Helmut Fischer Spät berufener Stenz
Im wirklichen Leben war Helmut Fischer angeblich kein Frauenheld. Das "Gassenkind" aus München musste erst eine lange Durststrecke hinter sich bringen, bis es richtig entdeckt wurde.
Der Casanova aus dem Glasscherbenviertel - einem verbreiteten Vorurteil zufolge musste sich Helmut Fischer für den "Monaco Franze" nur selbst spielen. Doch nach eigenen Aussagen war er privat überhaupt kein Stenz, sondern gnadenlos treu. Regisseur Helmut Dietl dagegen erinnert sich durchaus an gemeinsame Abende, an denen gelegentlich zwei "nicht unattraktive Herren nicht unattraktive Damen" kennen lernten. Sicher ist, dass Fischer aus einer nicht unbedingt renommierten Gegend stammte. Selbst bezeichnete er sich als "Gassenkind aus der Donnersberger Straße", das am 15. November 1926 im Münchner Stadtteil Neuhausen als Sohn eines kleinen Kaufmanns und einer Änderungsschneiderin auf die Welt kam.
Jahrzehnte ohne Erfolg
Zunächst deutete nichts darauf hin, dass aus Fischer überhaupt jemals etwas werden könnte. Aus der Realschule flog er hinaus mit dem Ratschlag des Direktors, es "lieber als Schaffner bei der Straßenbahn" zu versuchen. Entgegen dieser Empfehlung probierte es Fischer mit einer Ausbildung an der Schauspielschule von Otto Falckenberg, die er aber ebenfalls abbrach. Trotzdem arbeitete er weiter als Theaterschauspieler, jedoch ohne Erfolg - und das jahrzehntelang.
Die Kritiken, die man über ihn schrieb und die er später selbst über sich äußerte, waren teilweise vernichtend. Eine Person hielt allerdings schon früh zu ihm: die Tänzerin Utta Martin, die den "armen Schlucker, der zu keinerlei Hoffnungen berechtigte" (Fischer) 1953 heiratete und mit ihm bis zu seinem Tod im Jahr 1997 zusammenblieb.
Die Wende: Begegnung mit Helmut Dietl
Fischers Zeit als "unausgelasteter Schauspieler" hatte dennoch einmal ein Ende: 1981 wurde er zum Kriminalkommissar Ludwig Lenz für die "Tatort"-Produktionen des Bayerischen Rundfunks befördert. Schon seit 1972 hatte er in der Krimiserie dem Kriminaloberinspektor Veigl alias Gustl Bayrhammer assistiert.
Die beruflich alles entscheidende Begegnung in seinem Leben war 1974, als er in seinem Schwabinger Stammcafé "Münchner Freiheit" die Bekanntschaft von Helmut Dietl machte. Es wurde eine lebenslange Freundschaft und auch ein Arbeitsverhältnis daraus. 1978 engagierte ihn der Regisseur zunächst für die BR-Serie "Der ganz normale Wahnsinn", in der Fischer als verhinderter Playboy auf Anhieb zum Publikumsliebling wurde. Ab 1979 spielte er den Raither Lois in der BR-Serie "Der Millionenbauer" unter der Regie von Georg Tressler. Die Drehbücher zu den 13 Folgen schrieb ein Freund Dietls, Franz Geiger, der auch die Textvorlagen für zwei Episoden von "Monace Franze" verfasste.
Mit "Monaco Franze" zum Medienstar
"Monaco Franze - Der ewige Stenz" war auch die Serie, mit der Dietl/Fischer den ganz großen Coup landeten. In der Serie, die 1983 erstmals bundesweit in allen ARD-Programmen ausgestrahlt wurde, verkörperte Fischer den leichtlebigen und unwiderstehlichen Frauenliebling, den man gemeinhin mit ihm assoziiert. Fischer wurde über Nacht zum begehrten Medienstar, der nicht mehr "jeden Schrott aus Geldnot" annehmen musste. Sein Stenz-Motto, "ein bissel was geht immer", ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.
Dandy forever
Von der Rolle des Dandy-Typen kam Fischer allerdings in der Folge nicht so leicht los, was ihn aber andererseits nicht sonderlich störte: "Gegen Millionen von Zuschauern kommt man eben nicht an," pflegte er zu sagen, wenn er darauf angesprochen wurde. Und so gab er den Vorstadt-Casanova auch in der BR-Serie "Die Hausmeisterin" von 1987.
Dem Film-Publikum ist Fischer unter anderem auch aus der RTL-Serie "Peter und Paul" (1992) mit Hans Clarin, dem Streifen "Der Unschuldsengel" (1989), dem Kino-Ulk "Zärtliche Chaoten" oder der ARD-Komödie "Fröhlich geschieden" bekannt. Während seiner letzten Lebensjahre ertrug er - zumindest nach außen hin - mit stoischer Gelassenheit ein vor der Öffentlichkeit geheim gehaltenes Krebsleiden, dem er am 14. Juni 1997 erlag.