Allgemeinmedizin Dehydration: Wenn Flüssigkeitsmangel krank macht
Eine Dehydration kann zu gravierenden gesundheitlichen Problemen, schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, an welchen Anzeichen Sie erkennen, dass Sie an Flüssigkeitsmangel leiden, welche Ursachen dahinterstecken könnten und wann Sie schnellstmöglichst einen Arzt aufsuchen sollten.
Unser Körper besteht zu etwa zwei Drittel aus Wasser. Dieses und die darin gelösten Elektrolyte (u. a. Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium) benötigt unser Körper für die Stoffwechselprozesse.
Verliert der Körper mehr Flüssigkeit und/oder Elektrolyte als er aufnimmt, kommt es zu einem Flüssigkeitsmangel, einer sogenannten Dehydration, mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Ein gravierender Flüssigkeitsverlust, eine sogenannte Exsikkose (Austrocknung) kann zum Tod führen.
Es werden drei verschiedene Arten von Dehydration unterschieden
- Isotone Dehydration: Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten (v. a. Natrium)
- Hypertone Dehydration: Flüssigkeitsmangel, bei dem im Verhältnis zu viele Elektrolyte (Natrium) vorhanden sind.
- Hypotone Dehydration: Zu wenig Elektrolyte im Verhältnis zum vorhandenen Wasser. Das kann passieren, wenn ausgeschiedene Flüssigkeit mit natriumlosem Wasser ersetzt wird.
Eine Dehydration wird entweder durch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und/oder einen hohen Flüssigkeitsverlust verursacht. Ein hoher Flüssigkeitsverlust wird z. B. bedingt durch
- Durchfall und/oder Erbrechen
- starkes Schwitzen (Hitze, Sport, schwere körperliche Arbeit)
- Fieber (pro Grad Temperaturerhöhung 500 ml mehr Flüssigkeitsverlust)
- hohen Blutverlust
- großflächige Verbrennungen
- Überdosierung von entwässernden Medikamente (Diuretika), die z. B. Patienten mit Bluthochdruck, Herzschwäche oder eingeschränkter Nierenfunktion verschrieben werden.
- Missbrauch von Abführmitteln
- Krankheiten, wie Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison), akutes Nierenversagen oder Diabetes insipidus
- Durst
- Trockenheit der Schleimhäute, u. a. trockener Mund (Mundgeruch)
- dunkler Urin
- Schwächegefühl, Müdigkeit und Kopfschmerzen
- Schwindel
- (Heiß-)Hunger
- Augenringe/eingesunkene Augen
- erhöhte Körpertemperatur/Fieber
- Muskelkrämpfe
- Herzrasen
- Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen und Lethargie
- stehende Hautfalten (wenn Sie die Haut, z. B. am Handrücken, nach oben ziehen, geht sie nicht gleich wieder in ihre ursprüngliche Position zurück, sondern bleibt ein paar Sekunden in dieser Position)
- niedriger Blutdruck
- Frieren
Bei einer starken Dehydration (Flüssigkeitsverlust ab ca. 12 Prozent des Körpergewichtes) können die Betroffenen sogar bewusstlos werden und ins Koma fallen. Eine schwere Dehydration (man spricht dann von einer Exsikkose) ist lebensbedrohlich.
Bei Verdacht auf Dehydration sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen, vor allem wenn Säuglinge oder ältere Menschen mit einem schlechten Allgemeinzustand betroffen sind.
Zunächst muss die fehlende Flüssigkeit (und der damit verbundene Mangel an Elektrolyten) ersetzt werden: bei einer leichten Dehydration durch Trinken (aber nicht zu viel auf einmal), bei einer schwereren Dehydration mittels einer Infusion.
Falls eine Krankheit für den Flüssigkeitsverlust verantwortlich ist, muss diese zudem behandelt werden.
Erwachsene verlieren pro Tag etwa 2,5 Liter Flüssigkeit über die Haut und durch Ausscheidung. Diese muss ersetzt werden.
Wir nehmen zwar auch Flüssigkeit über die Nahrung auf, dennoch ist es sinnvoll, etwa 2,5 Liter täglich zu trinken. Bei Hitze und/oder körperlicher Anstrengung entsprechend mehr.
Achtung: Bei chronischen Nieren- oder Herzleiden gilt meist eine geringere Trinkempfehlung. Besprechen Sie das bitte mit Ihrem behandelnden Arzt.
Übrigens
Es ergibt keinen Sinn, die empfohlene Trinkmenge auf einmal "runterzuschütten", denn der Darm kann pro Stunde maximal 800 ml Wasser aufnehmen, der Rest wird ausgeschieden. Besser ist es, den ganzen Tag über regelmäßig zu trinken.