Sandra Schlittenhardt In Bildern denken
Sandra Schlittenhardt ist am italienischen Ufer des Lago Maggiore aufgewachsen, die Eltern arbeiteten dort für ein Forschungsprojekt der EU. Sie besucht die Europäische Schule. Früh erfährt sie: „Heimat“ kann vieles sein.
Aufgewachsen bin ich am tiefblauen See, umgeben von Palmen, mit Blick auf die weiß verschneiten Alpen. An regnerischen Tagen ist dort allerdings alles nur noch grau in grau. Gegensätze bedeuten für mich nicht automatisch einen Widerspruch. Ich bin in verschiedenen Welten und Sprachen groß geworden.
In München und Brüssel studiert sie Publizistik und Psychologie. Das Volontariat beim BR, TV und Radio rundet ihre journalistische und filmische Ausbildung ab.
Meine Eltern sind ausgewandert, ich bin wieder eingewandert: nach Bayern, in die Heimat meiner Großmutter. Der Blick durch die Kamera hilft mir, die Menschen und Landschaften tiefer zu verstehen.
Zunächst arbeitet Sandra Schlittenhardt als freie Journalistin für aktuelle Formate: BR, ARD, 3sat, arte und das italienische Staatsfernsehen RAI. Als Reporterin begleitet sie Bundeswehrsoldaten in Bosnien-Herzegowina, Bettler rund um den Münchner Hauptbahnhof und ist beim ersten großen Auslandseinsatz einer Flugbegleiterin nach Tokio dabei. Es geht ihr darum, dahinter zu sehen: Mit welchen Ängsten sind die Soldaten in einem Krisengebiet unterwegs? Warum leben Menschen vom Betteln? Was fasziniert eine junge Frau daran, permanent im Flieger zu sein?
Ihre erste Dokumentation für die Sendereihe „Unter unserem Himmel“ führt sie ins bayerisch-thüringische Grenzgebiet. „Die Puppenmacher“ (2003) zeigt das Handwerk in den letzten noch betriebenen Werkstätten für Puppen und Teddybären. Ganze Dörfer leben dort davon, Kinderträume mit Fantasie und solidem Handwerk in Form zu bringen.
Dokumentarisches für „Unter unserem Himmel“ wird mehr und mehr zum Schwerpunkt der Arbeit von Sandra Schlittenhardt, viele Filme sind seitdem entstanden, aus allen Teilen Bayerns.
Dokumentarisch zu arbeiten, in Bildern zu denken, das ist für mich die spannendste Art, Geschichten zu erzählen. Eine kurze und intensive Zeit nehme ich teil am Leben anderer Menschen. Dabei bleibe ich Beobachterin, und versuche zu ergründen, was hinter dem Sichtbaren steht.
In „Ein Sommer auf der Osterbergalpe“ (2022) begleitet Sandra Schlittenhardt eine Großfamilie bei der täglichen Mühe und Arbeit. Für ihre jüngsten Projekte reist die Autorin für den „Himmel“ wieder auf die Südseite der Alpen. Im Winter zur „Weihnachtsbäckerei in Südtirol“ auf abgelegenen und weniger abgelegen Berghöfen. Im Frühling an den Lago Maggiore zu den Orten ihrer Kindheit.
Den richtigen Moment einzufangen, dazu braucht es natürlich Glück, die Mitarbeit des gesamten Teams und vor allem das Vertrauen der Protagonisten. Gelingt es, dieses Stückchen „echtes Leben“ festzuhalten, ist das ein magischer Augenblick.
Auszeichnung:
„Münchner Zivilcourage Medienpreis 2015“, Caritas
Teilnahme:
Bergfilmfestival Tegernsee 2013
CIVIS Medienpreis