Technische Hilfsmittel im Fußball Torkamera und Chip im Ball künftig möglich
Strittige Torszenen im Fußball sollen künftig durch technische Hilfsmittel geklärt werden. Das FIFA-Regelkomitee "International Football Association Board" (IFAB) gab grünes Licht für Torkamera und Chip im Ball - allerdings vorerst nur bei bestimmten Wettbewerben. Diskutiert wurde das schon seit 2000 - eine Chronik.
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Februar 2000
Joseph Blatter in Oberhaching
22. Februar 2000
Tor oder kein Tor? Immer, wenn Schiedsrichter Fehlentscheidungen fällen, brandet die Diskussion um technische Hilfsmittel im Fußball auf. Joseph Blatter, Präsident des Weltfußballverbands FIFA, spricht sich gegen den von zahlreichen Verantwortlichen, Trainern und Spielern geforderten Video-Beweis aus. Stattdessen fordert er auf einem FIFA-Lehrgang in Oberhaching Profischiedsrichter. Und : Es soll ein akustisches Signal getestet werden, das nur dem Schiedsrichter signalisiert, ob der Ball mit vollem Umfang die Linie überschritten hat.
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März 2003
Joseph Blatter 2003
14. März 2003
Blatter schließt die Einführung einer Torkamera nicht aus: "Wenn wir ein System finden, das zuverlässig anzeigt: Tor ja, Tor nein - dann findet das meine Unterstützung."
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Februar 2005
Prototyp des Chip-Balls
23. Februar 2005
In einem Testspiel in Nürnberg rollt erstmals ein von Adidas entwickelter Chip-Ball, der beim Überqueren der Torlinie einen Piepton sendet. Das Erlanger Fraunhofer-Institut hatte gemeinsam mit der Firma Cairos schon 2002 begonnen, an einem Chip-System zu arbeiten. Empfangsantennen am Spielfeldrand fangen Hochfrequenz-Signale des Chips auf und können den Ball zentimetergenau orten. Der Schiedsrichter wird über eine spezielle Uhr mit Informationen über Tor oder Aus informiert.
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Mai 2005
Joseph Blatter 2005
11. Mai 2005
Blatter kündigt an, den Chip-Ball bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland einzuführen.
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September 2005
Spielszene U17 Costa Rica-USA
September 2005
Bei der U17-Weltmeisterschaft in Peru wird der Chip-Ball zum ersten Mal unter Wettbewerbsbedingungen getestet.
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Dezember 2005
Urs Linsi
5. Dezember 2005
Die FIFA erklärt in Leipzig, der Chip-Ball werde nicht bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eingesetzt. "Die Technologie ist noch nicht ausgereift genug", sagt Generalsekretär Urs Linsi.
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Juni 2007
Hawk-Eye-Anzeige in Wimbledon
2007
Das Überwachungssystem "Hawk-Eye" kommt bei den U20- und U17-Weltmeisterschaften in Kanada und Südkorea im Sommer zum Einsatz. "Hawk-Eye" ist ein computergestütztes System zur Ballverfolgung, das schon seit 2001 unter anderem im Tennis, Snooker und Cricket zum Einsatz kam. Hochgeschwindigkeitskameras nehmen den Ball aus verschiedenen Winkeln auf, aus den Einzelbildern kann die genaue Position ermittelt werden. Entwickelt wurde es vom britischen Mathematiker Paul Hawkins.
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Oktober 2007
Hochgeschwindigkeitskamera, wie sie bei "Hawk-Eye" zum Einsatz kommt
2. Oktober 2007
"Hawk-Eye" soll laut englischem Fußballverband in der Premier League getestet werden.
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Dezember 2007
Schiedsrichter neben einem Chip-Ball bei der Klub-WM
Dezember 2007
Bei der Klub-Weltmeisterschaft in Japan wird erneut der Chip-Ball getestet.
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Februar 2008
Alles im Blick? Eine Torkamera in einem Fußballstadion
6. Februar 2008
Die 50 führenden Schiedsrichter des Europäischen Fußballverbands UEFA treffen sich zum 16. UEFA-Fortgeschrittenenkurs im zyprischen Limassol. Diskutiert wird nicht nur ein strikteres Einschreiten bei unfairen Aktionen wie groben Fouls oder Festhalten im Strafraum. Die Schiedsrichter sprechen sich auch klar für die Einführung von Torkameras aus.
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März 2008
Ein Torrichter beim Europa-League-Spiel zwischen Genua und Prag am 17. September 2009
8. März 2008
Im schottischen Gleneagles stimmt das FIFA-Regelkomitee International Football Association Board (IFAB) gegen eine elektronische Torüberwachung. Stattdessen führen die Regelwächter Torrichter ein, die in der Europa-League-Saison 2009/2010 zum Einsatz kommen.
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März 2010
Joseph Blatter 2010
6. März 2010
In Zürich erklärt die FIFA im Rahmen ihrer 124. Jahresversammlung, von Tor-Technologien endgültig Abstand zu nehmen. Eine Woche später begründet Präsident Blatter die Absage mit den hohen Kosten. Stattdessen sollten die Erfahrungen mit Torrichtern in 144 Europa-League-Spielen ausgewertet und vom IFAb diskutiert werden.
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Juni 2010
Das umstrittene Nicht-Tor bei der WM 2010
27. Juni 2010
Im Achtelfinale der Fußball-WM in Südafrika prallt ein Lattenschuss der Engländer deutlich hinter der deutschen Torlinie auf. Der Schiedsrichter lässt weiterspielen. Zwei Tage später schließt FIFA-Präsident Blatter die Einführung von technischen Hilfsmitteln im Fußball nicht mehr aus.
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Juli 2010
Schiedsrichter Heribert Fandel in Altensteig-Wart
24. Juli 2010
Die 40 deutschen Erst- und Zweitliga-Referees kritisieren auf einer Tagung in Altensteig-Wart die Torrichterregelung und plädieren für einen Ball-Chip.
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August 2010
Michel Platini 2010
26. August 2010
UEFA-Präsident Michel Platini spricht sich in Monaco gegen jede Art von Torlinien-Technologie aus: "Dann würde der Schiedsrichter irgendwann überflüssig."
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Oktober 2010
Das umstrittene Nicht-Tor bei der WM 2010
20. Oktober 2010
Wegen der Fehlentscheidungen bei der Fußball-WM votiert das IFAB in Cardiff dafür, Tor-Technologien zu testen.
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März 2011
Ein Torrichter bei einem Europa-League-Spiel 2010
6. März 2011
In Cardiff können sich die FIFA-Regelhüter nicht zu Hightech auf dem Fußballplatz durchringen und verkünden, bei der Europameisterschaft 2012 zwei zusätzliche Torrichter einzusetzen.
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März 2011
Joseph Blatter 2011
27. März 2011
FIFA-Chef Blatter kündigt im französischen Fernsehen an, dass bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien technische Hilfsmittel zur Unterstützung der Schiedsrichter eingesetzt werden sollen.
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November 2011
Kamerasensoren in Torpfosten
24. November 2011
Der englische Fußballverband denkt über Torlinien-Technologien in der Premier-League-Saison 2012/2013 nach. Es wäre der erstmalige Einsatz im Profi-Fußball.
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März 2012
Chip-Ball und Uhrenempfänger für das Torsignal des "GoalRef"-Systems
3. März 2012
Vorentscheidung für die Torkamera: Das IFAB einigt sich im britischen Surrey, dass Torlinien-Technologien bereits bei der Klub-Weltmeisterschaft in Japan im Dezember und beim Confed-Cup 2013 in Brasilien zum Einsatz kommen könnten. Von insgesamt acht Kandidaten wurden zwei für die weitere Testphase ausgewählt: Das britische "Hawk Eye"-System und die "GoalRef"-Technologie des Erlanger Fraunhofer-Instituts.
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Mai 2012
16. Mai 2012
Die FIFA testet erstmals die Torkamera "Hawk-Eye" im Finale des Hampshire FA Senior Cups in England. Der Konkurrent aus Franken, "GoalRef", arbeitet anders: Ein niederfrequentes magnetfeldbasiertes Funksystem soll genau erkennen, ob der Ball in vollem Umfang hinter der Torlinie ist oder nicht.
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Juni 2012
Torpfosten mit Sensoren beim Länderspiel England-Belgien
2. Juni 2012
"Hawk-Eye" zum zweiten Mal in einem offiziellen Test. Beim Länderspiel zwischen England und Belgien sechs Tage vor dem Beginn der UEFA EURO 2012 kommt das System zum Einsatz bei der EM-Generalprobe der englischen Fußball-Nationalmannschaft im Londoner Wembley-Stadion gegen Belgien.
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Juni 2012
Das Nicht-Tor der Ukraine
20. Juni 2012
Im Vorrunden-Spiel der EM wird trotz der zusätzlichen Torrichter ein Treffer der Ukraine gegen England nicht anerkannt. FIFA-Chef Blatter twittert, die Torlinien-Technologie sei "eine Notwendigkeit". Was war geschehen? Englands John Terry hatte einen Schuss von Marko Devic erst hinter der Linie aus dem Tor gekrazt, der Treffer zählte nicht, Gastgeber Ukraine verlor 0:1 und schied aus dem Turnier aus.
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Juli 2012
Das Nicht-Tor der Ukraine
1. Juli 2012
In Kiew hält das UEFA-Exekutivkomitee trotz des Torrichter-Fehlers während der Europameisterschaftsvorrunde an seinem Nein zu technischen Hilfsmitteln im Fußball fest. "Ich bin absolut gegen die Torlinientechnologie. Was ist, wenn es ein Handspiel auf der Linie gibt, dann sieht das keine Technik der Welt. Wo sollen wir eine Grenze ziehen? Ich bin nicht nur gegen Torlinientechnologie, sondern gegen Technologie an sich", sagt UEFA-Präsident Michel Platini.
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Juli 2012
FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke in Zürich
5. Juli 2012
Das FIFA-Regelkomitee IFAB gibt in Zürich grünes Licht für die Einführung technischer Hilfen. "Natürlich ist es ein ganz entscheidender Tag für den Fußball. Es wurde jahrelang diskutiert. Nun haben wir eine klare Richtlinie", sagt FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Es sollen sowohl das Hawk-Eye-System als auch das GoalRef-System erlaubt sein. Eingesetzt werden die Systeme allerdings vorerst nur bei der Klub-WM im Dezember in Japan, dem Confederations Cup 2013 und der WM 2014 in Brasilien gelten. Der Deutsche Fußball-Bund will Torlinien-Technologien frühestens zur Saison 2013/14 einführen.