Unter unserem Himmel Die Wölfe von Rinchnach - Kult und Brauch im Bayerwald
Jedes Jahr zu Martini, in der Nacht vom 10. auf den 11. November, findet in dem 3.000 Seelen Ort Rinchnach im Bayerischen Wald das Wolfauslassen statt - ein wuchtiges Spektakel, das auf einen alten Hirtenbrauch zurückgeht.
Ein Film von Martin Weinhart
Nachdem das Vieh von der Waldweide abgetrieben war, zogen die Hirten mit Glocken von Haus zu Haus, um ihren Lohn einzutreiben und den Bären, Wölfen und Dämonen kundzutun, dass sie nun wieder auf die Weide dürfen.
Heute beteiligen sich über 500 Glockenschläger an dem Brauch, der überregionale Anziehungskraft entwickelt hat. In der Nacht zu Martini wird „g’schnoizt und g’litten“, das ganze Dorf gerät in Ekstase.
Doch gleich aus welchen Gründen, das Wolfauslassen fasziniert jeden, der mit dabei ist. Wie auch den Mythenforscher Jakob Wünsch, der frühgeschichtliche Wurzeln dieses archaisch anmutenden Treibens untersucht hat. Zuschauern wie Teilnehmern ist eines gemeinsam: ein Mitschwingen im Bann der Glockenschläge, eine Gaudi, die zu Herzen geht, ein Zustand in rauschhaftem Rhythmus. Wenn es wieder heißt, „Buama seids oizam da? Geht koaner mer oo?“ spürt man die Bindungskraft eines bizarren Brauchs, ein gestandenes Stück niederbayerischer Heimat.