Gallé-Vase Aus Gallés Kinderstube
Dieses Frühwerk des wohl bekanntesten Glaskünstlers der Moderne, Emile Gallé, wurde zwischen 1878 und 1884 in Frankreich gefertigt – in für Gallé recht untypischen Formen.
Doch schon die nadelgeätzte Signatur der Vase verrät: es ist wirklich eine echte Gallé! Wenn auch ein eher untypisches Stück: denn diese Vase zeigt keine Ornamentik des Jugendstils, sondern greift typische Formen des 16. und 17. Jahrhunderts auf: die Himbeernuppen (auch Brombeernuppen genannt), das ausgeätzte, florale Muster, das die Vase umspannt und seine mit Emaille ausgemalten Blüten. Renaissance – und Barockformen wechseln sich bei dieser kleinen, aber feinen Vase ab.
Typisch ist diese Vase aber dennoch, denn alle Meister des Jugendstils haben mit historistischen Vorbildern begonnen. Tiffany als auch die berühmte böhmische Hütte Lötz bewiesen zuerst anhand der alten Stile, wie groß ihr handwerkliches Können war. Im Jahre 1878 stellte Emile Gallé Gläser dieser Art sogar auf der Pariser Weltausstellung aus.
Gerade, weil Gallé sich aber mit seinen Glasobjekten des Jugendstils einen so großen Namen gemacht hat, ist diese Vase kunsthistorisch umso interessanter. Noch dazu, weil sowohl ihre vergoldeten Partien als auch das stoßempfindliche Emaille sehr gut erhalten sind. Auf dem Markt sind Stücke wie diese äußerst rar.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 2.500 bis 4.000 Euro
- Datierung: Anfang 20. Jahrhundert
- Herkunft: Paris
- Künstler: Emile Gallé
- Sendung vom 24. November 2012