Das Fenster zur Welt Die Geschichte des II. Vatikanischen Konzils
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28. Oktober 1958
Johannes XXIII.
28. Oktober 1958
Ein neuer Papst
Nach dem Tod von Papst Pius dem XII. erwarten Rom und die Katholiken in aller Welt das Ergebnis des Konklaves. Im 11. Wahlgang wählen die Kardinäle Angelo Roncalli zum neuen Papst: Er nennt sich Johannes XXIII. Viele sehen den 77-Jährigen allerdings nur als Übergangspapst.
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25. Januar 1959
25. Januar 1959
Eine überraschende Botschaft
Johannes XXIII. versammelt 17 Kardinäle im Kapitelsaal der Patriarchalbasilika von St. Paul vor den Mauern. Völlig überraschend kündigt er im internen Kreis an, ein ökumenisches Konzil der Weltkirche einzuberufen. Als Ziel formuliert er: die Erneuerung der Kirche und ein "Aggiornamento", eine Verheutigung der Kirche. Der damalige Papst soll gesagt haben, er wolle ein wenig frische Luft in die Kirche lassen.
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17. Mai 1959
17. Mai 1959
Vorbereitung und Vorschläge
Die Kommission zur Vorbereitung des Konzils beginnt ihre Arbeit. Sie fordert weltweit 3.500 Bischöfe, Ordensobere und theologische Fakultäten auf, Vorschläge zu Beratungsthemen für das Konzil einzureichen. Es wurden zehn Kommissionen gegründet, die allerdings überwiegend mit Bischöfen und Ordensoberen besetzt waren, die der Kurie nahestanden. Der Papst konnte nur gegen Widerstände einige seiner Anliegen, vor allem zur Ökumene, einbringen.
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11. August 1961
11. August 1961
Ereignisse der Zeitgeschichte
Während sich die Kirche in Rom auf eine Öffnung zur Welt vorbereitet, beginnt das DDR-Regime quer durch Berlin eine Mauer zu errichten. Ein Zeichen totalitärer Machtausübung und eine bedrohliche Eskalation des Kalten Krieges zwischen Ost und West.
Und noch etwas passiert 1961, was indirekt auch auf das Konzil Einfluss nimmt. In Deutschland kommt die Anti-Baby-Pille auf den Markt.
Anfang der 1960er-Jahre beginnt in Afrika das Ende der Kolonialherrschaften. Vor und während des Konzils erhalten zahlreiche afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit. -
25. Dezember 1961
25. Dezember 1961
Weltweites Interesse
Johannes XXIII. verkündet die offizielle Einberufung zum Zweiten Vatikanischen Konzil für das Jahr 1962. Diese Ankündigung wird weltweit mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen. Die Erwartungen aber sind durchaus unterschiedlich. Es gibt gleichermaßen Begeisterung wie Skepsis. In Deutschland reagieren vor allem junge Theologen wie Joseph Ratzinger und Hans Küng positiv.
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11. Oktober 1962
11. Oktober 1962
Eröffnung des Konzils mit Symbolen
Das Zweite Vatikanische Konzil wird in einer großen Prozession mit rund 2.500 Bischöfen und zahlreichen Gästen anderer christlicher Kirchen feierlich eröffnet. Beim Einzug in den Petersdom zeigt das Konzil vordergründig noch ein altes und barock anmutendes Zeremoniell. Doch der erste Eindruck täuscht. Johannes XXIII. verzichtet auf die dreistöckige Tiara, die Papstkrone und trägt eine Mitra, eine Bischofsmütze als Zeichen der Kollegialität mit den Bischöfen aus aller Welt. In der Peterskirche steigt er vom päpstlichen Tragesessel und geht zu Fuß weiter.
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13. Oktober 1962
13. Oktober 1962
Erneuerer gegen Bewahrer
Schon in der ersten Plenarsitzung, in der die Besetzung der zehn Konzilskommissionen festgelegt werden soll, nimmt das Konzil einen dramatischen Verlauf. Die Konflikte zwischen den so genannten "Erneuerern" aus den Ortskirchen und den so genannten "Bewahrern" in der römischen Kurie treten offen zu Tage. Es geht um Macht und Einfluss, um Veränderung aber auch um die Wahrung der Fundamente des Glaubens.
Viele Bischöfe akzeptieren die vorausgewählten Kandidaten der Kurie nicht und fordern ein Mitspracherecht. -
3. Juni 1963
3. Juni 1963
"Il Papa buono" Johannes XXIII. stirbt
Johannes XXIII. hat für das Konzil zwar große inhaltliche Zielvorstellungen vorgegeben. Doch er ist kein Stratege. Er lässt den Beratungen ihre eigene Dynamik. Bald wird klar: Ohne Arbeitsstruktur, ohne Themenlisten und Zeitpläne würden die Sitzungen und damit das ganze Konzil im Sand verlaufen. Im November 1962 erfährt Papst Johannes XXIII. von seiner schweren Krebserkrankung. Im Dezember 1962 wird die erste Sitzungsperiode des Konzils ohne konkrete Ergebnisse abgeschlossen. Am 3. Juni 1963 erliegt Papst Johannes XXIII. seinem Krebsleiden.
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16. Juli 1963
1963
Kardinal Julius Döpfner
Der damalige Erzbischof von München und Freising, Kardinal Julius Döpfner (zweiter von rechts), war Mitglied der Zentralen Vorbereitungskommission zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Als einer von vier Moderatoren des Konzils – neben Kurienkardinal Grégoire-Pierre Agagianian, Giacomo Kardinal Lercaro und Léon-Joseph Kardinal Suenens – arbeitete er maßgeblich an den Beschlüssen mit. Döpfner stimmte mit Papst Johannes XXIII. überein und teilte mit ihm die Vorstellung einer Kirche, die sich selbst ständig überprüft und erneuert.
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29. September 1963
1963
Zweite Sitzungsperiode mit Paul VI.
Das Konklave wählt am 21. Juni 1963 den Mailänder Kardinal Giovanni Montini zum neuen Papst. Er nennt sich Paul VI., führt das Konzil weiter und eröffnet die zweite Session. Der neue Papst setzt bei der Fortführung des Konzils eigene Akzente. Insgesamt werden die Konzilsberatungen deutlich strukturierter und bringen auch erste Ergebnisse.
Papst Paul VI. greift aber immer wieder korrigierend in den Lauf des Konzils ein und ist gegenüber der vergleichsweise kleinen Gruppe von Traditionalisten im Konzil erheblich entgegenkommender. -
22. November 1963
22. November 1963
Attentat auf Kennedy
Wenige Tage später wird das Konzil erneut von weltpolitischen Ereignissen eingeholt. Am 22. November 1963 stirbt der amerikanische Präsident John F. Kennedy bei einem Attentat in Dallas.
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4. Dezember 1963
4. Dezember 1963
Die Reform der Liturgie
Als erstes großes und drängendes Thema berät das Konzil in der zweiten Sitzungsperiode eine lange überfällige Reform der Liturgie. Sie war seit Jahrhunderten nicht verändert worden. Am 4. Dezember erscheint das Reformdokument "Sacrosanctum Concilium". Als deutliches Zeichen der Öffnung der Kirche zur Welt werden künftig die Gottesdienste in den Landessprachen gefeiert. Die Priester wenden sich dabei den Gläubigen zu – eine 180-Grad-Wende in der Liturgie.
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19. November 1964
19. November 1964
Religionsfreiheit hart umkämpft
Ein herausragender kirchengeschichtlicher Meilenstein ist das Konzilsdokument "Dignitatis humanae" über die Würde des Menschen. Darin bekennt sich die katholische Kirche erstmals uneingeschränkt zur Religionsfreiheit jedes Menschen. Mit großer Mehrheit wurde in dem Dokument eine Korrektur des katholischen Absolutheitsanspruchs beschlossen. Das Dokument zur Religionsfreiheit ist somit auch eine späte, wenn auch nur indirekte Anerkennung und Bestätigung der UN-Deklaration der Menschenrechte.
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28. Oktober 1965
28. Oktober 1965
Aussöhnung mit dem Judentum
Die nachhaltige Aussöhnung der katholischen Kirche mit dem Judentum, den älteren Geschwistern im Glauben, war den Konzilsvätern ein ganz besonderes Anliegen. Zudem formuliert es ein klares Bekenntnis zur Ökumene. Der Dialog mit den anderen christlichen Kirchen, mit den Protestanten und der Orthodoxie wird ausdrücklich begrüßt. Das Gemeinsame und Verbindende in den christlichen Konfessionen soll künftig über das Trennende gestellt werden.
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7. Dezember 1965
7. Dezember 1965
Die Kirche in der Welt von heute
Als eines der letzten Dokumente des II. Vatikanischen Konzils wird die Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" - "Die Kirche in der Welt von heute" verabschiedet. Es ist das wohl ungewöhnlichste Dokument, das je auf einem Konzil der Kirche beschlossen wurde. Es erzielt eine große Wirkung in Seelsorge und Verkündigung.
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8. Dezember 1965
8. Dezember 1965
Der Geist des Konzils
In einer großen Zeremonie am Petersplatz wird das Zweite Vatikanische Konzil von Papst Paul VI. beendet. Dieses Konzil gilt als das wichtigste kirchenpolitische Ereignis des 20. Jahrhunderts. In den vier Sitzungsperioden sind insgesamt 16 wegweisende und verbindliche Dokumente erarbeitet worden, die schließlich zu vielen Themen eine Neupositionierung der katholischen Kirche festschrieben. Manche wichtige Fragen wurden nicht behandelt oder ausgeklammert. Insbesondere die Frage des Pflichtzölibats und die Frage ehelicher Sexualität.