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Rassismus im Schulalltag

RESPEKT Rassismus im Schulalltag

Stand: 09.03.2022 15:34 Uhr

  • Rassismus an Schulen bedeutet, dass Schüler:innen wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Namens benachteiligt werden.
  • Sie bekommen schlechtere Noten, werden schief angeschaut oder beschimpft.
  • Nicht nur Schüler:innen verhalten sich diskriminierend, auch Lehrer:innen.
  • Vielen ist nicht mal bewusst, dass sie andere Menschen mit ihrem Verhalten beleidigen, benachteiligen oder tief verletzen.

"Ich habe mich hilflos gefühlt. Wenn der Lehrer mir nicht helfen konnte, wer soll mir dann sonst helfen? Und ich habe das dann irgendwie alles so in mich hineingefressen."

Karim Jamal, TikToker

TikToker Karim Jamal hat in seiner Schulzeit immer wieder Erfahrungen mit Diskriminierung machen müssen. In kurzen Videos macht er sich heute einerseits lustig über Lehrkräfte, die Kinder und Jugendliche wegen ihres Namens vermeintlich witzig diskriminieren. Andererseits zeigen seine Kurzvideos aber auch schonungslos den bitteren Ernst. Und dabei ist es egal, ob nur aus Unwissenheit oder Unbedachtsamkeit diskriminiert wird oder mit böswilliger Absicht. Die Folgen der täglichen Diskriminierung sind nicht nur weniger Erfolg in der Schule und damit deutlich weniger Chancen im weiteren Berufsleben, sondern auch viele psychische Probleme. 

Definition

Erklärvideo (2:20): Was ist strukturelle Diskriminierung?

Hinweis

Zu den Begrifflichkeiten in Art. 3 Abs. 3 des Grundgesetzes gibt es seit längerer Zeit eine Diskussion, unter anderem auch im Bundestag und in der Bundesregierung. Der Begriff "Rasse" soll ersetzt werden, darin sind sich alle Bundestagsfraktionen bis auf die AfD einig. Die ehemalige Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz Christine Lambrecht (seit Dezember 2021 Bundesministerin für Verteidigung) begründete im Jahr 2020 die Änderungsabsicht so:
"(...) Als unsere Verfassung 1949 geschrieben wurde, nahm man den Begriff auf, um sich klar von der Nazi-Rassenideologie zu distanzieren. Die Verwendung des Begriffs kann aber aus heutiger Sicht zu Missverständnissen führen und wird deshalb zu Recht kritisiert. Es besteht völlige Einigkeit darüber, dass es keine unterschiedlichen Menschenrassen gibt. Wo von verschiedenen Rassen die Rede ist, leben heute vor allem Vorurteile und rassistische Hetze auf. Deshalb haben wir uns in der Bundesregierung darauf geeinigt, das Grundgesetz an dieser Stelle zu überarbeiten.(...)"
Aktuell diskutieren die Bundestagsparteien über verschiedene Gesetzentwürfe und Formulierungsvorschläge. (Stand: März 2022)

Gewalt und Beleidigungen sind alltäglich

Interview

Prof. Dr. Karim Fereidooni Rassismus an Schulen

Offener Rassismus ist in Deutschland für viele Menschen alltäglich. So zählt der von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes unterstütze Afrozensus 2020 unzählige Beispiele für rassistische Beleidigungen, Übergriffe und Gewalttaten auf. Zwar ist der Afrozensus nicht repräsentativ, doch zeigt er eine ungefähre Tendenz auch in Bezug auf Rassismus an Schulen: 67% der Befragten geben an, aufgrund rassistischer Zuschreibungen schlechter bewertet worden zu sein. Mehr als die Hälfte der Befragten sagt, ihnen wurde abgeraten, einen höheren Bildungsweg anzustreben. Auch rassistische Gewalt und Beleidigungen gehören für viele Betroffene zum Schulalltag.

Zahlen und Fakten

Video (3:17): Rassismus in der Schule

Formen von Rassismus an Schulen

  • Rassismus an Schulen hat viele Formen - besonders schädlich sind aus Sicht von Wissenschaftler:innen gerade die "subtilen", sogenannte Mikro-Aggressionen.
  • Mikro-Aggressionen sind zum Beispiel: verächtliche Blicke, ausgrenzendes Verhalten, eine abwertende, aggressive Sprache.
  • Das kann Auswirkungen auf das spätere Leben haben. Zum Beispiel trauen sich die Betroffenen selbst nichts zu, was den Beruf angeht.
  • Lehrer:innen bewerten nicht selten Diktate schlechter, wenn sie von Schüler:innen mit ausländischem Namen verfasst wurden - das hat eine Studie nachgewiesen.
  • Schüler:innen, die als nicht-deutsch angesehen werden, bekommen - trotz gleicher Eignung - seltener eine Gymnasialempfehlung.

"Als es darum ging, eine Übergangsempfehlung für mich auszustellen, das weiß ich noch bis heute, weil mich das so geprägt hat, meinte meine Grundschullehrerin: Karim, wenn du dich anstrengst, schaffst du vielleicht die Realschule."

Prof. Dr. Karim Fereidooni, Diskriminierungsforscher an der Ruhr-Universität Bochum

Zahlen und Fakten: Quellen

"Ich bin doch kein Rassist!"

Wichtig ist also einerseits das Starkmachen derjenigen, die von Rassismus betroffen sind. Und andererseits, dass diejenigen, die rassistisches Verhalten miterleben – bewusstes oder unbewusstes  - das erkennen, ansprechen und mit Courage dagegen vorgehen. Wichtig ist auch, dass Lehrkräfte sensibilisiert und ausgebildet werden, damit sie selbst merken, was sie verändern können zum Positiven. Diana-Sandrine Kunis etwa coacht Lehrer:innen, wie sie Rassismus in Schulbüchern und im Alltag erkennen können. Denn viele verstehen gar nicht, dass sie sich überhaupt rassistisch verhalten oder so denken. Deshalb dürfte es noch dauern, so Kunis, bis mehr Chancengleichheit an Schulen einkehrt.

"Es wird immer noch auf die gleiche Art und Weise diskutiert. Es wird auf die gleiche Art und Weise zum Beispiel die Verwendung von rassistischer Sprache verteidigt, vehement. Und gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal, die sich mit diesen Themen ganz bewusst auseinandersetzen wollen."

Diana-Sandrine Kunis, coacht Lehrkräfte im Bezug auf Rassismusprävention

Autorin: Monika von Aufschnaiter

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