BR Fernsehen - Wir in Bayern







2

Allgemeinmedizin Antibiotika - Lebensretter oder Gefahr?

Vor der Entwicklung von Antibiotika starben weit mehr Menschen an bakteriellen Infektionen wie z. B. Lungenentzündung oder Blutvergiftung. Aber Antibiotika bergen auch Gefahren, v. a. wenn diese zu häufig und zu unspezifisch eingesetzt werden. Tipps zum sinnvollen Umgang mit Antibiotika von Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann.

Stand: 23.04.2019 | Archiv |Bildnachweis

Antibiotikum  | Bild: picture-alliance/dpa

Antibiotika töten Bakterien ab oder hemmen deren Wachstum. Deshalb sind sie sehr wirksam gegen Krankheiten, die von Bakterien verursacht werden.
Es gibt Antibiotika, die ganz gezielt bestimmte Bakterien angreifen. Dazu muss der Arzt aber genau wissen, welche Bakterien die Verursacher sind.
Breitbandantibiotika (z. B. Penizillin oder Tetracyclin) hingegen wirken gegen unterschiedliche Bakterienarten.
Bei Viruskrankheiten sind Antibiotika wirkungslos. Etwa 70 Prozent aller Atemwegs- und 90 Prozent aller Darminfekte sind viral bedingt. In diesen Fällen hilft ein Antibiotikum also nicht. Dennoch werden auch bei diesen Krankheiten häufig Antibiotika verschrieben.

Um sicherzugehen, ob Viren oder Bakterien bzw. welche Bakterien die Ursache einer Krankheit sind, kann der Arzt einen Abstrich machen und diesen im Labor untersuchen lassen. Dann kann er das passende Antibiotikum verschreiben. Das Problem dabei ist jedoch, dass es fünf Tage dauert, bis das Ergebnis des Tests vorliegt. Viele Ärzte verschreiben deshalb schnell ein Breitbandantibiotikum. Das liegt auch an der Erwartungshaltung der Patienten ("Ich kann es mir nicht leisten, krank zu sein, das muss schnell gehen"). Deshalb verschreiben Ärzte oft (unnötig) ein Antibiotikum, um das 10-20-prozentige Restrisiko für einen bakteriellen Infekt abzudecken.

Es gibt zwar auch Schnelltests, z. B. auf Streptokokken, aber diese erbringen bei jedem Dritten ein falsches Ergebnis.







2