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Von Handwerkern und Hochschülern In Rosenheim

Touristen fahren an Rosenheim eher vorbei, aber mehr als 60.000 Menschen leben gerne in Rosenheim. Florian Danner hat Rosenheimer besucht, die sich für ein Leben und Arbeiten in der Stadt entschieden haben.

Stand: 22.08.2014 | Archiv

Ein Film von Florian Danner

Rosenheim in Oberbayern liegt besonders: an der A8 zwischen München und Salzburg, am Zusammenfluss von Inn und Mangfall, am Fuß der bayerischen Alpen, am Eingang zum Inntal. Rosenheim ist dort, wo viele Urlaub machen – doch Touristen besuchen die drittgrößte Stadt Oberbayerns meistens nicht. Sie fahren an ihr vorbei, Richtung Berge, in die Dörfer im Voralpenland und an die vielen umliegenden Seen.

Aber mehr als 60.000 Menschen leben gerne in Rosenheim – und es werden immer mehr. Die Stadt wächst jährlich um etwa 500 Einwohner. Rosenheim hat ein Problem: 400 neue Wohnungen braucht die Stadt jährlich um den Zuzug und den Engpass auf dem Wohnungsmarkt aufzufangen. Die Immobilienpreise steigen im Südosten von Oberbayern und nähern sich Münchner Verhältnissen.

Aber viele Rosenheimer haben sich ganz bewusst für Leben und Arbeit in ihrer Stadt entschieden – trotz anderer Möglichkeiten.

Die Schuhfirma Gabor ist 1966 von Hamburg ins kleine Rosenheim umgezogen. Den Umzug hat Gabor nie bereut, Forschung und Entwicklung mit 400 Mitarbeitern sind noch immer in Oberbayern. Achim Gabor denkt nicht daran, nochmals mit der Firma umzuziehen.

Matthias Wolter würde gerne umziehen, nach Rosenheim. Momentan pendelt er täglich 40 Kilometer aus dem Münchner Süden nach Rosenheim, um am Ludwigsplatz in seiner Bäckerei mit offener Backstube zu stehen. 20 Jahre war er Gesellschafter einer großen Münchner Bio-Bäckerei. Jetzt steht er wieder Mitten in der Nacht auf um zu backen und ist glücklich.

Susanne Schruff ist in Rosenheim aufgewachsen und wollte nie weg. Als aber der Rosenheimer Fachhandel ihre handgearbeiteten modischen Dirndl nicht verkaufen wollte, musste sie sich etwas einfallen lassen. Innerhalb von vier Wochen richtete sie mit Freunden einen Laden in der Innstraße ein. Dort verkauft sie jetzt ihre „Goldstück“-Dirndl an Kundinnen aus der ganzen Welt.

Toni Prijon ist mehrfacher Kajakweltmeister. Talent und Firma hat er vom Vater geerbt, der aus Slowenien nach Deutschland gekommen ist und die Firma 1962 gegründet hat. Prijon produziert heute weltweit einzigartige Kajaks aus Kunststoff. Im sogenannten Blasverfahren werden diese Polyethylenkajaks aus einem Stück gefertigt. Als Slowenien unabhängig wurde, hat Prijon kurz überlegt in die alte Heimat zurückzugehen. Doch er ist in Rosenheim geblieben.

Für drei junge Absolventen der Fakultät Holztechnik und Bau an der Hochschule Rosenheim ist Rosenheim der beste Ort, um die Welt mit ihrer Idee zu erobern. Sie nutzen das berufliche Netzwerk, das ihnen die Hochschule bietet. Jochen Müller, Josua Scheerer und Simon Wurster haben ihre Firma Livable Home genannt. Sie planen, bauen und vertreiben umzugsfähige und modular aufgebaute Holzhäuser.

Johann Bachinger hat sein Leben lang mit dem Werkstoff Holz gearbeitet. Der Flechtwerkmeister ist längst im Rentenalter, doch er steht beinahe noch immer täglich in seiner Werkstatt. Die Korbmachertradition in seiner Familie wird mit ihm enden, keines seiner Kinder oder Enkelkinder übernimmt den Betrieb.


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