Matcha Matcha-Tee: Gesundes Trendgetränk?
Matcha! Der grasgrüne gemahlene Tee ist das In-Getränk. Ob purer Matchatee, als Iced-Latte, Tablette, Smoothie, Gummibärchen oder Müsli. Matcha boomt, auch in den sozialen Medien. Er gilt als gesunder Wachmacher und Abnehm-Hilfe. Außerdem soll er dank seiner Inhaltsstoffe vor Krankheiten wie Krebs schützen. Gesundheit! zeigt was dran ist am Trend und worauf man achten sollte.
Matcha ist beliebt wie nie. Im vergangenen Jahr wurde so viel davon nach Deutschland exportiert wie niemals zuvor. Matcha gilt als besonders edle und teure Teesorte. Ein Döschen der feinsten Premiumqualität kostet um die 50 Euro.
Matcha als Superfood?
Original-Matcha kommt aus Japan. Circa drei bis vier Wochen vor der Ente werden die Teesträucher mit Bambus-Matten oder Planen beschattet und dann von Hand geerntet, bedampft und mit speziellen Mühlen zu feinstem Pulver verarbeitet. Anders als beim herkömmlichen grünen Tee wird hier also das ganze Blatt verarbeitet und konsumiert. Das macht ihn so besonders.
"Die Blätter werden gedämpft, das ist wichtig, um die Enzyme zu inaktivieren, um die Bestandteile zu erhalten. Und dann ist vor allem Koffein enthalten - so wie auch im grünen Tee. Es sind auch andere Naturstoffe enthalten, beispielsweise Antioxidantien, sogenannte Katechine. Aber auch Vitamine, Vitamin C zum Beispiel, aber auch Mineralien."
Prof. Dr. Gregor Fuhrmann, Apotheker, Pharmazeutische Biologie, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg
Der Grüntee und der Matchatee enthalten also viele gesunde Pflanzenstoffe – Polyphenole und deutlich mehr Katechine als schwarzer Tee. Das am häufigsten vorkommende Katechin, das als besonders wertvoll gilt, ist das EGCG – das sogenannte Epigallocatechin-Gallat. Es kann Zellen schützen, indem es Radikale fängt.
Wie bereitet man Matcha richtig zu?
Inzwischen wird Matcha auch in vielen Cafés und Lokalen angeboten. Katharina Baumann ist Inhaberin der Matcha-Rina in München. Seit ihrer Japanreise hat sie das Getränk für sich entdeckt. Inzwischen hat sie ihr eigenes Café und zeigt uns, wie man ihn richtig zubereitet:
"Für den perfekten Matcha brauchen wir so eine Matchabowl, die ist unten flacher, damit der Matchabesen gut aufliegt. Und dann nehmen wir dafür einen gehäuften Löffel. Wir sieben unseren Matcha. Dadurch verhindert man kleine Klümpchen, dann wird er noch feiner. Eine gute Qualität erkennt man immer an der schönen leuchtenden Farbe, dadurch, dass er gut schäumt und nicht bitter schmeckt im Abgang. Dann gießen wir idealerweise warmes Wasser auf, nicht heißer als 80 Grad und jetzt schlagen wir das in schnellen Zickzackbewegungen auf. Bis es schäumt."
Katharina Baumann, Inhaberin Café 'Matcha Rina', München
Wer mag, kann das ganze pur trinken oder mit Milch, Hafer- oder Kokosmilch. Auch mit Mango- oder Erdbeerpüree mischen es manche gerne.
Erlaubt ist, was schmeckt.
Matcha als Wachmacher
Für viele ist Matcha eine gute Alternative zum Kaffee.
"Ich trinke den Matcha am liebsten pur auf Eis am Morgen. Da habe ich nicht diesen Spike wie bei einem Kaffee, da kickt das Koffein sehr schnell. Wenn ich einen Matcha trinke, merke ich einfach, ich habe diese Frische, diese Balance den ganzen Tag über."
Katharina Baumann, Inhaberin Café 'Matcha Rina', München
Vom Koffeingehalt kann ein Matcha gut mit einem Espresso mithalten. Und er wirkt nachhaltiger:
"Beim Kaffee hat man sofort den Wachmacher-Kick. Weil im Matchatee das Koffein gebunden ist - an andere Naturstoffe - Katechine beispielsweise – wird es sehr langsam freigesetzt und wird auch sehr langsam ins Blut abgegeben. Man hat ein langsames Anfluten dieses wachmachenden Effekts. Viele empfinden das als angenehmer."
Prof. Dr. Gregor Fuhrmann, Apotheker, Pharmazeutische Biologie, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg
Matcha macht also wach und kann die Konzentration und die Aufmerksamkeit etwas anregen. Studien zufolge sollen Inhaltsstoffe im Matcha helfen, die Plaquebildung im Gehirn zu verhindern. Die spielen bei der Entstehung von Alzheimer eine Rolle. Die Aussagen stützen sich auf Versuche im Reagenzglas. Aber schützt Matcha wirklich vor Alzheimer?
"Man hat auch Beobachtungsstudien, dass man sieht, in Ländern in denen Leute regelmäßig grünen Tee oder Matchatee konsumieren, gibt es eine geringere Häufigkeit für Alzheimererkrankungen. Das sind aber eben nur Beobachtungen, sogenannte epidemiologische Beobachtungen. Es gibt keine gesicherte, kontrollierte klinische Studie, die das bestätigt hat."
Prof. Dr. Gregor Fuhrmann, Apotheker, Pharmazeutische Biologie, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg
Zur präventiven Wirkung kann man also nichts sagen, weil nichts bewiesen ist.
Matcha als Schlankmacher?
Zeit der guten Vorsätze: Auch beim Matcha wird in sozialen Medien immer wieder gesagt, er sei aufgrund der Antioxidantien ein wahrer Booster für die Fettverbrennung und habe positive Eigenschaften auf den Blutzuckerspiegel. Aber kann er aktiv beim Abnehmen helfen?
"Prinzipiell scheint es schon so zu sein, dass Matchatee den Stoffwechsel aktivieren kann. Das kommt vor allem durch die Katechine und das Koffein. Allerdings ist die Studienlage sehr lau. Die Qualität ist zu kritisieren und es gilt einfach: Abnehmen kann man nur, wenn man weniger Kalorien aufnimmt als man verbraucht und der Matchatee wird da sicher kein Wunder bewirken."
Daniela Krehl, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V., München
Trotzdem liest man auch in Bezug mit Matcha: Er rege die Fettverbrennung an, sei ein natürlicher Schönmacher oder unterstütze das Immunsystem. Was ist von solchen gesundheitsbezogenen Aussagen zu halten?
"Solche Gesundheitsaussagen dürfen in der EU im Prinzip nur gemacht werden, wenn diese Aussagen auch zugelassen worden sind, und das gibt es beim Matchatee nicht. Anders ist es natürlich bei Vitaminen und Mineralstoffen - und da greifen dann die Hersteller in die Trickkiste: Sie setzen einfach Vitamin C hinzu und dürfen dann Aussagen machen wie „Immunbooster“. Und somit habe ich als Verbraucherin oder Verbraucher das Gefühl, das ist aufgrund des Matchatees, hat aber eigentlich wegen einer ganz anderen Zutat diesen Claim."
Daniela Krehl, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V., München
Generell gilt: Gerade wenn Zusätze hinzukommen wie Zucker oder Milch, nehme ich zusätzliche Kalorien auf. Das gleiche gilt bei einem Matcha-Smoothie.
Kann der Konsum von Matcha vor Krebs schützen?
Zum Thema Matcha oder Grüntee und Krebs gibt es zahlreiche Studien - immer wieder wurde behauptet, dass die Inhaltsstoffe sich auf das Wachstum der Tumorzellen auswirken. Wir fragen eine Onkologin, was es damit auf sich hat:
"Das ist ein richtig großes Problem momentan in der Wissenschaft: Wir werden geschwemmt von Studien, die Grünteextrakte, Matcha aber auch irgendwelche anderen Extrakte an einzelnen Zellsorten durchprobieren. Ab einer gewissen Konzentration können sie mit jeder Substanz Tumorzellen stoppen – also umbringen. Diese Konzentrationen wären aber im menschlichen Körper dann auch ziemlich gefährlich und sie sind auch nicht erreichbar durch Teetrinken und die Einnahme von irgendwelchen Nahrungsergänzungsmitteln. Das muss man ganz klar sagen."
Prof. Dr. med. Jutta Hübner, Integrative Onkologie, Universitätsklinikum Jena
Prof. Dr. Hübner weist darauf hin, dass eine gesunde ausgewogene Ernährung ohne Alkohol und Nikotin - genau wie Bewegung – ein wichtiger Faktor ist, um gesund zu bleiben. Nach ihren Worten reichen aber auch die heimischen Obst- und Gemüsesorten völlig aus.
Vorsicht vor Matcha-Extrakt
Manche schwören auf Matchatabletten, also auf hochdosierte Mengen in Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel. Das Katechin EGCG wird seit längerem in Tablettenform angeboten. Aber Vorsicht:
"Die Dosis macht das Gift: Bei den Katechinen ist es so, dass sie in einem gewissen Anteil gesundheitsförderlich wirken. Ab 800 Milligramm wird es täglich tatsächlich ein Problem, weil Katechine lebertoxisch wirken, den Augeninnendruck erhöhen können oder auch Wechselwirkungen mit Medikamenten zu erwarten sind."
Daniela Krehl, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V., München
Wer auf Nummer sicher gehen will, greift also lieber zum frischen Tee, denn bei losem Matcha droht keine Überdosierung. Allerdings können Blei und Aluminium in der Pflanze sein - durch die Böden. Da hilft auch Bioanbau nicht weiter. Daher gilt: Nicht mehr als drei Tassen pro Tag. Vorsicht gilt laut Daniela Krehl generell bei Schwangeren, Stillenden und Kindern.
Fazit
Wer sich einen Matcha gönnt und genießt, tut sich sicher etwas Gutes. Der Tee ist vielsprechend in seiner Anwendung und kann eine Alternative zum Kaffee sein. Ein Wundermittel ist er aber nicht.