Sport - Olympia


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Gedenken an 1972 "Nur das IOC bleibt blind und taub"

Am Rande der Olympischen Spiele von London fand eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Attentats von 1972 statt. Dabei erhoben die Witwen der Opfer schwere Vorwürfe gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) und dessen Präsidenten Jacques Rogge.

Stand: 07.08.2012 | Archiv

Ankie Spitzer bei einer Gedenkfeier zum 40. Jahrestag des Olympia-Anschlags 1972 | Bild:  Timur Emek/dapd

110.000 Menschen, darunter US-Präsident Barack Obama hätten laut Ankie Spitzer eine Petition unterzeichnet und eine Gedenkminute für die elf israelischen Opfer vom 4. September 1972 während der Eröffnungsfeier von London 2012 gefordert. "Nur das IOC bleibt blind und taub", sagte Ankie Spitzer, die Witwe des damals umgekommenen Fechttrainers André Spitzer auf der Gedenkveranstaltung.

"Schande über Dich, IOC"

"Schande über Dich, IOC", rief sie vor 700 Gästen, darunter Bundesaußenminister Guido Westerwelle, IOC-Präsident Jacques Rogge und der stellvertretende britische Premierminister Nick Clegg. "Sie haben die elf Mitglieder der olympischen Spiele im Stich gelassen. Sie diskriminieren Sie, nur weil sie Israelis und Juden sind", sagte Ankie Spitzer. Rogge selbst hatte zuvor die Ehre der damals umgekommenen Sportler hochgehalten. "Wir schulden es ihnen, dass wir ihren Geist aufrechterhalten", sagte er, bevor er die elf Namen verlas.

Hintergrund

Bei dem Attentat 1972 bei den Spielen in München waren elf Mitglieder des israelischen Teams sowie ein deutscher Polizist ums Leben gekommen. Um das Gedenken an die Toten von München hatte es im Vorfeld der Spiele von London Diskussionen gegeben. Die israelische Seite wollte eine Gedenkminute für die Terroropfer während der Eröffnungsfeier durchsetzen. Das IOC mit seinem Präsidenten Jacques Rogge an der Spitze lehnte dies jedoch ab und entschied sich stattdessen für eine "Schweigeminute", allerdings vor der offiziellen Eröffnung der Spiele von London.

"Deutschland hat nicht vergessen"

Bundesaußenminister Guido Westerwelle auf der Gedenkveranstaltung

Bundesaußenminister Westerwelle machte auf der Gedenveranstaltung deutlich, dass Deutschland das Gedenken an die Opfer auf deutschem Boden immer bewahren werde. "Ich versichere Ihnen, dass Deutschland nicht vergessen hat". Desweiteren sagte Bundesaußenminister Westerwelle: "Deutschland blickt zurück in Trauer." Wir können die Toten nicht ins Leben zurückholen." Westerwelle betonte aber, es sei "unsere Pflicht, ihr Andenken in Ehren zu halten".

"Deutschland weiter an der Seite Israels"

Terrorismus, so der Bundesaußenminister, sei aber kein Phänomen der Vergangenheit. Das Attentat auf israelische Touristen in Bulgarien vor wenigen Wochen sei ein Hinweis darauf, dass Terroristen weiter ihren Hass und ihre Intoleranz versuchen zu verbreiten. "Deutschland steht weiter an Israels Seite. Wir werden nicht still sein, wenn Israel oder sein Volk bedroht werden", so der FDP-Politiker. Und weiter: "Unsere Beziehung ist nach vorne gerichtet. Deutschland und Israel sind Partner und Freunde."

Spiele vor 40 Jahren "in Schock erstarrt"

Olympische Sommerspiele 1972: Arabische Terroristen dringen ins olympische Dorf ein. | Bild: picture-alliance/dpa zur Bildergalerie Olympia 1972 Ein Attentat zerstört die heiteren Spiele

Die Olympischen Spiele 1972 in München sind auch die Spiele großer Emotionen: Weltrekorde, Ausnahmeathleten und der arabische Terroranschlag. [mehr]

Die Spiele von München seien das erste Weltereignis in Deutschland nach dem Horror der Nazizeit gewesen. "Es sollten freudvolle Spiele werden." Stattdessen seien die Spiele in einem Schock erstarrt. Der Angriff auf das israelische Team sei "ein Angriff auf die olympischen Werte der Fairness, des friedlichen Wetteiferns und des gegenseitigen Respekts" gewesen.


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