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Tolle Tattoos Auf den Marquesas-Inseln

Offiziell beginnt ja am 11.11.der Karneval, zumindest in Köln & Co. In Bayern lassen wir es mit dem Fasching a bisserl gemütlicher angehen, blicken im Rucksackradio aber doch auf eine Art „Maskierung“, genauer gesagt auf einen bleibenden Körperschmuck - Tatoos.

Von: Georg Bayerle

Stand: 09.11.2023 | Archiv

Auf den Marquesas-Inseln | Bild: tahititourisme.com

Das Wort Tatoo kommt vom polynesischen „tatau“. Sollten Sie den legendären Moby-Dick-Film vor Augen haben: der groß-artige Harpunier Queepeg verkörpert den typischen tätowierter Polynesier von der Inselgruppe der Marquesas – die befinden sich rund 1500 Kilometer nördlich von Tahiti. Auch Hermann Melville, der Schöpfer von Moby Dick, war auf den Marquesas und wurde auf der Insel Nuku Hiva zu dieser Figur inspiriert.

Den Menschen auf den Marquesas haben die Berge früher viel mitgeteilt, zum Beispiel, ob ein Feind auf die Insel kam. Die Berge beschützten die Familie, denn mit einem Hornruf vom Berg wurde das Dorf vor Gefahr gewarnt, erklärt Patrice. Sein einheimischer Name lautet übersetzt „Blitz“. Diesen Namen hat ihm seine Mutter gegeben als Anklang an den Gott des Wetterleuchtens, einen der alten Götter dieser tropischen Inseln mitten in der Weite des Stillen Ozeans.

Die typischen Tattoos.

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An den Gestaden der Südsee ragen bizarren Reste der aus dem Meeresboden gewachsenen Vulkane auf. 1200 Meter hoch ist der höchste Berg Nuku Hivas. Patrice, wie er mit bürgerlichem und damit kolonialfranzösischem Namen heißt, ist Bergführer. Von Kopf bis Fuß verläuft das typische dunkelblaue Tattoo über seine bronzefarbene Haut. Die triangelförmigen Muster symbolisieren die Berge, die Zahnreihen das Meer und die Fische. Er fährt mit dem Finger die Muster auf der Haut entlang während wir an einem Berghang im tropischen Regenwald stehen. Die Berge, sagt Patrice, repräsentieren unsere Mutter. Wie eine Mutter, die ihrem Baby Milch gibt, sind die Berge die Mütter der Pflanzen, von denen sich wiederum die Tiere ernähren, die letztlich von den Menschen als Nahrung gejagt werden. Wildschafe und Wildschweine spürt der großgewachsene und kräftige Marquesaner im Busch auf. Patrice, der „Gewitterblitz“, ist 40 Jahre alt, schaut aus wie 30 und führt das auf die gesunde Ernährung zurück. Alle Früchte aus der Natur sind Bioprodukte und gegessen wird, was die Natur bietet.

Unter dem Blätterdach eines Urwaldriesen, von dem ein Geflecht von Luftwurzeln herabhängt, tanzen die Marquesaner zu gepressten Atemstößen. Das urwüchsige Gehabe dieser wuchtigen tätowierten Typen passt so gar nicht zu den zierlichen Südseeklischees – und Naturburschen wie Patrice sind keineswegs weltfremd. Im Dorf hat er seinen allradgetriebenen Pick-Up, in Tahiti hat er studiert. Patrice gehört zu einer jungen Generation von Insulanern, die gebildet und modern sind, aber die alte Lebensweise wiederentdeckt haben, ebenso die alte Sprache und die Traditionen.

Auf einem schmalen Pfad geht es über einen Sattel in eine Bucht auf der anderen Inselseite. Was für ein Ausblick auf bizarr abfallende, dunkle Vulkanklippen und Palmen, die im Wind wippen! Unten macht sich gerade der Onkel von Patrice hinterm Haus zu schaffen und buddelt einen dampfenden Erdhügel auf. Im Holzfeuer aufgeheizte Vulkangestein wurde hier vor vier Stunden in ein Erdloch gerollt, darauf ein Schwein in Bananen und Süßkartoffeln gebettet und das Ganze dann mit Bananenblättern und Erde abgedeckt und gegart. Slow-Food im besten Sinne aus dem Erdofen unter Mango-Bäumen - Bio-Essen, wie es die Natur bietet und verbunden mit einem Dank an die mütterlichen Berge dieser verwunschenen Insel.


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