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Die Vorgeschichte Konflikt der Machtblöcke

Stand: 30.11.2009 | Archiv

Kaiser Wilhelm II. (1914) | Bild: SZ Photo / Scherl

Als Ende April 1919 die deutsche Delegation nach Paris reiste, um die Friedensbestimmungen entgegenzunehmen, mussten die drei Sonderzüge auf Geheiß der Gastgeber im Schritttempo durch die zerstörten Gebiete Frankreichs fahren. Die Deutschen sollten mit eigenen Augen die gigantischen Verwüstungen sehen, die sie vor allem in zehn nordöstlichen Départements angerichtet hatten.

1918: Deutsche Angriffe in Flandern

Der Name des kleinen Städtchens Verdun, wo 600.000 Soldaten auf dem Schlachtfeld starben, ist bis heute das Schreckenssymbol für den Ersten Weltkrieg. Neben Frankreich wurde Belgien am schwersten in Mitleidenschaft gezogen.

Vorkriegskrisen

Deutscher Kreuzer SMS "Göben"

Die Vorgeschichte dieses Krieges begann lange vor 1914: Viele Jahre vor der militärischen Auseinandersetzung war es zu großen politischen Spannungen zwischen den europäischen Machtblöcken gekommen. Durch den Flottenausbau Kaiser Wilhelms II. sah sich die Seemacht England herausgefordert.

Auf dem Kontinent stritt das aufstrebende Kaiserreich mit Frankreich und Russland um die Vorherrschaft. Immer wieder kam es zu großen Krisen, so 1908, als Österreich-Ungarn das zum Osmanischen Reich gehörende Bosnien-Herzegowina kassierte. Das empörte dessen slawische Bevölkerung, die lieber zu Serbien gehören wollte. Die Annexion alarmierte zudem Russland, den großen Konkurrenten der Donaumonarchie im Balkangebiet.

Der Auslöser - das Attentat von Sarajevo

Die Lunte wurde am 28. Juni 1914 in Sarajevo angezündet: Der bosnische Serbe Gavrilo Princip erschoss den österreichischen Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand. Die k.-u.-k.-Monarchie vermutete Serbien hinter dem Attentat und schickte die Kriegserklärung nach Belgrad.

Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo kurz vor dem Attentat

Russland machte mobil, um Serbien zu unterstützen. Als Bündnispartner Österreich-Ungarns erklärte Deutschland am 1. August Russland den Krieg. Kurz darauf griff das Kaiserreich Frankreich an, aus strategischen Gründen marschierte es dazu am 3. August zunächst ins neutrale Belgien ein.

Das war für Großbritannien der Anlass, Berlin den Krieg zu erklären. Die beiden Mittelmächte, Österreich und Deutschland, befanden sich nun in offiziellem Kriegszustand mit der gesamten Triple Entente: Frankreich, Großbritannien und Russland. Ab April 1917 hatte das Deutsche Reich zusätzlich die USA als Gegner.

Industrialisierter Krieg mit 17 Millionen Toten

Am Ende waren 25 Staaten in den Ersten Weltkrieg verwickelt, die rund 25 Prozent der damaligen Erdbevölkerung ausmachten. Das militärische Aufeinanderprallen der Machtblöcke mündete in eine Zerstörungsorgie, wie sie Europa seit dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr erlebt hatte.

Neue Waffen: Jagdflugzeuge

Die neuen technischen Möglichkeiten führten zu einer Materialschlacht von ungeahnten Ausmaßen. Kavallerie war gestern, der moderne Krieg wurde mit Panzern, Flugzeugen und Maschinengewehren geführt. Insgesamt verloren durch das Gemetzel rund 17 Millionen Menschen ihr Leben: zehn Millionen Soldaten und sieben Millionen Zivilisten.

Politisch kam es in Europa und Kleinasien zu großen Umwälzungen: Mit dem Deutschen und dem Osmanischen Reich sowie mit Österreich-Ungarn hörten drei monarchische Systeme auf zu existieren. Russland trat nach der Revolution im November 1917 aus dem Krieg aus. Lenin machte daraus die Sowjetunion.

November 1918: Waffenstillstand von Compiègne

Nach mehr als vier Jahren endete "La Grande Guerre", wie ihn die Franzosen nannten, mit der Kapitulation der deutschen Armee. Am 11. November 1918 wurde in der nordfranzösischen Stadt Compiègne der Waffenstillstand zwischen Frankreich und Deutschland geschlossen.

Franzosen feiern Ende des Ersten Weltkrieges in Paris.

Wilhelm II. war ein Tag zuvor ins niederländische Exil geflüchtet, verantwortlich war nun die erste parlamentarsiche Regierung des Kaiserreichs unter Prinz Max von Baden. Er schickte den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger zur Unterschrift nach Compiègne.

Januar 1919: Auftakt der Friedenskonferenz

Das war das militärische Ende des Ersten Weltkriegs, nun begann das politische Nachspiel. Am 18. Januar 1919 begann in Paris die von den Siegermächten initiierte Friedenskonferenz - der Auftakt zum fünf Monate später geschlossenen Vertrag von Versailles, der die Bedingungen für das Deutsche Reich regelte.


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