Heimatgefühle Thomas Schmauser und Teresa Weissbach im Interview
Am 27.10. feiert der Frankenkrimi "Bamberger Reiter" im Bayerischen Fernsehen Premiere. Nach dem Würzburg-Krimi "Freiwild" ermitteln Peter Haller und seine Kollegin Birgit Sacher diesmal in Oberfranken. BR.de erzählen die beiden Hauptdarsteller, warum ein Heimatkrimidreh für sie etwas Besonderes ist.
Sie ermitteln nun schon das zweite Mal gemeinsam. Wie ist er denn so ihr Filmkollege Hauptkommissar Peter Haller?
Teresa Weißbach: Der Haller ist ein Mensch, der sehr viel auf seine inneren Instinkte hört, auf seine inneren Stimmen. Er hat viele weibliche Attribute, weil er sehr gefühlvoll und feinfühlig ist und eher einen runden Charakter hat. Auch eine gewisse Art von Melancholie und Zartheit hat er. Das sind alles Eigenschaften, die die Sacher nicht so ausgebildet hat. Wie das oft im Leben ist, dass sich Gegensätze anziehen, so ist das auch bei denen.
Und was macht Hauptkommissarin Sacher aus?
Thomas Schmauser: Dass sie nicht kokett und sehr aufrichtig ist. Das mag ich wirklich sehr. Das freut mich immer richtig, wenn ich den Film schau. Zudem ist eine ihrer Hauptqualitäten, dass sie sehr ehrlich ist. Der Kommissar Haller fühlt sich auch sehr wohl in ihrer Nähe, weil sie faked nicht, also sie hat was Aufrichtiges, des mag man konservativ finden. Aber eigentlich nur, wenn man selbst ein bisschen verkrampft ist.
Was hat der Kommissar Haller für ein Heimatgefühl?
Thomas Schmauser: Das knüpft sehr an dem an, was ich selber über Heimat denke. Heimat ist da wo meine Familie ist, wo die Personen leben, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich hab besonders Glück mit meinen Eltern und ich hab ein tolles Verhältnis zu ihnen. Das ist für mich Heimat und das ist natürlich für jeden unterschiedlich aufgeladen. Ich bin in Franken geboren, ich bin da aufgewachsen. Ich gehör da hin.
Und Frau Sacher?
Teresa Weißbach: Frau Sacher hat ein anderes Heimatgefühl als ihr Kollege Haller. Die kann ihre Zelte überall aufschlagen und fühlt sich eigentlich heimatlos. Sie hat sich zum Credo gemacht, ihre Heimat in sich selbst suchen. Das hat die Sacher mir voraus. Ich finde, das sollte man immer anstreben, dass man sich bei sich zuhause fühlt. Ich bin, genauso wie Thomas, ein zutiefst heimatverbundener Mensch. Das verbindet uns beide. Ich komme aus dem Erzgebirge und ich liebe es. Ich wurde im April sogar zur Botschafterin des Erzgebirges ernannt. Ich trage dieses Heimatgefühl und auch die Liebe zum Erzgebirge in die Welt hinaus. Das tut der Thomas auch und da fühle ich mich immer sehr verstanden von ihm, denn da findet man keine Worte dafür. Das ist einfach ein Gefühl.
Herr Schmauser, Sie sind waschechter Oberfranke. Fällt es Ihnen leichter, wenn Sie im Film Dialekt sprechen können?
Thomas Schmauser: Ich hab ja von Anfang an Dialekt gesprochen und bin sozusagen mit meinem Dialekt in die Welt gekommen. Auf der Schauspielschule musste ich den dann schmerzhaft wegtrainieren. Das war Bedingung, um überhaupt in diesem Beruf mitmachen zu dürfen. Das war lang ein Drama. Und dann auf einmal sollte ich für die Heimatkrimis wieder zum Dialekt zurückkehren. Das ist mir eigentlich pädagogisch gesehen zu nah. Ich find das schwer, wenn du in deinem Dialekt sprichst, weil die Sprache ist ja sehr an den Affekt geknüpft, an Reaktionen, die ganz tief drin sitzen. Dialekt sprechen macht mir die Arbeit also eher schwerer. Weil ich dann schwer abgrenzen kann, was jetzt meine Rolle ist und was ich als Privatperson bin. Das würd ich nicht mehr unterschätzen.
Sie als geborene Sächsin, Frau Weißbach. Wie kamen Sie denn so mit dem Fränkisch zurecht?
Teresa Weißbach: Ich hab das Fränkisch eigentlich immer ganz gut verstanden und Thomas Schmauser spricht ja wirklich die ganze Zeit Fränkisch und dann hat das sogar auf mich abgefärbt. Ich benutze heute in meiner Umgangssprache fränkische Wörter, die mir besonders gut gefallen haben. Ich liebe zum Beispiel "Brötla" für Brötchen oder "Hütla" für Hut. Das "la" find ich so süß. Ich mag das richtig gern und finde es wirklich total schön in meinem Alltag diese fränkischen Begriffe zu verwenden.
Was ist bei einem Heimatkrimidreh anders als bei anderen Drehs?
Thomas Schmauser: Dass die Region, wenn man da arbeitet und dreht, sich sehr stark mit dem, was man da macht verbindet. Also die Leute hinterfragen das richtig und interessieren sich sehr dafür, was da gedreht wird. Also ich find das toll, denn die machen den Film dadurch auch zu ihrem Erlebnis. Das bleibt dann also alles nicht so intern. Wenn du in Berlin oder einer Großstadt was drehst, dann interessiert des die Leute überhaupt nicht, weil die das gewohnt sind, dass da Kameras auf der Straße stehen. Das ist bei einem Heimatkrimidreh ganz anders.
Was nehmen Sie denn so mit aus Ihrer Drehzeit in Oberfranken, Frau Weißbach?
Teresa Weißbach: Also ich finde die Franken sind sehr sympathische Menschen. Sehr praktisch und hilfsbereit und gemütlich. Ich fand des wirklich angenehm in der Region zu wohnen. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Franken die größte Brauereidichte hat, weil ich sehr gerne Bier trinke. Im Film durfte ich das Rauchbier testen. Das hat vielen ja nicht geschmeckt, aber mir hat das sehr gut geschmeckt. Es ist ein sehr würziges, sehr spezielles Bier. Ich hab schon Leute gehört, die gesagt habe, dass es wie flüssiger Schinken schmeckt. Das finde ich nicht, und wenn ich im Oktober für die Premiere des Films nach Franken fahre, werde ich definitiv ein Rauchbier trinken.
Wie würden Sie als Franke die Franken beschreiben, Herr Schmauser?
Birgit Sacher, Herbert Schäufele (S. Waasner), Peter Haller und der Spurensicherer (R. E. Beiküfner) stehen vor einem Rätsel.
Thomas Schmauser: Zu allererst sind es die Leute, die da wohnen, wo ich herkomme. Das sind meine Leute sozusagen. Dann gibt es ja natürlich ganz unterschiedliche Franken. Natürlich prägt eine Landschaft einen gewissen Charakter. Wir haben viel Wald und so hügelige Landschaft. Ich nenn das leicht barock. So barocke Menschen sind die Franken vielleicht. Mit einem Hang zum sakralen und dem Drama, aber auch dem Lustvollen nicht abgeneigt. Aber nicht vordergründig. Denn sie sind Genießer, die mögen des Bier und die Brotzeit und gleichzeitig darf es aber nicht zu teuer sein. Die Franken haben einen gewissen Biss. Das find ich persönlich gut.
Was ist für Sie das Besondere an den Heimatkrimis?
Teresa Weißbach: Ich finde bei den Heimatkrimis wird sehr viel Wert gelegt auf eine spezielle Menschlichkeit, eine Verbundenheit und eine Liebe zur Region. Das mag ich einfach sehr gerne, weil es da gar nicht so viel um besondere Fakten geht und nicht so kopflastig ist, sondern es wird viel mehr übers Gefühl gearbeitet. Geborgenheit und auch Verbundenheit ist so ein Thema. Ich finde, das macht die Heimatkrimis sehr herzlich, sehr gefühlvoll und irgendwie gehen die mich in einer gewissen Art und Weise was an, weil sie mich berühren und nicht einfach kalt lassen.