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Tanzen Die sinnlichste Form, Gefühle auszudrücken

Tanz und Ballett - in kaum einem künstlerischen Beruf muss so viel gearbeitet werden wie hier. Trotzdem gibt es viele, die im Tänzerdasein ihre Erfüllung suchen - und oft auch finden.

Von: Nikolaus Wiesner

Stand: 25.04.2022

Tanz: Die sinnlichste Form, Gefühle auszudrücken

Die Heinz-Bosl-Stiftung im alten Münchner Künstlerviertel Schwabing gehört zu den international renommiertesten Ballettausbildungsstätten. Sie bietet den Absolventen der Ballettakademie der Hochschule für Musik und Theater München ebenso wie denen anderer Hochschulen  oder Ballettakademien im In- und Ausland die Möglichkeit, über ein Stipendium bzw. einen Volontärsvertrag Studium und Wohnen miteinander zu verbinden. Wer hier angenommen wird, kann vor allem auch mit der Juniorcompany des Staatsballetts in Stücken großer Choreographen Bühnenerfahrung sammeln – nicht nur in München, sondern auch auf internationalen Gastspielen.

"Die Heinz-Bosl-Stiftung ist zur Förderung junger Tänzer da. Sie ist quasi eine Bank, die sagt‚ du bekommst ein Stipendium, weil wir an dich glauben. Ein junger Tänzer mit akademischer Ausbildung hat oft noch keine Bühnenpraxis. Die Stiftung hat mit der Juniorcompany des Bayerischen Staatsballetts das Ziel, junge Tänzer sofort in Werken namhafter Choreographen einzusetzen."

Ivan Liska, Leiter der Heinz-Bosl-Stiftung und der Juniorcompany des Bayerischen Staatsballetts

Ins Leben gerufen wurde die Stiftung von Konstanze Vernon, die auch das Bayerische Staatsballett gründete und in kurzer Zeit zu einer der besten Compagnien Europas machte. Benannt ist die Stiftung nach Vernons ehemaligem Tanzpartner Heinz Bosl. Nach ihrem Tod übernahm Ivan Liska die Leitung der Stiftung. Als Direktor entwickelte Liska das Bayerische Staatsballett bis 2016 weiter und machte es zu einer der Compagnien mit dem vielseitigsten Repertoire in Klassik und Moderne überhaupt.

Tanztalent und Studienwahl

Margarida Neto aus Lissabon und Christoph Schaller aus Wien, beide 20 Jahre alt, stehen vor dem Abschluss ihrer zweijährigen Exzellenzausbildung an der Heinz-Bosl-Stiftung. Sie sind gleichzeitig  Volontäre des Bayerischen Staatsballetts  - und natürlich Mitglieder der Juniorcompany. Den Weg zum Tanz einzuschlagen war für sie eine ganz selbstverständliche Entscheidung: Margarida tanzte schon als Kleinkind zur Musik, die ihr Vater zuhause auflegte.

Begeisterung für Tanz reicht nicht

Christoph entdeckte seine Tanzbegeisterung in der Schule – weil der Lehrer einer Ballettschule an Christophs Schule Tanz vorstellte. Talent und Begeisterung allein reichen freilich nicht:

"Tanzen ist zuerst Berufung, dann wird es ein Beruf."

Margarida Netto, Tanzstudentin

Margarida möchte nach ihrem Abschluss an der Stiftung „die ganze Welt sehen und mit so vielen Tänzern und Choreographen wie möglich zusammenarbeiten.“ Auch Christoph möchte beruflich noch „viel ausprobieren“, um dann in einer Compagnie zu bleiben, in der es ihm am besten gefällt.

Studienwahl - Berufswahl

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik München und dem Bayerischen Staatsballett ergibt sich in München ein Ballett-Ausbildungsdreieck mit Berufschancen, das seinesgleichen sucht. Fast alle Absolventen der Bosl-Stiftung haben sofort nach ihrem Abschluss ein Engagement bekommen. Natürlich bedeutet eine klassische Tanzausbildung für die meisten, schon als Kind viel Zeit zu opfern und enorme Disziplin mitzubringen. Doch es gibt auch Möglichkeiten für diejenigen, die erst mit oder nach dem Abitur bzw. dem Schulabschluss entscheiden, dass ihnen Tanz etwas bedeutet und zum Beruf werden könnte. Hochschulen, zum Beispiel, in Frankfurt oder auch freie Compagnien erlauben es, auch ohne oder mit einer spät begonnen klassischen Ausbildung Tänzer zu werden.

"Alle Menschen können tanzen, bei manchen ist es nur verschüttet… Tänzer, Musiker, Maler, Schriftsteller, Architekten, sie alle tragen zur Wahrnehmungsfähigkeit und Empfindsamkeit im Leben bei. Eine Gesellschaft, die das nicht hat, wird roh. Roh zueinander, roh zu sich selbst."

Ivan Liska

Tanzstudium eröffnet ein breiteres Berufsfeld, als "nur" Tanz

Ein Tanzstudium, vor allem ein klassisches, ist knallhart, und die beruflichen Aussichten sind unberechenbar – wenn’s aber klappt, öffnet es die Welt, bietet die Chance, in einem beispiellos internationalen Umfeld zu arbeiten und Bedeutsames zu leisten. Ein Tanzstudium bietet darüber hinaus auch noch andere Berufsmöglichkeiten, z.B. im Lehrbereich, als Choreograph oder in der Physiotherapie.

"Wir müssen den Weg zu unserem Glück selbst finden und nicht anderswo suchen. Wir haben ihn in uns. Es ist nur der gewohnte Trott, der uns nicht zu uns selbst kommen lässt."

schließt Bosl-Leiter Ivan Liska.

Links zum Tanzstudium:


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