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Neue Bergführer-Klientel auf der Zugspitze Weißbier und Weißwürste für Chinesen

In Folge der Wärme der vergangenen Wochen hat die Bergsaison an der Zugspitze wieder begonnen. Zwar liegen noch Schneereste, aber der Anstieg ist gut machbar. Vor 100 Jahren, als die Tiroler Seilbahn nur bis zur Bergschulter reichte, gab es einen regen Pendelverkehr von Bergführern mit den Touristen. Für die Bergführer aus Garmisch-Partenkirchen ist die Zugspitze nach wie vor das wichtigste Ziel, doch sie stellen fest, dass sich die Gästeklientel verändert hat.

Von: Georg Bayerle

Stand: 02.07.2016 | Archiv

Neue Bergführer-Klientel auf der Zugspitze | Bild: BR; Georg Bayerle

Schon zum dritten Mal in dieser Saison bringt Bergführer Franz Perchtold einen Gast auf Deutschlands höchsten Berg. Für die Bergführer im Werdenfelser Land ist der Zugspitzgipfel der Klassiker im Angebot - der Aufstieg über das Höllental und den Höllentalferner, die lange Route durch das Reintal oder sogar der anspruchsvolle Jubiläumsgrat.

Unterwegs auf neuen Wegen bei einer geführten Tour auf die Zugspitze

Natürlich ist jeder stolz, der es aus eigener Kraft auf Deutschlands höchsten Gipfel schafft. Doch während es früher meist Bergsteiger waren, die für eine besondere Tour wie etwa den Jubiläumsgrat einen Bergführer engagiert haben, sind es heute Gäste aus der Multisportkultur, die neben dem Surfen oder Mountainbiken auch mal das Klettern ausprobieren wollen und sich dafür einen Bergführer nehmen. Für die Franz Perchtold wiederum bedeutet das, dass er sich ganz anders mit seinen Klienten auseinandersetzen und die Gäste und ihr Können schneller kennenlernen muss.

In der Felsflanke am Höllentalaufstieg

Die Kundschaft an Deutschlands höchstem Berg ist heute viel breiter gestreut als früher, hat aber eines gemeinsam: Keiner will ein Risiko eingehen, und das sogar auf relativ normalen Wegen wie dem Aufstieg durch das Reintal auf den Zugspitzgipfel. Robert Krinninger hat hier schon Familien geführt, die statt Badeurlaub nun mal einen Bergurlaub machen.

Schlussanstieg auf den Zugspitzgipfel

Für die Garmischer Bergführer ist das gut: Das gesteigerte Interesse auf Nummer sicher zu gehen, verschafft ihnen mehr Aufträge, neuerdings auch durch zunehmend internationales Publikum. Thomas Schmitt hat erstmals zwei Chinesen hochgebracht. Oben wurden sie mit Weißbier und Weißwürsten empfangen. Größere Verständnisprobleme gab es dabei nicht, zumal einige Bergführer schon in China beim Führen unterwegs waren und die Mentalität der Asiaten kennen.

Das ersehnte Ziel: Deutschlands höchster Berg

Grundsätzlich aber hat sich der Führungsstil mit dem neuen Gästespektrum verändert, sagt Bergführer Christian Hessing. Früher ist man vor allem Raufgegangen, heute wird mehr hinterfragt, was vernünftig ist. Viele Gäste wollen nicht nur die Tour, sondern dabei auch etwas lernen, vor allem diejenigen, die mit dem neuen Trend zu Fitness und Gesundheit zwar den Bergsport für sich entdeckt haben, sonst aber wenig vom Alpinismus verstehen.

Bergführerstammtisch am Münchner Haus

So hat sich mit dem neuen Trend ins Gebirge auch der gesellschaftliche Zugang in den vergangenen Jahren entwickelt. Es ist nicht einfach nur der Gipfel, der zählt, auch bei einem so zeitlos attraktiven Ziel wie der Zugspitze.

Karte: Das Höllental

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Karte: Das Höllental


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