BR Fernsehen - Zwischen Spessart und Karwendel


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Geister und Weihrauch Sie zeigt, wie's der Brauch war

Zur Zeit der Rauhnächte weiß die Loibl Emma viel zu erzählen, über den Aberglauben in ihrer Gegend. Gegen den Teufel hilft Weihrauch. In der Familie der Loibl Emma hat man früher das Harz von Nadelbäumen für Räucherzwecke verwendet.

Stand: 27.01.2015 | Archiv

In einem kleinen Waldstück zwischen Kaltenöd und Kainerding etwa, so erzählt man sich, soll der Teufel in dunklen Nächten ein feuriges Rad über den Berg hinuntergerollt haben und die vorbeikommenden Leute angeschrien haben, sie sollten ihm helfen, das Rad zu bremsen. Doch die Loibl Emma fürchtet nichts. Und sie hat für alle unerklärlichen Phänomene eine vernünftige Erklärung. Deshalb fürchtet sie sich auch nicht alleine auf ihrem Sachl in Steinberg.

Gegen den Teufel hilft Weihrauch. In der Familie der Loibl Emma hat man sich früher das Harz von Nadelbäumen für Räucherzwecke nach Hause geholt. Das Harz von den Kiefern wurde auch als Brühpech zum Enthaaren und Reinigen der Schweine beim Schlachten verwendet. Auch eine Salbe wurde aus dem Harz hergestellt.

Früher hat man auch am Hof der Loibl Emma das Haus und den Stall ausgeräuchert, meist an Heilige-Drei-Könige. Heute tut die Loibl Emma das nicht mehr. "Das müssen schon recht christliche Leute sein, die das heute noch tun", sagt sie.

An den Weihnachtstagen macht sich die Loibl Emma einen Entenbraten. Aber für sie alleine reicht eine viertelte Ente. Deshalb gibt es über die Festtage bei ihr gleich viermal Entenbraten, dazu Blaukraut, das sie selber aus dem Garten geerntet und eingeweckt hat.

Als Beilage gibt es - klassisch - Reiberknödel. Warum sie so heißen? Die Kartoffeln für den Knödelteig, rohe wie gekochte, werden mit verschiedenen Kartoffelreiben aufgerieben (siehe Rezept unten). Das ist eine mühsame Sache. Aber die Emma scheut die Arbeit nicht, weil ihr die selber gemachten Knödel viel besser schmecken als die aus dem Packerl.

Das Rezept für die Reiberknödel der Emma

Reiberknödel aus gekochten und rohen Kartoffeln
3 Kartoffeln (300 Gramm), festkochend
3 Kartoffeln (300 Gramm), mehlig kochend
Salz
Mehl
1 Ei

Die mehlig kochenden Kartoffeln gar kochen und auskühlen lassen. Am besten Kartoffeln verwenden, die am Vortag gekocht wurden. Die Kartoffeln schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken oder mit einer Reibe aufreiben. Die geschälten rohen und festkochenden Kartoffeln mit einer Kartoffelreibe reiben, dann mit einem Tuch gut auspressen.

Hinweis: Das Kartoffelwasser sollte wegen der Kartoffelstärke, die sich langsam absetzt, aufgehoben werden.

Sie können die Anteile von gekochten und rohen Kartoffeln nach Ihrem eigenen Geschmack verändern. Die geriebenen gekochten Kartoffeln und die ausgedrückten rohen Kartoffeln in eine Schüssel geben, leicht salzen und ein Ei auf den Teig schlagen. Die abgesetzte Stärke dazugeben, alles vermischen und zum Knödelteig kneten. Mehl dazugeben, bis der Teig die gewünschte Festigkeit hat. Die Hände entweder in kaltes Wasser tauchen oder bemehlen. Dann die Knödel formen und in heißes Wasser einlegen, das vorher gesiedet hat. Die Knödel aber keinesfalls in wallendes Kochwasser geben, weil die Knödel zerkochen würden. Die Knödel 20 Minuten im heißen Wasser 'ziehen' lassen. Aus den angegebenen Mengen werden je nach Größe etwa 4 bis 6 Knödel.

Übrigens, die Loibl Emma isst die Reiberknödel an Weihnachten zum Entenbraten, aber auch unterm Jahr zum Schweinsbraten.


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