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Klettertour mit Thomas Huber senior durch die Alte Westwand am kleinen Watzmann 85 und kein bisschen müde

Thomas Huber, der Vater, hat die Huberbuam schon als Kinder mit zum Klettern genommen. In diesem Sommer ist er 85 Jahre alt geworden und nun ist Alexander mit ihm dort geklettert, wo er als Bub mit dem Vater die erste Klettertour gemacht hat: am Kleinen Watzmann.

Von: Georg Bayerle

Stand: 14.09.2024

Auf den kleinen Watzmann: Klettertour mit 85: Der Vater der Huberbuam

Mit viel Luft unter den Fersen steht Alexander Huber auf einem kleinen Absatz mitten in der senkrechten Westwand des Kleinen Watzmann und sichert seinen Vater.

Alexander an der markanten Stelle

Mit ruhigen und sicheren Bewegungen klettert er den Fels hinauf. Diesmal am Seil von Alexander, damals vor über 40 Jahren war es umgekehrt: Die Alte Westwand des Kleinen Watzmann war die erste Klettertour für den zwölfjährigen Alexander und der war richtig aufgeregt: Die Tourenbeschreibung hatte er auswendig gelernt und richtig Angst vor der Schlüsselstelle, die er jetzt als einer der weltbesten Extremkletterer erstmals wieder angeht. Er erinnert sich genau: Ein Felswulst drängt den Kletterer hier bei einer Querung frei über den Abgrund hinaus und beim Blick nach unten, um die Zehen gut zu platzieren, schaut man direkt ins Leere. Damals hatte Alexander hier „den Zitterer“ gehabt, aber der Vater hat ihm gut zugeredet und die Griffe und Tritte gezeigt.

Die Begeisterung des Vaters

Am Gipfel

Die Kinder wurden mitgerissen von der Begeisterung des Vaters. Thomas Huber hat in der Bank gearbeitet, aber im Herzen ist er Bergsteiger. Das Watzmannmassiv im Nationalpark Berchtesgaden war immer ein Fixpunkt, auch wenn die Touren, vor allem der Söhne, bald um die ganze Erde führten. Angst um seine Söhne habe er nie gehabt, sagt Thomas Huber heute. Er hatte großes Vertrauen in ihr Können und ihren Umgang mit Risiko und Gefahr, schließlich hatten sie die Grundbegriffe des Bergsteigens bei ihm selbst gelernt. Am liebsten hätte er selbst so ein Leben gelebt, sagt Thomas Huber, aber er gönne den beiden Söhnen ihr erfülltes Leben mit den Bergen.

Vater und Sohn-Touren

Tiefblick auf Königssee und Steinernes Meer

In den vergangenen Jahren ist Thomas mit seinem Sohn Alexander schwierige und lange Routen geklettert: die Bonatti am Grand Capucin im Montblancgebiet, den Torre Trieste in den Dolomiten und in den Picos de Europa in Spanien. Und er begleitet ihr Leben bis heute, als Fahrer auf den Vortragstouren und am Berg. So ist auch diese gemeinsame Tour ein intensives und besonderes Erlebnis, wenn er mit einem seiner Kinder unterwegs ist. Man sieht und spürt es ihnen an, wie sie instinktiv und aufmerksam durch die Felswand schleichen. Der Berg ist ihr Freund, sie sind ein Teil davon. Über ein großartiges schräges Band zieht die Klettertour hinauf auf den Grat des 2300 Meter hohen Kleinen Watzmann, der auch auf dem Normalweg ein paar heikle Stellen hat. Und dann stehen sie nach 43 Jahren wieder auf dem Gipfel des Kleinen Watzmann: Thomas heute mit 85, Alexander mit 55 Jahren. Heute sagt er: „Es ist auch nie eine Selbstverständlichkeit. Jedes Mal darfst du dich wieder freuen, wenn du da oben stehst.“ 1500 Meter schimmert der Königssee. Im Süden liegen das Steinerne Meer und die Gipfel vom Hochkönig bis zum Dachstein. „Da hast du das Gefühl, du stehst über allen Dingen. Und ich freue mich da jedes Mal wieder.“ Ein Band mit den Bergen führt durch ihr Leben, über die Generationen hinweg und zu anderen Menschen, die diese Leidenschaft teilen. Auch der Abstieg verlangt dann noch einmal volle Konzentration an diesem Tag, an dem sich ein besonderer Kreis im Leben der Hubers geschlossen hat.

Auch ein Kamerateam ist mitgeklettert. Den Film zeigt das BR-Fernsehen in der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“.


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