Unter unserem Himmel | 26.03.23 Die Kunst der Beizjagd - Falknerei in Bayern
War die Beizjagd früher das Privileg des Adels, so ist sie heute zur Leidenschaft vieler geworden. Jedes Jahr durchlaufen in Bayern an die 100 Anwärter die Falknerprüfung. Die Falknerei umfasst das Züchten, das Halten, das Abtragen und Jagen mit dem Vogel, genauso wie die Pflege verletzter Wildvögel.
Ein Film von Martin Weinhart
Falknermeister Willi Ziegler aus Vohburg an der Donau ist Mitglied im bayerischen Landesverband des Deutschen Falkenordens mit etwa 400 Mitgliedern. Jedes Jahr schlüpfen in seinem Brutkasten drei bis vier Küken, die er sieben Tage lang mit der Hand aufzieht, bis er sie zu den Altvögeln zurücksetzt. Nach sieben Wochen sind die jungen Falken ausgewachsen.
Katharina Weinberger aus Eggstätt im Chiemgau übernimmt einen von Willi Zieglers Falken, um ihn für die Jagd auf Krähen auszubilden. In freier Natur würde der junge Wanderfalke das Jagen von seinen Eltern lernen, als Beizvogel muss es ihm die Falknerin beibringen. Dabei ist der erste Freiflug ein besonderes Ereignis, denn es kann immer passieren, dass der junge Falke einfach davonfliegt. Wir begleiten die Falknerin und ihren 14-jährigen Nachbarsjungen Pio bei den entscheidenden Lernschritten bis hin zur Krähenbeize. Entscheidend für den Jagderfolg ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier, die in der Zeit des Abtragens, in der der Vogel viel umhergetragen wird, aufgebaut wird. Neben dem Abtragen ihres Vogels kümmert sich Katharina Weinberger um einen verletzten Waldkauz und einen aus dem Nest gefallenen Turmfalken.
Berufsfalkner Wolfgang Schreyer aus Unterschleißheim jagt mit Habicht Burgl Kaninchen auf der Panzerwiese am Münchner Stadtrand. Die Beizjagd dient in Großstädten dazu, Kaninchen, Tauben, Gänse und Krähen durch Bejagung oder Vergrämung zu reduzieren. Der erfahrene Falkner setzt dabei auch Frettchen ein, die von seinen Enkelkindern geführt werden.
Die Falknerei benötigt viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Von Tierschützern als Tierquälerei verunglimpft, wurde die jahrtausendealte Kulturform 2016 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.