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Recht auf Wasser

RESPEKT Recht auf Wasser

Stand: 07.12.2022

  • Das Recht auf Wasser ist ein Menschenrecht, aber der Zugang zu Trinkwasser ist alles andere als selbstverständlich.
  • Die Erde ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt, aber davon sind nur 3 Prozent Süßwasser – auch gebunden in Form von Eis, Schnee und Permafrostböden.
  • Deutschland gilt als wasserreiches Land – noch. Die Klimakrise zeigt sich aber auch hier bereits in Form von Dürreschäden und Ernteausfällen.
  • Verfügbarkeit und Verteilung von Wasser werden in Zukunft tiefgreifenden Einfluss auf die gesamte Gesellschaft nehmen.
  • Die gute Nachricht: Das Thema Wassernutzung ist in der breiten Bevölkerung angekommen und jede:r kann etwas bewirken, auch im Kleinen.

Wasser ist Leben, ohne geht es nicht. Noch läuft es in Deutschland einfach aus dem Wasserhahn. Damit aber auch künftige Generationen ausreichend mit Wasser versorgt werden können, müssen wir bewusster mit der kostbaren Ressource umgehen. Kaum jemandem steht das deutlicher vor Augen als Landwirt:innen. Aufgrund von Trockenheit und Wassermangel war 2022 für viele kein erfolgreiches Erntejahr, auch für Lena und Martin Zimmermann. Sie klagen über laufend steigende Ausgaben bei gleichzeitig weniger Einnahmen und dass ihr Geschäft immer weniger planbar wird. Nach fast drei Monaten ohne Regen waren nicht nur sie Leidtragende:

Lena Zimmermann

"Da unten im Stall haben wir extra Duschen eingebaut für unsere Schweine, weil es so extrem heiß war. Und unsere Rinder waren die ganze Zeit im Unterholz. Selbst dort sind die Tümpel ausgetrocknet, also wirklich alles. Das war eigentlich noch nie der Fall. Wie eine Steppe."

Lena Zimmermann, Landwirtin

Kann Wassernot im wasserreichen Deutschland tatsächlich so ein Problem sein? Ja! Die Zahlen sind besorgniserregend. Weltweit gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust und hat in den letzten 20 Jahren Wasser in der Größenordnung des Bodensees verloren. Aber was bedeutet das?

Definition

Video (2:11): Was ist Wasserknappheit?

  • Die Verteilung der Niederschläge ist in Deutschland sehr unterschiedlich. Am geringsten sind sie im Osten und Nordosten.
  • Mancherorts kam im Sommer 2022 kein Wasser mehr aus dem Hahn, nichts ging mehr, keine Dusche, kein WC und Trinkwasser gab es nur noch im Supermarkt.
  • Das Problem: In trockenen heißen Sommern wird viel mehr bewässert, geduscht und gebadet. Aber es wird kaum Regenwasser gespeichert. Selbst bei Starkregen nimmt der ausgetrocknete Boden nur wenig Wasser auf. Es fließt ab in die Flüsse und von dort ins Meer. Der Grundwasserpegel sinkt. Den Wasserwerken fehlt Nachschub – sie müssen die Wassernutzung beschränken.
  • Mögliche Auswirkungen: Autos dürfen nicht mehr gewaschen werden, Pools und Planschbecken nicht mehr befüllt und Gärten nicht mehr mit Trinkwasser gegossen werden. Das Wasser wird stundenweise abgestellt. Duschen und Toilette spülen ist nur noch nachts möglich. Manche Gegenden müssen mit Tankfahrzeugen der Feuerwehr versorgt werden. Wenn das vorhandene Grundwasser zu knapp wird, müssen die Wasserversorger neue Quellen erschließen.
  • Die Folge: Wasser wird viel teurer – für jeden einzelnen Menschen, für die Landwirtschaft, für die Industrie. Durch die mangelhafte Wasserversorgung fallen Ernten schlechter aus und die Preise für Lebensmittel steigen.

Noch ist das für Deutschland nur ein mögliches Szenario, das allerdings immer wahrscheinlicher wird, wenn die Erderhitzung weiter so voranschreitet. Aber verbrauchen wir alle denn wirklich so viel Wasser?

Wasserknappheit verändert die Gesellschaft

Zahlen und Fakten

Video (3:33): Wem gehört das Wasser?

Quellen: "Wem gehört das Wasser?" Format: PDF Größe: 151,26 KB

In Deutschland muss sicher niemand verdursten, aber die veränderten Bedingungen werden trotzdem tiefgreifende und grundlegende Veränderungen für die gesamte Gesellschaft bedeuten. Wenn Wasser gespart werden muss, was gibt man auf, wo liegen künftig die Prioritäten? Können auf unseren Flüssen noch Schiffe fahren? Kann man das Waldsterben aufhalten? Welche Pflanzen bauen wir in Zukunft an?

Zugang zu Wasser: ein Thema ohne Grenzen

Klar ist, die Themen Wasserverbrauch und Wasserknappheit treffen uns über Landesgrenzen hinweg: Wer darf vor der Grenze wie viel Wasser aus einem Fluss entnehmen, der durch mehrere Länder fließt? Problematisch ist auch der Import wasserintensiver Produkte wie zum Beispiel Obst- und Gemüsesorten aus Ländern wie Spanien, in denen heute schon Wasserknappheit herrscht.

Matthias Garschagen ist Wissenschaftler an der Ludwig-Maximilian-Universität München und hat für den Weltklimarat an wegweisenden Berichten mitgeschrieben. Er wünscht sich breite gesellschaftliche Diskussionen über anstehende Veränderungen – auch unabhängig von Extremereignissen wie der Hitzedürre im Sommer 2022.

Professor Matthias Garschagen

"Da konnte man dann live in den Talkshows abends miterleben, wie Minister:innen und Landwirtsverbände sich darüber unterhalten haben, wer eigentlich zum Beispiel für die Kosten aufzukommen hat. Wir müssen uns aber langfristig überlegen, wie wir damit umgehen sollen und ich glaube, das geht langsam erst so richtig los. Das werden wir sicherlich intensivieren müssen in der Zukunft. [Aber:] Das Thema hat eine große Aufmerksamkeit. Wir stehen ganz woanders als vor 20 Jahren. Das geht den politischen Diskurs an, das geht die Jugend an, die das Thema annimmt. Wir wissen aus empirischen Untersuchungen, welch hohen Stellenwert das Klimathema hat und dass das angekommen ist in breiten Teilen der Bevölkerung. Wir haben es selber in der Hand, es ist auch zu lösen. Das ist, glaube ich, das Wichtige dabei."

Professor Dr. Matthias Garschagen, Klimawissenschaftler

Und was kann ICH jetzt tun?

Zunächst mal: den eigenen Wasserverbrauch überdenken – insbesondere bei Wasser, das für die Produktion etwa von Textilien oder elektronischen Geräten in großen Mengen verbraucht wird. Man kann auch zum Beispiel gemeinnützige Vereine wie Viva con Agua unterstützen, die sich weltweit für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzen. Für fast 800 Millionen Menschen weltweit steht Wasser nicht ausreichend zur Verfügung. Rund 489 Millionen Menschen fehlt der Zugang zu jeglicher Trinkwasserinfrastruktur, von Sanitärversorgung und Hygieneeinrichtungen ganz zu schweigen. Das will Viva-con-Agua-Mitbegründer Micha Fritz ändern. Und Bewusstsein schaffen, damit diese kostbare Ressource auch in Deutschland mehr wertgeschätzt wird.

Micha Fritz

"Wir sollten Wasser einfach sichtbarer machen in unserer Gesellschaft. Also bei der Produktion von jedem Gut wird Wasser benutzt. Das nennt sich virtuelles Wasser, das nicht normal in den Kreislauf zurückfließt. Wie viel virtuelles Wasser steckt in der Produktion eines Autos, in einem Kilo Rindfleisch et cetera. Wenn das offengelegt wäre, dann wäre den Leuten schon viel klarer, wie viel Wasser da drinsteckt, wo Wasser vergeudet wird. Und dann schauen, wo wir Wasser in großen Mengen sparen können."

Micha Fritz, Mitbegründer von Viva con Agua

Jede:r kann etwas bewirken, oft mit einfachen und effektiven Methoden: Konzertbesucher:innen ausgewählter Festivals können beispielsweise ganz einfach ihren Becherpfand für die Projekte von Viva con Agua spenden. Diese Aktionen werden bereits von Die Ärzte, Marteria, Gentleman und vielen mehr unterstützt. Warum, erklärt Jonas von Das Lumpenpack.

Jonas Frömming

"Wir halten die Sache grundsätzlich für gut. Es ist ein tolles soziales Projekt, das es vor allen Dingen schafft, junge Leute für sich zu gewinnen, woran viele scheitern und Viva con Agua macht es einfach smart. Ein cooles, hippes Projekt mit sozialem Mehrwert."

Jonas Frömming von Das Lumpenpack

Wasser ist Leben. Wir sollten es besser schützen, für uns und für die kommenden Generationen. Jede:r von uns kann etwas bewirken, auch im Kleinen.

Autor:innen: Redaktion Lernen und Wissenslab / jzw

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