Dr. Christine Ganslmayer, Germanistin Wie hat Luther die Bibel übersetzt?
Die Übersetzungsmanuskripte, die Martin Luther während seiner Arbeit an der Übersetzung der Bibel aus der althäbräischen und altgriechischen in die deutsche Sprache anfertigte, verraten viel über sein persönliches Verstehen der biblischen Texte, aber auch seinen Umgang mit der deutschen Sprache. Die Germanistin Christine Ganslmayer eröffnet über Luthers Übersetzungsmanuskripte neue Zugänge zum Verständnis seiner Bibelübersetzung.
Luthers Bibelübersetzung ist ein epochaler Schlüsseltext, dessen Entstehung als gut erforscht gilt. Allerdings hat die moderne Wissenschaft Luthers Übersetzungsmanuskripte zum Alten Testament noch nicht untersucht. Dabei beinhalten diese Texte weit mehr als den intendierten Drucktext, nämlich Selbstkorrekturen Luthers, deren Analyse Aufschluss über Textgenese, Sprachgebrauch, fremdsprachliche Kompetenzen und Strategien bei der Übersetzung geben kann. Sie erlauben quasi einen Blick über die Schulter des Reformators beim Übersetzen.
Dr. Christine Ganslmayer ist wissenschaftliche Assistentin und Akademische Oberrätin am Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Von 2011 bis 2015 arbeitete sie am EKD-Projekt „Revision der Luther-Bibel“ mit. Für ihre Dissertation über „Wortbildung im Mittelalter“ wurde sie mit dem Staedtler-Promotionspreis(2007) und dem Theodor-Frings-Preis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Universität Leipzig (2014) ausgezeichnet. Christine Ganslmayers Forschungsgebiete sind: Historische deutsche Sprachwissenschaft und Sprachwandel; Variationslinguistik und Sprachkontaktforschung; Lexikologie und Wortbildung.