Basketball in Bayreuth Als Post SV fing alles an
"918 Zuschauer. Ausverkauft." So hieß es früher Samstag für Samstag, wenn im Bayreuther Sportzentrum Bundesliga-Basketball geboten wurde. Die enge Halle war ein gefürchteter "Hexenkessel". Doch erst mit dem Umzug in die neu gebaute Oberfrankenhalle und dank eines sportverrückten Hauptsponsors stellten sich die bisher größten Erfolge ein.
Georg Kämpf, Richard "Buzz" Harnett, Michael Koch, Calvin Oldham, Alvin "Bo" Dukes, Derrick Taylor und und und - die Liste der Spieler, die sich bei den Basketballfans der Wagnerstädter unsterblich gemacht haben, ist lang. Doch die erfolgreichste Zeit des Bayreuther Basketballs liegt schon eine Weile zurück: Ende der Achtziger Jahre gab es zwei Pokalsiege (1988 und 1989) sowie eine Deutsche Meisterschaft (1989) zu feiern. Wenige Jahre später fanden sich die Oberfranken in der 2. Bundesliga wieder.
Zwei Jahrzehnte Bundesliga-Stammgast
Zwischen 1976 und 1999 spielte Bayreuth 21 Jahre - mit Ausnahme der Spielzeiten 1984/85 und 1992/93, als man jeweils ab- und im Jahr danach sofort wieder aufstieg - in der höchsten deutschen Spielklasse. Neben Teams wie Hagen, Wolfenbüttel, Gießen, Leverkusen und Bamberg gehörte Bayreuth zum "Establishment". 1999 folgte aus finanziellen Gründen der freiwillige Abstieg in die Regionalliga und der Neuanfang unter dem Dach des BBC Bayreuth, der 2010 als Meister der ProA den lang ersehnten Wiederaufstieg schaffte.
BR-Reporter Gottfried Oliwa über ...
Georg Kämpf
"Jüngster Spross einer Brüder-Dynastie, die Basketball- Bayreuth groß werden ließ. Scorer durch und durch, war maßgeblich beteiligt am Bayreuther Durchmarsch in den 70-er und 80-er Jahren bis in die 1. Liga."
(Georg Kämpf gehörte schon 1976 zu den Aufstiegshelden und blieb bis in die Achtziger Jahre die Bayreuther Identifikationsfigur schlechthin. 6.483 Punkte erzielte er in der Bundesliga und ist damit bis heute bester Bayreuther. Wurde später Verbands- und Vereinstrainer, ist heute als Nachwuchscoach wieder in Bayreuth)
Buzz Harnett
"Kalifornischer Sonnyboy, großer Kämpfer, widerlegte das Motto 'White men can't jump': Seine Rückwärtsdunks waren Legende, bildete mit Bo Dukes, Calvin Oldham, Mike Koch und Tony Reuß das Gerüst der Double-Mannschaft. Nie abgehoben, völlig ohne Starallüren. Ein toller Mensch."
(Richard "Buzz" Harnett spielte von 1979 bis 1983 und nach der Zwischenstation Leverkusen nochmals von 1985 bis 1990 für Bayreuth. Der 2,04 Meter große Center stand für spektakuläre Dunks und unbändigen Kampfgeist)
Alvin Bo Dukes
"Wohl der legendärste Bayreuther Basketballer. Nur 1,68 m großes Schlitzohr, dribbelte auch schon mal langen Centern durch die Beine; spektakuläre Show, aber auch Denker und Lenker mit dem Gefühl für die richtigen Entscheidungen auf dem Feld - das "Hirn" der Double-Mannschaft von 1989."
(Dukes spielte mit Unterbrechungen von 1988 bis 1991 für Bayreuth. Der US-Boy war aufgrund seiner spektakulären Spielweise nicht nur in Oberfranken eine Attraktion, sondern in der ganzen Liga)
Calvin Oldham
"Immer noch guter Freund von mir. Große Identifikationsfigur, der einzige schwarze US-Amerikaner, der perfekt Deutsch mit fränkischem Akzent spricht; dünn, lang, Sprungfedern in den Beinen, machte den letzten Korb zur Meisterschaft 1989. Später Trainer u.a. in Berlin. Ein Basketballer durch und durch. Und ein Riesen-Typ."
(Calvin Oldham gehörte von 1983 bis 1990 zum Kader und ist damit dienstältester US-Amerikaner. In der ewigen Bayreuther Korbjägerliste belegt der äußerst bewegliche Center hinter Georg Kämpf mit 4.512 erzielten Punkten Rang zwei)
Post SV: Aufstieg und Abstiegskampf
1976 stieg der Post SV Bayreuth erstmals in die Bundesliga auf. In den ersten Bundesligajahren kämpfte der Klub wie der oberfränkische Rivale aus Bamberg regelmäßig um den Klassenerhalt. Viele der Lokal-Derbys im Bayreuther Sportzentrum oder der Bamberger Graf-Stauffenberg-Halle sind bis heute legendär. In der Saison 1978/79 trafen sich beide Teams zum alles entscheidenden Abstiegs-Duell in Bayreuth. Der Post-SV um "US-Boy" Jonathan Chapman und die Kämpf-Brüder (damals war in der Bundesliga nur ein Amerikaner spielberechtigt!) sicherten sich mit einem Korb in allerletzter Sekunde den Sieg (81:79) und damit die Klasse, während Bamberg absteigen musste.
USC: Etabliert im Mittelfeld
In der Spielzeit 1979/80 machte sich die Basketballabteilung selbstständig und trat nunmehr als USC Bayreuth auf. Nach einer weiteren Saison, in dem Abstieg nur knapp entronnen wurde, ging es für den Universitäts-Sportclub aufwärts. Spieler wie Georg Kämpf, Buzz Harnett, Frank Hudson, Mike Boyle und Gottfried "Goofy" Oliwa, der heute als Reporter fürs Bayerische Fernsehen über seine Nachfolger auf dem Court berichtet, prägten diese Jahre. Damals etablierte sich der Verein im Mittelfeld der damaligen Zehner-Liga und trat immer mal wieder als Favoritenschreck in Erscheinung. Der Abstieg war von nun an kein Thema mehr in der Wagnerstadt. Vielmehr erreichte man in der Spielzeit 1981/82 unter Trainer Leopold Dejworek erstmals die Meisterschafts-Endrunde. Platz fünf war die bis dato beste Platzierung der Vereinsgeschichte.
Olympia USC: Europapokal und Fahrstuhl
Unter Tom Schneeman konnte der USC 1982/83 den fünften Platz wiederholen. Außerdem machte Bayreuth erstmals im Europapokal auf sich aufmerksam. Dank eines sensationellen Sieges in Tel Aviv erreichte der USC die Endrunde im Korac-Cup. Allerdings riss dies ein so großes Loch in der Vereinskasse, dass der nächste Schnitt kommen musste. Aus USC wurde Olympia USC Bayreuth. Doch der Name war nicht das einzige, was sich änderte. Die besten Spieler verließen den Verein, so dass es 1983 runterging in die 2. Bundesliga.
BG Steiner-Optik: Angriff auf die Spitze
Erst 1984/85 begann mit dem finanziellen Engagement der Steiner Optik GmbH (der Basketball-verrückte Firmenchef Carl Steiner wurde gleichzeitig Präsident) der größte Höhenflug. Leistungsträger wie Kämpf und Boyle wurden zurückgeholt, der BG Steiner Optik gelang der sofortige Wiederaufstieg und der Einzug ins Pokalfinale, wo allerdings der ASC Göttingen noch zu stark war.
Steiner: Pokaltriumph und Double-Sieg
Ein Jahr später war das nun in Steiner Bayreuth umbenannte Team endlich an der Spitze angelangt. Das "Double" in der Spielzeit 1988/89 ist bis heute der größte Erfolg in der Bayreuther Sportgeschichte und toppt sogar das Erreichen des Viertelfinales im Fußball-DFB-Pokal 1980 durch den damaligen FC Bayern-Bezwinger SpVgg Bayreuth. Die Meisterschaft machten Buzz Harnett, Alvin "Bo" Dukes, Calvin Oldham, Michael Koch, Anthony Reuß & Co. nach fünf dramatischen Finalspielen gegen Leverkusen klar. Daneben blieb auch der Pokal in Bayreuth. Bis zu 5.000 Fans feierten die erfolgreiche Mannschaft in der kurz zuvor eingeweihten neuen Oberfrankenhalle, bei deren Eröffnung am 5. November 1988 die Bayreuther einen 110:39-Sieg gegen Braunschweig feierten - den höchsten Sieg ihrer Bundesligageschichte.
Turbulenzen und Abstieg
Weitere zwei Spielzeiten gehörte Steiner zu den deutschen Topklubs, ohne aber nochmal einen Titel gewinnen zu können. Was dann folgte, war ein schleichender Abstieg. 1991/92 kam es - auch weil der Hauptsponsor seine finanzielle Unterstützung stark zurückfahren musste - zu einem großen personellen Schnitt und zum Absturz. Am Ende einer Spielzeit, in der fünf verschiedene Trainer die Mannschaft coachten, stand der Abstieg in die 2. Bundesliga. Zwar wurde der "Betriebsunfall" mit dem direkten Wiederaufstieg behoben und durch das zweimalige Erreichen des Playoff-Viertelfinals unter Trainer Calvin Oldham Hoffnung auf eine neue Erfolgsära geschürt. Doch in der Saison 1996/97 fiel die Mannschaft auseinander. Der Abstieg wurde gerade noch verhindert.
Basket Bayreuth: Abschied mit Schulden
Wieder mal unter einem neuen Vereinsnamen - Basket Bayreuth - startete man in die Saison 1997/98 und hielt abermals die Klasse. Ein Jahr später war dann aber erstmal Schluss mit Erstliga-Basketball. Ein Schuldenberg in Millionenhöhe drückte den Klub, der ohne Hauptsponsor nicht mehr mithalten konnten. Für elf Jahre sollte die Saison 1998/99 die zunächst letzte in der 1. Bundesliga gewesen sein.
BBC: Neuanfang, Konsolidierung, Wiederaufstieg
Sportlicher Abstieg, freiwilliger Rückzug in die Regionalliga, Entschuldung, wirtschaftliche und sportliche Erholung - so lassen sich in Stichworten die folgenden zehn Jahre im Bayreuther Basketball zusammenfassen. Als BBC Bayreuth erfolgte ein Neuanfang, der 2010 mit der Meisterschaft in der ProA und dem Wiederaufstieg in die BBL mündete. Dort schaffte die von Andreas Wagner trainierte Mannschaft in der Spielzeit 2010/2011 den Klassenerhalt, wenn auch nur sehr knapp und erst am letzten Spieltag.
Neue "Ära" mit Namenssponsor
Mit einer noch einmal auf vielen Positionen veränderten Mannschaft und dem neuen Headcoach Marco van den Berg (kam nach verpatztem Saisonstart für Wagner) steigerte man sich im zweiten Bundesligajahr und belegte Platz 13. 2012/2013 reichte es für das Team mit einem der niedrigsten Etats der Liga, zwar "nur" zu Rang 15. Dennoch war es, was die Punktausbeute angeht, die bisher erfolgreichste Saison. Nach tollem Saisonstart mit vier Siegen ging es zu Beginn der Rückrunde abwärts. Für Marco van den Berg kam Predrag Krunic - 2009 Deutscher Meister mit den EWE Baskets Oldenburg.
Mit Korner in die Zukunft
Doch auch Krunic blieb nicht lange. Er wurde von Michael Koch abgelöst, 1989 einer der Köpfe der Meistermannschaft. Koch stabilisierte das Team, das seit der Spielzeit 2013/2014 unter dem Namen medi Bayreuth firmiert. Die Zielvorgabe: Mit Hilfe des neuen Namenssponsors wollte man mittelfristig zu einigen anderen Teams aufschließen und sich endgültig in der Liga etablieren. Nach zwei Jahren unter Koch scheint dies gelungen.
Seit dieser Spielzeit wird das Team vom neuen Headcoach Raoul Korner (bisher in Braunschweig) berteut. In der siebten BBL-Saison nach dem Wiederaufstieg gelang als Tabellenvierter nun erstmals der Sprung in die Playoffs.