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Das "Hutzeldorf" Fatschenbrunn Dörrbirnen aus dem Steigerwald

Es ist eine uralte Tradition, die der Ort Fatschenbrunn im Steigerwald hegt und pflegt: Seit vielen Generationen wird hier Obst getrocknet, vor allem Birnen. Die sogenannten Fatschenbrunner Hutzeln wurden früher in die ganze Welt geliefert und dienten zum Beispiel als Schiffsproviant.

Stand: 24.10.2015 | Archiv

Das "Hutzeldorf" Fatschenbrunn: Dörrbirnen aus dem Steigerwald

Franz Hümmer weiß, dass er einen Schatz besitzt, den er für seine Kinder und Kindeskinder bewahren will.

Rund 100 Birnbäume besitzt Franz Hümmer.

Über 100 Birnbäume gehören ihm und für die anderen 200 in der Gemeinde setzt er sich ein, wie für seine eigenen. Diese Obstbäume begründen die einzigartige Tradition seines Heimatdorfes Fatschenbrunn. Im September, wenn die ersten Birnen reif sind, schürt Franz Hümmer die Därre an, dann wird der Ofen, in dem sein Vater und sein Großvater die Früchte schon gedörrt haben, bis zum November nicht mehr kalt.

Gezieltes Trocknen der Früchte

Alle fünf Stunden muss Holz nachgelegt werden. Zu heiß darf der Ofen aber auch nicht sein, sonst werden die getrockneten Birnen, die sogenannten Hutzeln, zu trocken. Jeden Tag schichtet der Fatschenbrunner die Birnen um, nutzt die unterschiedlichen Temperaturen im Ofen gezielt zum Trocknen der Früchte.

Ein ständiger Kreislauf: Die frischen Früchte werden nachgeschoben und die fertigen heraus geholt.

Früher gab es auf jedem Hof eine Hutzeldärre. Fatschenbrunn war bekannt für seine Hutzeln, lieferte das Trockenobst in die ganze Welt, als Schiffsproviant und für die Lebkuchenherstellung. Heute pflegen nur noch zwei Familien die alte Tradition.

Einzigartige Kulturlandschaft

Vor rund 150 Jahren wurden diese Birnbäume gepflanzt. Rund 30 verschiedene Birnensorten gibt es noch in der Gegend um Fatschenbrunn.

Wichtige Grundlage für die Hutzelproduktion war die Baumfeldkultur. Am Rande ihrer schmalen Felder hatten die Bauern Birnbäume und andere Obstsorten gepflanzt, um den Ertrag ihres Landes zu steigern. Über 300 alte Bäume sind  heute noch zu finden. Viele der Sorten können die Experten gar nicht mehr bestimmen. Auch deshalb ist die alte Kulturlandschaft von Fatschenbrunn erhaltenswert.

Kulinarische Vielfalt

Ob der Hutzelbraten den Geschmack der Testesser trifft?

Dass die Trockenbirne als Zutat noch viel mehr kann, davon sind die Frauen von Fatschenbrunn überzeugt. Am schnellsten fällt ihnen zum Thema Hutzel das Hutzelbrot ein. Sie haben mit dem Dörrobst experimentiert. Hutzelpesto oder Hutzel im Speckmantel waren ihre ersten Versuche. Schließlich haben Helga Kundmüller und Claudia Neundörfer beschlossen einen Sauerbraten mit der getrockneten Spezialität zu veredeln. Zusammen mit Monika Thierstein, Petra Oppelt und Karin Hümmer haben sie ein Festmahl kreiert: Hutzelbraten mit Birnenrotkraut und Klößen (Rezept s. unten)

Mehr zum Thema:

Hutzeln können bezogen werden über Franz Hümmer, Tel. 09529/ 373 oder per e-mail: franz_huemmer@web.de

Rezept Fatschenbrunner Hutzelbraten:

1 kg  Tafelspitz oder Zungenbug
mit 400ml Essig, 600 ml Wasser, Lorbeerblättern, Wacholderbeeren, Sauerbratengewürz
3 – 4 Tage einlegen.

Fleisch in Öl anbraten – dann Fleisch herausnehmen und Wurzelgemüse (Sellerie, Zwiebel, Karotten) anbraten - mit Essig-Sud aufgießen
4 grob geschnittene Hutzel in die Soße und Brot-Endstücke dazugeben.
Das Fleisch im Sud ca. 2 Stunden bei 175 ° in den Ofen.
Fleisch herausnehmen und Soße abseihen.
1 Messerspitze Piment, 1 Teelöffel Zimt, 100 ml Birnensaft und einen halbe Soßenlebkuchen zur Soße geben und gut aufkochen.
Hauchdünne Hutzelscheiben dazugeben.

Dazu reichen wir Birnen-Rotkraut und Klöße.

Guten Appetit !!!


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