Hierzulande sind die wenigsten Menschen aufgrund von körperlicher Erschöpfung urlaubsreif. Die meisten sind eher psychisch erschöpft und brauchen deshalb Erholung.
Das liegt am stetigen Verbrauch von Nervenbotenstoffen (Neurotransmittern), allen voran dem "Wohlfühlbotenstoff" Serotonin, das durch Stress abgebaut wird. Ist es verbraucht, liegen unsere Nerven blank. Wir sind reizbar und nicht mehr leistungsfähig - also urlaubsreif.
Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im Urlaub optimal erholen, um unseren Serotoninspeicher wieder zu füllen und die erforderliche Leistungsfähigkeit wiederzugewinnen.

Sind viele Kurzurlaube besser als wenige lange Urlaube?

Um richtig erholsam zu sein, sollte der Urlaub mindestens zwei Wochen am Stück betragen. Viele haben es schon erlebt, dass sie in der ersten Woche zu nichts Lust haben, außer Lesen, Schlafen und Baden. Erst in der zweiten Woche, wenn die Akkus schon ein wenig aufgeladen sind, kommt die Lust auf Unternehmungen. Und moderate Bewegung ist neben Sonne ein wesentlicher Faktor, um Serotonin wiederaufzubauen.

Urlaub zu Hause oder verreisen?

Urlaub zu Hause ist nicht für jeden zu empfehlen. Wer im Urlaub die schon lange liegengebliebenen Arbeiten erledigt, erholt sich nicht. Diese Menschen sollten lieber wegfahren und sich so selbst daran hindern, zu arbeiten.

Aktivurlaub oder Nichtstun?

Ganz entscheidend dabei ist das "Muss" und das "Will", also die Selbstbestimmung. Muss ich den Ausflug machen oder will ich es? Das sollten wir uns immer wieder fragen. Unser Körper weiß ziemlich genau, was er braucht.
Wenn ich danach sage: "Das war schön!", habe ich Energie getankt und mich effektiv erholt. Das kann in der Sonne liegen sein, ein Ausflug, ein leckeres Essen mit einem guten Wein oder Sport.
Wichtig: Die Tätigkeit muss Spaß machen und darf mich nicht belasten. Versuchen Sie außerdem, nicht jede Minute Ihres Urlaubs zu verplanen, sondern lassen Sie lieber häufiger mal die Seele baumeln.

Das ist für die Erholung im Urlaub kontraproduktiv

Was den Erholungseffekt zerstört, sind Planungen für die Zukunft. Wer im Liegestuhl seine Mails checkt und für die kommende Arbeit Pläne entwirft, sabotiert den Erholungseffekt des Urlaubs. Handy also ausschalten, der Laptop bleibt zu Hause. Versuchen Sie im Hier und Jetzt zu leben, nicht in der Zukunft. Schauen Sie den Kindern beim Spielen zu, die können das. Von ihnen können wir Erwachsene lernen, wie Erholung geht.

So hält die Erholung im Alltag möglichst lange an

Planen Sie Ihre Rückkehr so, dass Sie nach Möglichkeit noch ein bis zwei Tage in Ruhe zu Hause haben, bevor Sie wieder arbeiten.
Halten Sie sich Ihren ersten Arbeitstag möglichst frei von Terminen, so dass Sie in Ruhe Ihre Mails und während Ihrer Abwesenheit angefallene Arbeiten erledigen können.

Verwenden Sie im Urlaub eine neue Duschpflege oder Körperlotion mit einem besonderen Duft. Wenn Sie das Pflegeprodukt nach dem Urlaub zu Hause verwenden, bringt es Erinnerungen und positive Gefühle zurück.

Gewöhnen Sie sich an, jeden Tag mindestens eine Viertel- oder halbe Stunde einzuplanen, die nur der Erholung dient. Planen Sie zudem einmal in der Woche, am besten am Wochenende, einen halben, besser einen ganzen Tag ein, der nicht mit Pflichten belegt werden darf. Das Leben mit seinen etwa 80 Jahren ist nämlich wie ein Langstreckenlauf, ein Ultramarathon sozusagen. Und es hat sich gezeigt, dass häufige, kleine Pausen viel erholsamer sind, als eine lange Pause nach langer Zeit.

Einen erholsamen Urlaub wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!