Pilze sammeln Zur Bestimmung nicht auf Apps verlassen!
Die Pilzsaison hat wieder begonnen und einige verlassen sich bei der Bestimmung der Pilzart auf eine App. Doch das kann lebensgefährliche Folgen haben.
Von August bis Oktober bietet der Pilzverein Augsburg Königsbrunn und weitere Anlaufstellen in ganz Bayern Korbanalysen an. Für unerfahrene Pilzsammlerinnen und Pilzsammler eine große Hilfe. Nur allzu schnell kann ein giftiger Pilz im Korb landen, doch bei einigen Giftpilzen, wie dem grünen Knollenblätterpilz, reicht schon eine kleine Menge, um eine tödliche Vergiftung auszulösen.
Gefährliche Doppelgänger
Günther Groß beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Pilzen und ist Experte darin, sie zu bestimmen. Er weiß, welche Sorten häufig verwechselt werden.
"Das sind zum Beispiel die Knollenblätterpilze mit den Champignons. Das sind die Stockschwämmchen mit dem Gift-Häubling und innerhalb vom Champignon natürlich auch der Giftchampignon."
Günther Groß, 1.Vorsitzender Pilzverein Augsburg Königsbrunn
Und eine solche Pilzvergiftung kann schnell passieren. Das mussten auch Linda und Paul erfahren. Sie verwechselten einen grünen Knollenblätterpilz mit einem Wiesen-Champignon, die wuchsen in ihrem Garten direkt nebeneinander.
Intensivstation nach Pilzgericht
Die Auswirkungen einer Pilzvergiftung haben Linda und Paul erfahren. Das Paar verwechselte einen grünen Knollenblätterpilz mit einem Wiesen-Champignon, die wuchsen in ihrem Garten direkt nebeneinander.
"12 Stunden später hat sich das bemerkbar gemacht. Beim wach werden war mir übel. Ich bin auf Toilette gegangen und musste erbrechen."
Paul Sturm, Betroffener eine Pilzvergiftung
Was geschieht bei einer Vergiftung im Körper?
Pauls Partnerin Linda bringt die Symptome sofort mit den Pilzen in Verbindung und ruft den Notarzt. Auch sie hat starke Bauchschmerzen. Paul kommt sofort auf die Intensivstation.
"Am häufigsten sind Veränderungen im Magen-Darmtrakt, also dass es zu wässrigen Durchfällen kommen kann. Beim Knollenblätterpilz haben wir noch die unangenehme Begleitsituation, dass auch andere Organe, wie die Leber und die Nieren geschädigt werden können."
Univ.-Prof. Dr. med. Florian Eyer, Toxikologe, Abteilung für Klinische Toxikologie & Giftnotruf München, Klinikum rechts der Isar, TU München
Bei einer solchen Vergiftung gelangen Giftstoffe aus dem Darm über die Blutbahn in die Leber und zerstören dort die Zellen. Kann dieser Prozess nicht durch ein Gegengift gestoppt werden, könnte zunächst die Leber, aber auch weitere Organe, wie die Nieren, versagen.
Giftnotruf wählen
Linda und Paul haben großes Glück und können erfolgreich behandelt werden. Mit ihrer Erfahrung sind sie bei Weitem nicht alleine. Etwa 200 Anrufe aufgrund von Pilzvergiftungen erhielt der Giftnotruf der TU München bisher in diesem Jahr.
"Ich würde generell raten bei Beschwerden nach einer Pilzmahlzeit, besonders wenn es selbst gesammelte Pilze sind, frühzeitig den Giftnotruf in Anspruch zu nehmen, sich dort beraten zu lassen. Wenn sie Pilzreste noch zuhause haben, die nicht vernichten, sondern möglichst in eine Klinik bringen."
Univ.-Prof. Dr. med. Florian Eyer, Toxikologe, Abteilung für Klinische Toxikologie & Giftnotruf München, Klinikum rechts der Isar, TU München
Pilz-Apps keine verlässliche Hilfe
Um Pilze zu bestimmen, gibt es mittlerweile auch diverse Pilz-Apps. Expertinnen und Experten raten dringend ab, sich nur darauf zu verlassen.
"Wir wollen, dass sich die Leute zuvor mit den Pilzen beschäftigen. Nicht einfach ein Bild bekommen, das ist der Pilz, sondern wir wollen den Schritt: warum ist es der Pilz. Und das schafft die App eben nicht. Die sagt ihnen einfach nur, das ist dieser Pilz und das ist zu wenig einfach."
Günther Groß, 1.Vorsitzender Pilzverein Augsburg Königsbrunn
Pilz- oder Lebensmittelvergiftung?
Was eine App auch nicht kann: erkennen, ob ein Speisepilz verdorben ist. Würmer oder auch Schimmel sind bei Pilzen keine Seltenheit. Insbesondere Schimmel ist für Laien auf den ersten Blick schwer erkennbar und kann unter Umständen zu einer Lebensmittelvergiftung führen.