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Berge als Inspiration Jazz-Trompeter Nils Wülker

Musik und Berge haben viel gemeinsam. Auch der Münchner Jazz-Trompeter Nils Wülker ist in beiden Welten zuhause. In den deutschen Jazz-Charts steht er ebenso an der Spitze wie im Gebirge.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 27.12.2024

Jazz-Trompeter Nils Wülker | Bild: Ralf Gantzhorn

„Wanderlust“ heißt einer der Songs, der auf Nils Wülkers diesjährigem Album „In Concert“ zu finden ist.

Mont Blanc Südwand

Für den herausragenden Jazz-Trompeter ist „Wanderlust“ ein Ausdruck von Freiheit und Fernweh sowie der Lust, Neues auszuprobieren. Gleichzeitig trifft der Musiktitel seine beiden Passionen sehr gut: Die Leidenschaft für die Musik und für die Berge, denn in beiden Welten gibt es besondere Momente und Hochgefühle. Der Münchner geht im Sommer gerne zum Bergsteigen in die Alpen, zum Klettern in die Dolomiten - und im Winter ist er so oft wie möglich auf Skitouren und beim Eisklettern unterwegs.

AreteForbes ersterTurm

Nils Wülker liebt das Draußensein in der Natur und die Bewegung. „Wenn ich in den Bergen bin, denke ich nicht an Musik. Aber wenn ich nach Hause komme, merke ich, dass es etwas mit mir gemacht hat. Es ist gut für meine Inspiration“, sagt der 47-Jährige. Es sei Abstand, Ausgleich und Inspirationsquelle zugleich. Als Jazztrompeter ist Nils Wülker sehr vielseitig, ob mit seiner Band, dem Münchner Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks oder im Duo mit dem Gitarristen Arne Jansen. Schon zum zweiten Mal steht ein Album von ihnen an der Spitze der deutschen Jazz-Charts. Sie sind auch privat gut befreundet, harmonieren in der Musik und auf der Bühne.

Klettern an Schüsselkarspitze im Wetterstein

Ein Duo ähnelt einer Seilschaft in den Bergen, denn beides habe mit Vertrauen und Zusammenspiel zu tun, sagt Nils Wülker. Er findet viele Parallelen zwischen der Improvisation in der Musik und dem Draußensein in den Bergen. Kletterrouten im siebten und achten Schwierigkeitsgrad sind ein Beispiel dafür, wenn er nur auf das fokussiert ist, was er gerade macht. Sowohl in der Musik als auch am Berg gibt es diesen gewissen Flow, wenn man eins wird mit dem, was man gerade tut.

Auf der Zugspitze am Biwak auf dem Jubiläumsgrat

Der berühmte US-amerikanische Schlagzeuger Vinnie Colaiuta hat einst gesagt: „Thought is the enemy of flow“. So ähnlich hat es auch ein ehemaliger Lehrer von Nils Wülker ausgedrückt: „Wenn du darüber nachdenkst, was du spielst, bist du eigentlich zu spät dran. Dann hinkt man eigentlich schon hinterher:“ Dieses völlige Im-Hier-und-Jetzt-Sein spürt auch das Publikum bei den Auftritten, beispielsweise bei den Ingolstädter Jazztagen, und ist entsprechend begeistert. Die Besucherinnen und Besucher schwärmen von dem Zusammenspiel von Nils Wülker und Arne Jansen, von der Reduktion der Instrumente, dem weichen Klang des Kornetts und den sphärischen Klangteppichen.

Auch 2025 stehen Konzerte im Duo, mit der Band und großen Orchestern auf dem Programm von Nils Wülker. Das sind schöne Aussichten für den Jazztrompeter, Komponisten und Bergsteiger, damit auch im neuen Jahr der musikalische Flow am Berg nicht abreißt.


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