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Die kleine Bärenrunde bei Kuusamo in Finnisch-Lappland Bären & Beeren im hohen Norden

Die „Bärenrunde“ ist eine der berühmtesten Wanderrouten in Finnland. Sie liegt etwas unterhalb des Polarkreises im Oulanka-Nationalpark im Osten des Landes. Der Nationalpark erstreckt sich über eine Fläche von 269 Quadratkilometern.

Von: Petra Martin

Stand: 16.08.2024

Die kleine Bärenrunde bei Kuusamo in Finnisch-Lappland | Bild: BR; Petra Martin

Die „Bärenrunde“ ist kein Rundweg, sondern ein Weitwanderweg mit einer Länge von 95 Kilometern. Für Einsteiger oder Tagesausflügler eignet sich die 12 Kilometer lange „Kleine Bärenrunde“.

Blick in die Schlucht

Für unsere Wanderung im Oulanka-Nationalpark haben wir das passende finnische Wetter: Nieselregen, aber es ist nicht kalt. Wir – das sind die Teilnehmer eines Finnischkurses hier im Norden des Landes. Kursleiterin Laura hat für uns die „Kleine Bärenrunde“ – Pieni Karhunkieros – ausgesucht, weil das jede und jeder von uns schaffen kann. Außerdem möchte uns Laura hier zwei Sachen zeigen: zum einen die besondere Natur und Landschaft im finnischen Kiefernwald mit vielen Wasserfällen, zum anderen diese für Finnland so typischen Feuerplätze mit kostenloser Übernachtungsmöglichkeit.

Rauschende Fluß

Wir schultern die Rucksäcke und los geht’s in den finnischen Kiefernwald. Der Boden ist sandig, es fühlt sich beinahe so an, als wäre ich am Strand. Aber es duftet herrlich nach Nadeln und Harz - und immer wieder rauscht es. Gleich zu Beginn der Wanderung wartet eine Herausforderung auf mich: Eine Holzhängebrücke, die sich über den Fluss spannt und wackelt, sobald jemand über sie läuft. Ich habe zwar keine Höhenangst, aber wacklige Brücken sind nicht so mein Ding …   Danach führt der Weg in leichtem bergauf-bergab am Fluss entlang. Ist der Anstieg etwas länger, geht es über Holztreppen. Wir nähern uns bald dem nächsten Rauschen, das jetzt viel kräftiger ist. Ein Holzhaus steht hier und ein Schild verrät, dass es früher eine Mühle war. Wer mag, kann hier auch übernachten, wie gesagt kostenlos. Das Wasser schießt ohrenbetäubend über die Steine. In Finnland wirkt es oft schwarz – nicht so blau-grün wie bei uns in den Alpen. Deshalb sieht der Schaum fast aus wie bei einer Cola.

Hüttenrast

Der Wald besteht hauptsächlich aus Nadelholz, vor allem Kiefern. Auf dem Boden wachsen Preiselbeer- und Blaubeerbüsche. Keiner kann widerstehen, sie schmecken schön süß. Die Bären mit „ä“ bekommen wir auf der „Bärenrunde“ nicht zu sehen. Der finnische Landesjägermeister und Bärenexperte Stefan Pellas erklärt, dass auf einer sehr frequentierten Wanderroute Begegnungen mit Bären sehr selten sind, und es hier auch in der Vergangenheit keine Bärensichtungen gab. Schon eher trifft man auf halbwilde Rentiere. Wer will, kann am Rucksack aber ein kleines Glöckchen anbringen, das den Bären warnt. Etwas Lärm zu machen ist die beste Prophylaxe. Gefährlich könnte es allerdings werden, wenn man beim recht lautlosen Beerenpflücken unbemerkt zwischen eine Bärenmutter und ihre Jungtiere gerät. Dann sollte man langsam den Rückzug antreten, keinesfalls rennen und dem Bären nicht direkt in die Augen schauen. Ist der Rückzug nicht mehr möglich, legt man sich am besten auf den Bauch, schützt den Nacken mit den Händen, den Rücken mit dem Rucksack und hofft, dass der Bär nur neugierig an einem herumschnuppert ... Wir machen dagegen mit anderen für Finnland typischen Tieren Bekanntschaft: Mücken! Da hilft auch das Anti-Mücken-Spray nur bedingt.

Benimmregeln

Der Weg schlängelt sich weiter am Wasser entlang. Manchmal ist der Fluss nur zu hören, dann wieder blitzt das Wasser zwischen den Kiefern hindurch. Wir nähern uns einer Lichtung mit einer Hütte und einem Feuerplatz. Hier machen wir Rast, und zwar ganz typisch finnisch. Wir machen ein Feuer zum Würstlgrillen. Das Holz wird von der finnischen Forstverwaltung bereitgestellt. Maria hackt die Scheite, Firmin zündet einen Span an und Laura verteilt die Würste. Anders als bei uns gibt es nur Wurst – kein Brot oder andere Beilagen. Die Finnen lieben das Grillen, erklärt Laura. Sie hat schon als Kind ihre Wurst auf einen Stock gespießt und über den Flammen geröstet. Und deshalb hat sie jetzt auch bei den weniger erfahrenen Kursteilnehmern, die aus ganz Europa kommen, ein Auge drauf, dass die Würstl nicht verbrennen. Obwohl es nieselt, ist es eine gemütliche Pause am Feuer, bevor wir uns dann wieder auf den Rückweg machen. 


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