BR Schlager


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Ab nach Draußen Juli: Die Zeit der Hummeln und Platanen

Unser BR Schlager Gartenexperte Andreas Modery nimmt uns mit nach Draußen. Wer aufmerksam durch die Natur streift, kann jetzt einiges entdecken. Im Juli lässt die Platane ihre Borke fallen und auch bei den Hummeln tut sich einiges.

Von: Andreas Modery

Stand: 17.07.2024

Hummel auf Lavendelblüten | Bild: Andreas Modery

Von: Andreas Modery

Ihr "Mantel" hängt in Fetzen an ihnen, sie sehen wie frisch gezupft aus und die Fetzen liegen zu ihren Füßen! Die Rede ist von den beliebtesten Straßenbäume – wegen ihrer robusten Gesundheit trotz Abgasen in unseren Städten: die Platanen.

Warum die Platane ihre Borke verliert

Eines steht 100 % fest: Dieser Baum ist nicht krank! Es handelt sich hier tatsächlich um ein ganz normales Phänomen, das er zeigt. Denn Bäume müssen mal ihre Rinde wechseln und das machen sie alle sechs bis acht Jahre. Es ist wie bei uns Menschen: Wir stoßen unsere Hautschuppen ab. Im übertragenen Sinn macht die Platane dasselbe. Sie wirft ihre Borke momentan ab, weil sie im Wachsen ist. Sie hatte im Frühjahr viel Feuchtigkeit und die Temperatur, die sie liebt. Das löst bei der Platane die Lust zu Wachsen aus, deshalb fängt der Baum an, auch in die Breite zu wachsen. Wenn z.B. unser Bauch zu wachsen beginnt, wird die Hose immer enger und irgendwann reisst sie. Die Platane wird also immer dicker, die Borke reisst und wirft ihre Rinde ab. Bei anderen Bäumen wird die Borke eher nach außen gedrückt und bleibt haften. Die Platanen lassen die Borke fallen.

Die Technik des "Ausziehens"

Im Sommer saugen diese Bäume sehr viel Wasser aus dem Boden, dadurch wird der Stamm der Platane tagsüber ein ganz klein wenig schmaler. Das kann man nicht sehen, aber messen. Nachts dehnt sich der Stamm dann aus zu seiner normalen Dicke. Und dieser Unterschied macht so viel Bewegung, dass die Platane sich von der überschüssigen Borke trennt und sie fallen lässt.

Sobald die Platane nackt dasteht, beginnt sie schon an der Produktion eines neuen "Mantels". Unter dem abgeblätterten denkt man zunächst, dass man den blanken Holzstamm sieht – alles ist ganz hell. Aber dieser Eindruck wird nur deshalb erweckt, weil die neue Rinde noch sehr jung ist. Bald wird auch sie sich verfärben und verhärten.

Auch Hummeln können stechen

Hummel haben von hausaus einen starken Pelz und der lässt die Brummer mitunter etwas plump wirken. Und auch Hummeln können stechen. Das erlebt man bei den Hummeln aber sehr selten. Doch auch sie haben einen Wehrstachel, mit dem sie – wenn sie sich extrem bedroht fühlen– auch stechen können. Das heißt, nur die Königinnen und Arbeiterinnen können stechen, die Drohnen haben keinen Stachel.

Die Wohnung der Hummeln

Sobald eine Hummel von Blüte zu Blüte fliegt und auf der Suche nach Nahrung ist, dann weiß man, dass sie einen festen Wohnsitz (Nest) besitzt. Hingegen die Königinnen, die auf der Suche nach einer neuen Behausung sind, fliegen eher im Zickzack und "bodennah", um geeignete Plätze wie etwa Steinhaufen oder Erdlöcher zu finden.

Der Tod unter den Linden

Alljährlich im Hochsommer, also Juli-August – finden wir insbesondere unter Linden entlang unserer Straßen extrem viele tote Hummeln, Haben wir es mit einem hölzernen Massenmörder zu tun? Im dringendem Tatverdacht standen Krim- und Silberlinde, die beide ihren Ursprung nicht in Mitteleuropa haben. Seit etwa 1770 werden sie in Mitteleuropa angepflanzt, heute besonders gerne in Städten. Diese Linden sind resistent gegen Autoabgase, hitzeverträglich und haben auch keine Probleme mit Sommertrockenheit. Weitere Besonderheit: Die beiden Linden blühen sehr spät. So kam das Gerücht auf, dass ihr Nektar hummelgiftigen Zucker besitzen soll. Doch weder in Nektar noch in den Hummeln konnte das Gift nachgewiesen werden.

Hungertod – zu wenig Nahrung

Nach langer Forschung gelang es den Wissenschaftlern die wahre Todesursache festzustellen: Die Hummeln sterben an Hunger! Eine Hummel ohne Nahrung ist kraftlos und kann nicht mehr fliegen. Sie kann auch nicht mehr zu einer Nahrungsquelle fliegen um sich Futter zu holen. Auch ein Muskelzittern der Flugmuskulatur ist nicht mehr möglich um eine Betriebstemperatur von 30°C zu erreichen. Gerade diese Linden stellen die letzten großen Nektarquellen in der Vegetationsperiode dar. Während das Nahrungsangebot im Juni noch äußerst üppig ist und die Insektenvölker stark wachsen, wird Ende Juli die Nahrung knapp. Der Hunger der Insekten kann nicht mehr gestillt werden. So ziehen sich nach der vergeblichen Nahrungssuche in die ewigen Jagdgründe ein.

Dieser Nektarmangel betrifft alle Blütenbesucher auch Bienen & CO. Dass vor allem Hummeln vom Massensterben betroffen sind, liegt an deren Sammelstrategie: Hummeln legen anders als Honigbienen kaum Vorräte an. Außerdem gewöhnen sie sich nur sehr langsam an neue Pflanzen.


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