Eine Polarnacht-Winterwanderung in Lappland Birken-Arkaden und Tunturis
Im Ylläs-Nationalpark in Lappland kann man im Winter Skifahren, Langlaufen oder mit den Schneeschuhen unterwegs sein. Aber es spricht auch nichts gegen eine Wanderung im Schnee, der herrlich unter den Schuhen knirscht, umgeben von der Stille des Waldes mit dem Winterhimmel zwischen den Baumkronen.
„Pakkanen“ heißt es auf Finnisch, wenn es so richtig kalt wird und die Kälte ins Gesicht sticht, obwohl die Haut mit einer Fettcreme geschützt ist.
Dann raten die Einheimischen: Raus aus dem Tal, wo sich die Kälte sammelt und rauf auf die Tunturis. Diese kugelrunden Hügel sind typisch für Lappland. Im Ylläs-Nationalpark gibt es sieben Tunturis. Oft biegen sich die Bäume unter der Schneelast. Auf diese Weise sind „Birken-Arkaden“ entstanden. Der schmale Wanderweg führt tiefer durch den Wald als die breite Langlaufloipe. Bis in den Januar hinein herrscht hier auf dem 67. Breitengrad noch Polarnacht - „Kaamos“. Das bedeutet, dass die Sonne nicht aufgeht.
Aber es heißt nicht, dass es absolut dunkel ist, denn der weiße Schnee reflektiert das Dämmerlicht. Etwa vier Stunden, von 10 bis 14 Uhr, gibt es Tageslicht, auch wenn die Sonne selbst nicht zu sehen ist. Wenn es wolkenlos ist, leuchtet der Himmel hellblau, geschmückt mit einem rosafarbenen Band. Etwa anderthalb Stunden hat der Aufstieg gedauert, jetzt öffnet sich der Wald zu einer großen weißen Fläche. Es sind ein paar Nebelschwaden aufgezogen, doch dazwischen lässt sich die Sonne erahnen. Hier oben ist sie, anders als im Tal, schon zu sehen. Wie mag das wohl für die Einheimischen sein, die etwa sechs Wochen ganz ohne Sonne auskommen müssen? Jaana vom Seita Hotel ist hier oben aufgewachsen und der erste Blick auf die Sonne ist jedes Jahr wieder etwas ganz Besonderes für sie.
Rucksackradio-Autorin Petra Martin hat sich dick eingepackt, um der Kälte zu trotzen. Der Atem friert sofort fest.
Aufwärmen können sich die Winterwanderer in so genannten Wildnis-Cafès, die von den Finnen sehr geliebt werden. Eines heißt Navetta Galleria - also „Kuhstall-Galerie“. Es befindet sich nur 200 Meter vom Nationalpark entfernt. Wirtin Lea ist hier in den 1960er-Jahren aufgewachsen, ihre Familie hatte vier Kühe und ein Pferd. Ein Pferd war in Lappland damals unentbehrlich für die Landwirtschaft und die Waldarbeit. Als Leas Eltern 1975 die Landwirtschaft aufgegeben haben, standen die Gebäude leer. Dann wurde im Kuhstall samt Heustadel das Cafè eingerichtet. Leas Mann Juha kocht, seine Spezialität sind Lachs- und Rentiersuppe. Verrwendet werden nur lokale Produkte.
Das Rentier für die Suppe stammt aus Äkäslompolo, ebenso der Fisch. Gemüse wird bei den Bauern in der Umgebung gekauft, und auch das Mehl für die Kuchen kommt von einer Mühle in der Nähe. Die Blaubeeren für den warmen Saft haben Lea und Juha noch im Herbst im Wald gesammelt. Heißer Blaubeersaft wärmt wunderbar an einem kalten Wintertag in der Polarnachtzeit.