiht.

Im 15. Jahrhundert baute man die romanische Anlage im gotischen Stil um. Im Barock wiederum strebte man nach Licht und klaren Linien und gestaltete das Kircheninnere um: 1744 war die Barockisierung zum großen Teil abgeschlossen. Den Abschluss bildete die Errichtung des neuen Bibliothekstraktes mit seinem prachtvollen Rokokosaal.
Seit seiner Gründung war das Stift ein Zentrum für Kultuir und Kunst. Es beherbergt Schätze aus allen Stilepochen von der Romanik bis zur Gotik.
Der Stiftsgarten gilt für viele als Geheimtipp.

Admont

1074 gründete Erzbischof Gebhard von Salzburg das Benediktinerstift in der Steiermark. Die ersten Mönche kamen aus der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg. Das Kloster entwickelte sich zu einem bedeutenden spirituellen und kulturellen Zentrum des süddeutschen,österreichischen Raums.
1735 wurde die Klosteranlage barock umgebaut.
Ein Brand im Jahre 1865 zerstörte fast alles, ausgenommen die prachtvolle Bibliothek. Die Stiftskirche wurde als neugotisches Münster - dem Regensburger Dom nachempfunden - wieder aufgebaut.
Besonders berühmt ist Admont wegen seiner prachtvollen, barocken Stiftsbibliothek. Seit seiner Gründung sammelt und bewahrt das Kloster Kulturgüter. Seine Schreibschule war weit über die Grenzen hinaus bekannt. Mitunter wird die Stiftsbibliothek auch als "achtes Weltwunder" bezeichnet.

Seckau

Die Gründung Seckaus als Augustinerstift wurde 1143 von Papst Innozenz II. bestätigt. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden Zentrum: wertvolle Handschriften entstanden, die Basilika wurde vergrößert und diente als Gerichtsort.
Ein verheerender Brand im Jahr 1259 zerstörte große Teile des Stiftes. Die Stiftsgebäude wurden wieder errichtet, im 16. und 17. Jahrhundert entstand der mächtige Renaissancebau. Im Zuge der Türkenkriege verordnete Kaiser Joseph II., das Kloster aufzuheben.
Erst 1883 kauften Beuroner Mönche das Stift und füllten das Kloster wieder mit Leben. Allerdings mit benediktinischem. 1886 stürzte der Nordturm der Kirche ein, der Südturm musste abgetragen werden. Es entstanden zwei neoromanische Türme.
1887 wurde Seckau zur Abtei erhoben.


62