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Die Kraft der "Zuzogenen" Die Bergbäuerinnen von Unterjoch

Landwirte tun sich oft schwer eine Ehefrau zu finden, denn die müssen zugleich auch Bäuerin werden. In Unterjoch hat sich das Problem auf besondere Weise gelöst: Viele der Bergbäuerinnen dort sind Zugezogene - die die Traditionen der Bergbauern erhalten und in die Zukunft gebracht haben.

Stand: 22.07.2014 | Archiv

Die Kraft der "Zuzogenen": Die Bergbäuerinnen von Unterjoch

Angelika Steinmüller zählt zu den "Auswärtigen". Sie stammt aus einer Spediteursfamilie im württembergischen Esslingen und hat schon als Kind die Ferien in Unterjoch verbracht. Bei diesen Aufenthalten lernte sie auch ihren späteren Mann Max kennen, mit dem sie heute sechs Kinder hat. Am Steilhang, beim Heurechen, bewegt sie sich als hätte sie nie etwas anderes getan.

Von den Weltmeeren in den Kuhstall

Herausforderung im Stall: Bärbel Gehring beim Melken

Bärbel Gehring musste über besondere Hürden gehen: die ehemalige Stewardess in der Handelsschiffahrt wurde nach fünf Jahren auf den Weltmeeren Bergbäuerin. Der Gang in den Kuhstall und erst recht das Melken wurden für sie zur neuen und ungeahnten Herausforderung im Leben, denn sie hatte Angst vor Kühen. Heute hat sie zusammen mit Mann und Sohn den 400 Jahre alten Bauernhof modernisiert und wie die Kolleginnen, Ferienzimmer eingerichtet.

"Urlaub auf dem Bauernhof" für die Zukunft

Angelika Steinmüller auf der Alm.

Schon vor knapp 20 Jahren haben die Bergbäuerinnen von Unterjoch einen Arbeitskreis gegründet. Dort treffen sie sich regelmäßig und haben gemeinsam das Konzept vom Urlaub auf dem Bauernhof weiter entwickelt, planen Veranstaltungen, gestalten die Homepage und denken jetzt gerade darüber nach, ob sie sich gegenseitig in Englisch unterrichten sollen, weil immer mehr Gäste aus dem Ausland kommen.

Selbst der Dialekt war keine Hürde

Angelika Lipp bei der Heuernte.

Die schwierigste Fremdsprache war für Angelika Lipp aber der Allgäuer Dialekt. Sie stammt aus Recklinghausen und spricht heute, nach über 30 Jahren, so, dass man sie für eine Einheimische halten würde. Sie hat sich reingehängt und bemüht, weil mit dem heimischen Dialekt auch die Integration ins Allgäuer Bergdorf kam.

Heute stehen die inzwischen erwachsenen Kinder der drei Bäuerinnen in den Startlöchern, um den Hof einmal zu übernehmen. Ein wichtiger Schritt um alte Traditionen zu erhalten.


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