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100 Jahre Blauer Reiter Die blaue Revolution aus Bayern

Nur drüber zu reden, war nicht ihre Sache. Die Künstler um Wassily Kandinsky und Franz Marc fanden, dass die Kunst eine andere Malerei brauchte – also malten sie andere Bilder. Und wurden dafür heftig angefeindet.

Stand: 06.12.2011

"Der Blaue Reiter" kam in Sindelsdorf zur Welt, in einer Gartenlaube, in der Gastgeber Franz Marc mit seinen Freunden Wassily Kandinsky und Gabriele Münter beim Kaffee saßen. "Beide liebten wir Blau, Marc: Pferde, ich Reiter. So kam der Name von selbst", sagte Kandinsky später über die Gründung der Redaktion für den gleichnamigen Almanach. Die Gruppe, die sich um dieses Manifest bildete, bestand im Kern aus Marc, Kandinsky, Münter, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin.

Kandinsky dominiert

Macke: Straße mit Kirche in Kandern, 1911

Auch August Macke steuerte nicht nur einen Aufsatz für den Almanach bei, sondern beteiligte sich an beiden Ausstellungen, die "Der Blaue Reiter" in München zeigte. Doch mit Kandinskys Vision vom Geistigen in der Kunst konnte er sich nie voll identifizieren und distanzierte sich bald wieder von der Gruppe. Auch fand er sich in den Werkschauen nicht angemessen repräsentiert, weil er zu wenige eigene Bilder ausstellen durfte. Kandinsky war in seiner radikalen Haltung und mit seiner dominanten Art sicher eine Herausforderung für die anderen starken Künstlerpersönlichkeiten.

Die Münchner Parallelaktion

Bis Anfang 1911 hatte Kandinsky den Vorsitz der 1909 gegründeten "Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.)". Die weniger radikal denkenden Mitglieder kritisierten schon seit einiger Zeit seine immer abstrakter werdenden Bilder. Das ärgerte Kandinsky und er führte bewusst den Bruch herbei. Das Bild, das er für die N.K.V.M.-Ausstellung im Dezember 1911 einreichte, überschritt die vorgeschriebenen Maße und wurde erwartungsgemäß abgelehnt. Kandinsky trat aus der Vereinigung aus, gemeinsam mit Marc und Münter, und startete zwei Wochen später eine von langer Hand geplante Parallelausstellung mit dem "Blauen Reiter".

Der Erste Weltkrieg und das Ende

Franz Marc fiel 1916 in der Nähe von Verdun.

Dieser ersten Ausstellung folgte noch eine zweite im Februar 1912. In der kurzen Zeit des "Blauen Reiters" malten die Mitglieder Hunderte Bilder. Die politischen Ereignisse beendeten die Zusammenarbeit. Marc und Macke fielen im Ersten Weltkrieg, Kandinsky kehrte nach Russland zurück, Jawlensky und Werefkin mussten Deutschland ebenfalls verlassen. Münter, die darauf hoffte, dass Kandinsky zu ihr zurückkehren würde, wurde enttäuscht – er heiratete 1916 die junge Russin Nina von Andreewsky.

Sammlung von Weltruf

1957 übergab Gabriele Münter dem Münchner Lenbachhaus alle grafischen Arbeiten, Gemälde und Skizzenbücher von Kandinsky und ihr selbst, die sich in ihrem Besitz befanden. Für diese Sammlung ist das Haus heute weltberühmt. Am "Blauen Jahr" 2011 allerdings beteiligt sich das Museum nicht, das derzeit saniert und erweitert wird. Hier ist bis April 2012 die Werkschau des österreichischen Expressionisten Egon Schiele zu sehen, der sich seinerzeit gerne dem "Blauen Reiter" angeschlossen hätte, den Malern aber interessanterweise zu radikal war.


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