Schauspiel des Glaubens Das Heilige Grab von Höglwörth
Alle drei Jahre wird in der Klosterkirche des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts im oberbayerischen Höglwörth ein Heiliges Grab aufgebaut. Dieses Jahr ist es wieder soweit - und seit Karfreitag kann es betrachtet werden. Die Einwohner pflegen die Tradition seit über 370 Jahren.
Das früheste Zeugnis für das Heilige Grab in Höglwörth ist ein Rechnungsbuch aus dem Jahre 1645, in dem der Kauf von Öl für das Grab vermerkt ist. Damals wie heute wird es für das Öl für die Beleuchtung gebraucht. So werden mehr als 80 mit farbigem Wasser gefüllte Glaskugeln zum Scheinen gebracht. Sie schmücken die Grabeshöhle mit dem Leichnam und sollen an den beiden Kartagen eine Vorfreude auf die Auferstehung Christi vermitteln.
Der Verein zur Erhaltung des Heiligen Grabes von Höglwörth ist eine Woche lang mit dem aufwendigen Aufbau beschäftigt, der den gesamten Altarraum ausfüllt. Dazu kommt der Garten "Gethsemane" mit Blumen, Palmen und Springbrunnen. Am Ostersonntag verschwindet der Leichnam und der auferstandene Jesus fährt vor einem sich drehenden, mit Glasperlen besetzten Sonnenrad auf.
Die Tradition der Heiligen Gräber
Darstellungen des Grabes Christi sind seit der Spätantike verbreitet. Da die Gläubigen nicht zu jedem Osterfest zur Grabeskirche in Jerusalem pilgern konnten, stellten sie Nachbildungen her. Ihre Form veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Beim barocken Heiligen Grab, wie dem von Höglwörth, liegt im Zentrum eine Darstellung des Leichnams Christi in der Grabeshöhle. Das Umfeld kann unterschiedlich aufwendig gestaltet sein mit Kerzen, Blumen, bunten Kugeln, Figuren, einem Kreuz oder einem Sonnenrad.
Es gab Zeiten, da waren die Heiligen Gräber der Obrigkeit ein Dorn im Auge, weil so viel Aufhebens und Aufwand darum gemacht wurde. So verbot Kaiser Joseph II. 1782 die Hl. Gräber. Auch mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) sollten sie aus der Liturgie verschwinden. Doch die Höglwörther wollen ihre religiöse Kulisse nicht missen und bauen sie alle drei Jahre wieder auf.
Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Höglwörth
Es liegt seit seiner Gründung durch Erzbischof Konrad I. von Salzburg 1125 auf einer Halbinsel im Höglwörther See. Bis 1803 gehörte das Kloster zum Bistum Salzburg, ab 1816 zum Königreich Bayern. Ein Jahr später wurde das Stift aufgehoben. Etwa 700 Jahre hatten Augustiner dort gewirkt. 1820 ersteigerte es Philipp Wieninger, Brauereibesitzer aus Teisendorf, dessen Nachfahren bis heute dort leben. Die St. Peter und Paul geweihte ehemalige Klosterkirche befindet sich nicht in Privatbesitz und gehört zum Pfarrverband Anger. Sie wurde bis 1219 ursprünglich im romanischen Stil errichtet und nach einem Neubau 1689 wieder eingeweiht. Die prunkvolle Barockausstattung erhielt sie bis 1785, grundlegend renoviert wurde sie bis 1986.