Fayence-Kopie Jeder Deckel findet seinen Krug
Einem Zinndeckel von 1795 wurde im 19. oder 20. Jahrhundert ein neuer Krug getöpfert, der aber nur vorgibt, ein Fayencewalzenkrug zu sein. Handelt es sich hier etwa um eine 'Mesalliance'?
Es ist klar: dieser Krug soll aussehen, als wäre er eine Fayence – aber ist er es wirklich? Seine Glasur erscheint teils sehr matt und die gemalten Blumen beiderseits des Medaillons sind nicht so dekorativ und so ornamental, wie es bei Fayencen üblich ist. Eher erinnern sie an Porzellanmalerei. Ein mittiges Medaillon erscheint üblicherweise auf Landschaftstassen, passt also auch nicht zum Typus des Fayencewalzenkrug, der hier aber offensichtlich nachgeahmt werden soll.
Und der Henkel? – er ist fest, massiv und dick, typisch für Steinzeug, aber nicht für Fayence: da wäre er flacher angesetzt. Und schließlich die Unterseite: sogar die Abdrehrillen verlaufen parallel statt konzentrisch, sind also nicht echt. Das einzig 'Echte' an dem Krug ist sein Deckel: er ist wirklich von 1795, wie die Gravur zeigt. Nun bekrönt er diesen Krug – nicht ganz standesgemäß allerdings.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 100 bis 200 Euro
- Datierung: 18./19./20. Jahrhundert
- Sendung vom 25. August 2012