Der Schmidmühlener Fischzug Eine bierernste Angelegenheit
Es ist ein einmaliger Brauch, der das Dorf zusammenschweißt: Am Aschermittwoch ziehen alle männlichen Bewohner im oberpfälzischen Schmidmühlen in Frack und Zylinder von Wirtshaus zu Wirtshaus. Am Ende wird der Fasching eingegraben.
Wenn's nach dem Zeremonienmeister Thomas Wagner und Bürgermeister Peter Braun ginge, dann wäre ihr Fischzug Unesco Weltkulturerbe geworden. Die Schmidmühlener hatten sich beworben, doch die Oberammergauer Passionsspiele und die Limmersdorfer Lindenkirchweih hatten die Nase vorn.
Trotzdem lieben die Schmidmühlener ihren Fischzug, der als einer der ältesten Heischebräuche Bayerns gilt. Die Ursprünge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, manch einer vermutet aber, daß der Faschingsbrauch noch älter sein könnte.
Ein Fisch auf dem Rücken
Am Aschermittwoch treffen sich die Männer regelmäßig im Ochsenwirt, dort bekommt jeder sein "Bilettl" und dann geht’s los. Jedem Teilnehmer wird mit Kreide ein Fisch auf den Rücken gemalt für den "Zug durch die Gemeinde". Von Wirtschaft zu Wirtschaft kommen mehr und mehr Frackträger dazu, dabei wird Bier getrunken und Heringe werden verspeist.
Brauch im Wandel
Einst sollten mit dem Fischzug die Bierreste vor der Fastenzeit "vernichtet" werden. Heute handelt es sich um großzügige Spenden der Wirte oder Teilnehmer. Ausgetrunken werden muss alles - bis zum letzten Tropfen. Der Fischzug endet mit dem "Fasching eingraben". Dazu wird auf einer Bahre ein Geldbeutel zum Maibaumplatz befördert und dort eingegraben.
Vom Aussterben ist der Brauch noch lange nicht bedroht, denn bei den Jüngeren ist er so beliebt, dass sein Fortbestehen für die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte garantiert ist.