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Besinnung auf das Notwendige Ein Leben im Bauwagen

Jürgen Oswald aus Fürstenzell ist ein Mensch, der konsequent einfach lebt, und das schon seit über 20 Jahren: In einem Bauwagen auf 14 Quadratmetern Wohnfläche, ohne Wasser- und Stromanschluss. Und auch beim Essen beschränkt er sich auf das, was die Region und die Jahreszeit hergeben.

Stand: 18.02.2014 | Archiv

Besinnung auf das Notwendige: Ein Leben im Bauwagen

Jürgen Oswalds Bauwagen steht in der Nähe von Bad Höhenstadt im Landkreis Passau. Neben einem Bauernhof - dort kann er seine Wäsche waschen - lebt er auf 14 Quadratmetern und hat dort - findet er - alles, was man zum Leben braucht. Was er nicht braucht: Streß und Hektik.

Der Bauwagen von Jürgen Oswald.

Jürgen Oswald hat sich inmitten einer scheinbar immer schneller werdenden Alltagswelt seinen eigenen kleinen Kosmos geschaffen. Das Leben einfacher zu gestalten und sich wieder auf das wirklich Notwendige zu beschränken, das sei doch der eigentliche Fortschritt meint er, lächelt zufrieden und schält sein Gemüse weiter. Eine Weisheit, von der man sich ein Stückchen abschneiden möchte.

Harte Arbeit - einfache Gerichte

Jürgen Oswald steigt auf einen Baum, um oben ein Seil zu befestigen - damit der Baum später in die richtige Richtung fällt.

Oswald ist ein Forstwirt mit einer Zusatzausbildung: Er ist ein Steiger, also einer der im Forst erlaubterweise auf Bäume steigen darf. Als Waldarbeiter hat er eine körperlich schwere Arbeit und die macht verständlicherweise Appetit. Und trotzdem fastet Jürgen Oswald gerne. Deshalb gibt es derzeit bei dem leidenschaftlichen Koch ausgesprochen einfache Gerichte: Rieberlsuppe und Kraut mit Kartoffeln.

Jürgen Oswald betrachtet die Welt mit ganz anderen Augen.

Die Rieberl bestehen im Grunde nur aus Mehl und Wasser. Den besonderen Geschmack verleiht ihnen die Gemüsebrühe, bei der die Schalen beziehungsweise Putzabfälle vom Gemüse verwendet werden - das sollte dazu natürlich in Bioqualität sein. (Rezept siehe Kasten). Beim Essen der Rieberlsuppe kommen Jürgen Oswald heimatliche Gefühle. Er denkt an Oma und Opa, sein Zuhause, Geborgenheit und Zufriedenheit - deshalb schmeckt es ihm nochmal so gut. Und gesund ist es ohnehin.

Rezept Rieberlsuppe

Zutaten:
Suppengemüse nach Belieben, Salz, Mehl, Wasser, eventuell Ei, Muskat, kleingeschnittene Zwiebeln, Petersilie oder Schnittlauch

Suppe (Gemüsebrühe):
Die Schalen beziehungsweise Putzabfälle von Gelberüben, Sellerie (Schale und Blätter), Petersilienwurzeln, Lauch, Zwiebeln (geben der Suppe eine schöne braune Farbe) werden über Nacht in leicht gesalzenes Wasser eingelegt. Auch äußere Krautblätter kann man dazugeben. Die wertvollen Stoffe, die sich in den normalerweise weggeworfenen Teilen befinden, gehen so nicht verloren. Voraussetzung für diese Art von "Abfallverwertung" aber ist, dass Suppengemüse in Bioqualität verwendet wird.
Nach einem Tag wird der "kalte Auszug" abgeseiht. Erst jetzt sind die Schalen, Blätter und Stängel reif für den Kompost. Die Suppe wird aufgekocht, eventuell nachgesalzen.

Rieberlteig:
Man vermischt mit der Hand Mehl und etwas Wasser zu einem Teig, der sich in der Hand gut zerreiben lässt. Jürgen Oswald mahlt sich das Mehl aus Dinkel selber. Er verwendet kein Gewürz, weil er den Geschmack des frisch gemahlenen Vollkornmehls nicht verfälschen will. Für den Rieberlteig kann man aber auch jedes andere beliebige Mehl nehmen und man darf auch mit Salz und Muskat würzen. Statt mit Wasser kann der Teig auch mit Eigelb hergestellt werden. Der Teig wird zwischen den Händen zu Teigklümpchen zerrieben, in die kochende Gemüsebrühe eingestreut und darin etwa 4-5 Minuten gegart.

"Aufzwiefeln":
Bevor man die Suppe zu Tisch bringt, wird sie "aufgezwiefelt", also: mit angerösteten Zwiebeln verfeinert. Fein geschnittene Zwiebeln werden in Butterschmalz oder anderem Fett oder Öl leicht braun geröstet und dann in die Suppe geschüttet. Das bringt zusätzlichen Geschmack. Anschließend wird die Suppe noch mit Schnittlauch oder Petersilie angerichtet. Wohl bekomm's!


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