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Im Zickzack direkt in die Felsen 125 Jahre Heilbronner Weg

Einer der ältesten und einer der höchsten Höhenwege Deutschlands feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen: 1899 wurde in den Allgäuer Alpen der Heilbronner Weg eröffnet.

Von: Georg Bayerle

Stand: 06.09.2024

Bergtour in den Allgäuer Alpen: 125 Jahre Heilbronner Weg

Nach der landschaftlich wunderschönen Querung des oberen Wiesleskars wird es spannend: Im Zickzack führt der Weg direkt in die Felsen. Düster und bedrohlich schaut es aus, „schon ein bisschen angsteinflößend, weil der Abgrund direkt daneben liegt“, sagt Leo, der mit Vater und Schwester unterwegs ist. Die wilde Kulisse allein ist für weniger Geübte gewöhnungsbedürftig und durchaus eine Herausforderung, aber der Heilbronner Weg schlängelt sich dann überraschend gangbar durch die Felsbastion des Steinschartenkopfs.

Pionierarbeit vor 125 Jahren

Luftig am Steinschartenkopf

Die Route nutzt Bänder und Lücken im Fels. Wo kein Durchkommen war, kam damals, 1899, auch Dynamit zum Einsatz. Es war die Zeit der großen alpinen Erschließungen. Nach dem Bau der Rappensee- und Kemptener Hütte war der Alpenvereinssektion Kempten das Geld ausgegangen für einen hochalpinen Verbindungsweg. Auf der Suche nach Hilfe, ist dann die Sektion Heilbronn eingesprungen und hat vor 125 Jahren den Parade-Höhenweg der Allgäuer Alpen angelegt, der bis heute nichts von seiner Attraktivität verloren hat und besonders gepflegt wird im Oberstdorfer Wegenetz. Dabei wurde der Heilbronner Weg auch bei seiner letzten Sanierung im Jahr 2000 nie überversichert. Nur an wenigen Stellen gibt es Drahtseile oder die berühmte Eisenleiter auf den Gipfel, die meisten Passagen aber sind ungesichert.

Ein großes Ziel

Die berühmte Gipfelleiter

Weil er nicht schwierig ist, lockt er Viele als großes Ziel. Unterschätzen darf man den Heilbronner Weg dabei nicht: Trittsicher und schwindelfrei muss man sein auf dem drei Kilometer langen Steig durch abschüssiges Felsgelände. Mehr als einen Kilometer davon führt der Heilbronner Weg direkt über den Gipfelkamm. Vor allem der Ausblick ins aufgewühlte Gipfelmeer der Allgäuer und Lechtaler Alpen ist atemberaubend. Ab der Mittagszeit quellen Wolken am Grat empor und wogen um Trettachspitze und Mädelegabel. Das ist alles so eindrucksvoll, dass auch das Wirtepaar von der Rappenseehütte immer wiederkommt. Meistens im Herbst, wenn die Saison vorbei ist, steigen auch Silvia und Andi auf die Gipfel hoch über der Rappenseehütte und bewundern „ihren“ Höhenweg. Obwohl so viele unterwegs sind, an guten Tagen sicher über 100 Bergsteiger, ist dieser Höhenweg nicht unfallträchtig, berichtet Hüttenwirtin Silvia Socher. Gelegentlich gibt es eine Platzwunde durch Steinschlag, aber schwere Unfälle sind selten.

Wildtiere in natürlicher Schönheit

Die Tiere sind ganz nah

Ein echtes Ereignis sind die Tiere am Weg: Meistens schon kurz nach dem Start im Bereich der Steinscharte sind Steinböcke zu sehen. Auch Murmeltiere und Schneehühner leben hier. Trotz der Popularität des Heilbronner Wegs ist die Naturlandschaft, die auf bayerischer Seite zum Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen gehört, in erstklassigem Zustand. Die Landschaftseindrücke mit Bergseen, Blumenwiesen und den schroffen Gipfeln sind einzigartig - heute wie vor 125 Jahren.

Wir haben eine bergaffine Familie auf dem Heilbronner Weg begleitet. Den Film zeigt das BR-Fernsehen am Samstag (7.9.) um 17:45 in der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“ und natürlich auch in der ARD-Mediathek.


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