Bayern genießen Unterwegs auf dem 'Weißwurstäquator'
Paul Enghofer ist an einer ganz besonderen Grenze entlang gewandert, am sogenannten 'Weißwurstäquator'. Doch läßt sich diese Linie, quasi eine ‚innerbayerische kulinarische Kulturgrenze‘, tatsächlich an der Wurst festmachen?
Einmal im Monat werfen wir zusammen mit den Kollegen vom Hörfunk einen besonders genussvollen Blick auf unsere Heimat. Diesmal geht es um Grenzen. Paul Enghofer hat deshalb den ‚Weißwurstäquator‘ einmal näher unter die Lupe genommen und vom Bayerischen Wald aus bis nach Schwaben hinüber Wurstkunde betrieben.
100 km-Radius um München?
Oft bezeichnet man den Weißwurstäquator als die gedachte Kulturgrenze zwischen Süd- und Norddeutschland. Sie soll auf Höhe des Mains verlaufen. Doch über den Weißwurstäquator gibt es noch andere Theorien und Meinungen. Die Münchner etwa ziehen einen Kreis um die Landeshauptstadt mit einem 100-Kilometer-Radius.
Der 49. Breitengrad
Paul Enghofer ist – quer durch Bayern – entlang des 49. Breitengrades unterwegs gewesen. Der liegt nicht am Main oder rund um München sondern knapp nördlich der Donau und gilt manchen als der ‚wirkliche Weißwurstäquator‘. Ganz im Osten Bayerns verläuft er zwischen den Bayerwald-Städten Regen und Zwiesel. Hier ist eine kulinarische „Kultur-Grenze“ noch schwer zu erkennen. Weiter westlich in Regensburg treffen Weißwurst- und Bratwurstkultur dann direkt aufeinander: Von hier stammt der inzwischen weltberühmte Händlmaier-Senf, der mit Vorliebe zur Weißwurst gegessen wird. Aber auch die Bratwurst hat in der Historischen Wurstkuchl an der Steinernen Brücke ihren Platz. Das Bier aus dem Regensburger Weißbräuhaus schmeckt sicher zu beidem gut.
Weiter nach Westen gewinnen Fränkische Bratwürste an Bedeutung
Je weiter man am Weißwurstäquator entlang nach Westen kommt, desto stärker gewinnen Bratwurst und Schäufele an Bedeutung. Das heißt aber nicht, dass die Franken gar keine Weißwürste machen. Im mittelfränkischen Greding, dicht am 49. Breitengrad, stellt die Metzgerei Greiner typisch Fränkische Bratwürste her und bekommt dazu noch Preise bei internationalen Weißwurstwettbewerben. Direkt am Weißwurstäquator beherrscht man eben beides.
Die Schwaben haben ihren eigenen Geschmack
Auch im schwäbischen Dornstadt bei Oettingen lässt man sich die Weißwurst schmecken. Aber hier, wie überall entlang des Weißwurstäquators, hat man einen eigenen Geschmack. Die ‚Münchner Weißwurst‘ will man dort nicht zum Maßstab erheben, weder die Machart noch die mit dem Verzehr verbunden Rituale wie das zuzeln‘ oder häuten.
Buch-Tipp:
'Bayern genießen' gibt es jetzt auch als Buch. Im gerade erschienenen ersten Band dreht sich alles um das Thema "Bier - Vom Reinheitsgebot bis zur Kopfüberzapfung" (Herausgeber: Gerald Huber). Darin erfährt man beispielsweise, wie ein Niederbayer im Jahre 1842 das Pils erfunden hat. Erschienen im Volk-Verlag München, ISBN: 978-3-86222-086-1. Erhältlich im BR-Shop (Link s.u.)