Wandern an der Makarska Riviera Unterwegs in Kroatien zwischen Biokovo und Brac
1248 Inseln gibt es vor der kroatischen Küste, und wer schon mal dort gewandert ist, der weiß: eine ist schöner als die andere! Allerdings sind nur fünf Prozent dieser Inseln bewohnt. Die meisten Eilande sind nur kleine Felskleckse im Meer. Als Wanderer kann man sich nun streiten, wo das Panorama eindrucksvoller ist: unten an der Küste, wenn man auf die gegenüberliegende Bergkette hinaufschaut, oder oben auf den Bergkämmen und Gipfeln, wenn man auf das Inselparadies hinunterblickt? Am besten man probiert beides aus.
Die Makarska-Riviera, die Region des karstigen Biokovo-Gebirges und der mitteldalmatinischen Küsten- und Inselwelt, ist ein Stein-Reich, vor allem die Insel Brac. Der hier abgebaute, nahezu blendend weiße Kalkstein wurde unter anderem im Weißen Haus in Washington und im Berliner Reichstag verwendet. Im Insel-Ort Pucisca kann der Wanderer bei der kunstvollen Verarbeitung des Steins zuschauen.
Tamara Blastic ist die Direktorin der dortigen Steinmetzschule. Wie sie erzählt, wird hier ausschließlich der einheimische weiße Kalkstein von Brac verwendet. Die Lehrlinge machen entweder eine dreijährige, handwerklich orientierte Ausbildung zum Steinmetz oder eine vierjährige, künstlerisch inspirierte Lehre zum Bildhauer. So ernährt der Stein die Menschen auf Brac seit Generationen. Die alten Häuser und Höfe auf Brac sind natürlich auch aus weißem Kalkstein gebaut. Auf der größten Insel Dalmatiens kann man außerhalb der Hauptsaison stundenlang wandern ohne jemandem zu begegnen. Im Frühling oder Herbst ist der Besucher sogar am „Goldenen Horn“, dem bekanntesten Strand Kroatiens, allein mit sich und den Kieselsteinen.
Wanderers Gretchenfrage: Ist der Blick von der Küste hoch zum Berg oder der Blick vom Berg hinab aufs Meer schöner? Um das zu klären, führt Diana die Naturliebhaber durch den Biokovo-Naturpark. Los geht es in Makarska auf Meereshöhe. Zuerst führt der Weg durch die Olivenhaine, dann folgen die dalmatinischen Schwarzkiefern bis zu einer Höhe von rund 800 Metern. Insgesamt gibt es im Biokovo etwa 1500 Pflanzenarten, 500 von ihnen sind endemisch. Es mutet so an, als ob man durch einen Kräutergarten oder über einen Gewürzmarkt gehen würde, denn es riecht intensiv nach Lavendel, Salbei, Thymian, Minze, Lorbeer. Oberhalb von 1200 Metern finden sich dann nur noch Büsche wie zum Beispiel Weißdorn, und schließlich regiert ganz allein der Stein. Das Gelände besteht aus Karst und ist wie ein Labyrinth innen und außen durchlöchert. 460 Höhlen sind bekannt, aber vermutlich gibt es viel mehr. In den meisten liegt auch Eis, das von den Einheimischen bis in die 1960er-Jahre aus den Höhlen geholt und an Restaurants und Hotels verkauft wurde, um beispielsweise Fisch zu kühlen.
Der höchste Punkt im Biokovo-Gebirge ist der 1762 Meter hohe Sveti Jure, der zweithöchste Gipfel in ganz Kroatien. Das geübte Auge kann in dieser Karstwelt Mufflons, Gämsen, Adler und Rebhühner ausfindig machen. Fast schon kitschig schön ist der Blick hinab zur Makarska-Riviera, die sich an den Fuß des Biokovo-Gebirges schmiegt. Gut zu sehen sind auch die mitteldalmatinischen Inseln Brac und Hvar. Brac ist von den insgesamt 1248 mit 517 Metern Höhe die höchste Insel, Hvar dagegen die längste Insel und diejenige mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Auch die Inseln Vis und Korcula tauchen in der Adria auf.
Gemütlich geht es im kleinen Fischerhafen von Makarska zu. Am Morgen kommen die Fischer mit ihren bunten Booten und manchmal auch mit vollen Netzen rein - Sardellen, Makrelen und Calamari. Die anstrengende Arbeit von 18 bis 8 Uhr wird auch mal mit einem Stamperl Sliwowitz begossen. Ein besonders auffälliges Boot gehört Tomislav und heißt „Mito“, also „Bandit“. Tomislav hat seinen Fischkutter zum Piratenschiff umdekoriert. Als alter Segler kennt er natürlich auch die Winde an der dalmatinischen Küste. Die Bora fegt alles blank und bringt Erfrischung. Kommt aber der Jugo, dann sind 90 Prozent der Menschen durcheinander, müde und wollen nur noch ihre Ruhe, sagt er. Die Frage, wo es dem weitgereisten Seemann am besten gefallen hat, zaubert ihm ein glückliches Lächeln ins Gesicht, denn die Antwort ist einfach: „Makarska ist die schönste Gegend der ganzen Welt!“
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Karte: Die Insel Brac