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Unter unserem Himmel | 08.09.2024 Gwand ist Handarbeit

Oft werden Joppen, Spenzer und Mieder über viele Generationen weitergegeben. Aber es braucht besondere Handwerker, die Schuhe, Hüte, Röcke oder Hosenträger fertigen und anpassen – Handwerker, von denen es nicht mehr so viele gibt.

Stand: 08.09.2024

Ein Film von Sylvia von Miller

Der Hutmacher Martin Blimetsrieder in Aschau richtet alte Quastenhüte wieder her.

Der Hutmacher Martin Blimetsrieder in Aschau formt die verschiedensten Hüte, Miesbacher, Aschauer, Stopselhüte. Er richtet die alten Quastenhüte wieder her und erfindet neue Hüte zum Gwand.

In Ainring arbeitet im Zuhaus seines Bauernhofs der Schuster Johann Stehböck. Wie sein Vater und Großvater ist er Schuster und Bauer im Nebenerwerb. Vor allem besohlt Johann Stehböck die Haferlschuhe der Plattler und ihrer Tanzpartnerinnen. Auch die vielen Kinderhaferlschuhe der Trachtenerhaltungsvereine, die sie an die Kinder verleihen, richtet er wieder her.

Gwand ist auch Mode - nur nachhaltiger

Gerti Gruber hat wohl um die tausend Dirndl genäht, daheim in ihrem Nähkammerl in Karlstein. Sie zeigt uns das Reihen und Smoken. Zum Gwand gehört viel Handarbeit. Aber der schwere Wollstoff für die Drehröcke der Trachtenvereine ist oft schwer zu bekommen. Nördlich des Chiemsees produziert eine kleine Weberei Trachtenstoffe und Wollbrokate auch in kleiner Menge in verschiedenen Mustern und Farben. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts gab es eine Fülle verschiedener Stoffe, Muster und Farben bei den Trachten, auch in einem Ort. „Diese Vielfalt geht verloren und damit auch die Handwerkskunst, solche Einzelstücke zu nähen“, sagt Evi Schwaiger in Ruhpolding und zeigt uns alte Stoffe, Borten und Kleider, die sie gesammelt oder nachgenäht hat.

Als eine kleine Manufaktur für Hosenträger und Gürtel zu verschwinden drohte, hat Michi Auer die Herstellung zu sich an den Samerberg verlegt und so die Produktion in Bayern erhalten. Es hat ihn fasziniert, dass es so etwas hier noch gibt und wollte es bewahren.

Sylvia von Miller hat diese Werkstätten besucht und die Menschen auch über ihre Leidenschaft zur Tracht hinaus kennengelernt.


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